Telekom Baskets Bonn Das neue Puzzleteil soll besser passen

BONN · In der Geschäftsstelle der Telekom Baskets Bonn steht heute ein Mitarbeiter unter ständiger Beobachtung: das Fax-Gerät. Beim Basketball-Bundesligisten wartet man vor der Partie gegen die Walter Tigers Tübingen (Donnerstag, 19.30 Uhr, Telekom Dome) auf die Lizenz für Neuzugang Marqus Blakely.

Der 24-Jährige hatte seine Freude über den neuen Arbeitgeber schon am Montag via Twitter kundgetan: Christmas came early - Verfrühte Weihnachten, stand da. Und im Anhang befand sich ein Foto des ausverkauften Telekom Domes. Blakely hatte sich also schon mal mit seiner näheren Zukunft befasst.

Gestern folgte dann die offizielle Bekanntgabe des Nachfolgers von Patrick Ewing jr., von dem sich der Verein vergangene Woche durch eine Vertragsauflösung getrennt hatte. Damit sind die Baskets recht schnell fündig geworden bei dem Versuch, für ihr Puzzle doch noch ein passenderes Teilchen zu finden, als es Ewing offenbar gewesen ist. Das ist auch bitter nötig, denn der aktuelle Tabellenplatz 14 ist in etwa so weit von den Ansprüchen der Baskets entfernt wie Blakely es gestern noch vom Hardtberg war.

Am Nachmittag stieg der Forward ins Flugzeug, heute soll er die medizinischen Tests bei den Mannschaftsärzten absolvieren und am Abend gegen Tübingen schon dabei sein - wenn alles glatt läuft. "Zwischen den Feiertagen ist es nicht so einfach, alle Unterlagen für die Spielberechtigung zusammen zu bekommen", sagte Koch gestern. Der Trainer würde Blakely auf jeden Fall einen Einstand vor heimischen Publikum wünschen. "Ein paar Minuten könnte er uns sicher schon geben", glaubt der 46-Jährige.

[kein Linktext vorhanden]Blakely stand zuletzt beim NBA-Team Los Angeles Clippers unter Vertrag, verließ den Verein jedoch Mitte Oktober 2012, ohne ein reguläres Saisonspiel absolviert zu haben. Zuvor war in 2012 in der 1. Liga der Philippinen für B-Meg Llamados aktiv, wo er in 22 Spielen durchschnittlich 22 Punkte machte und 13 Rebounds holte.

Seit Mitte Oktober ist er vereinslos. Ein selbstgewähltes Schicksal, das sich jetzt als Glück für die Baskets erwies. Der athletische Mann aus New Jersey habe sich, so erklärt Koch, bewusst gegen ein Engagement in der D-League entschieden, um auf einen anderen Vertrag zu warten. Denn Spieler, die im Unterbau der NBA unter Vertrag stehen, müssen mit einer Ablöse (30.000 Dollar) "freigekauft" werden. Mit dieser Regelung hat die D-League vor einigen Jahren dem Raubbau an ihren Clubs einen Riegel vorschieben wollen. Blakely war das Risiko eingegangen, zu warten statt zu spielen.

Für einen positionsbezogenen Ewing-jr.-Ersatz - Ewing spielte die beiden größten Basketball Positionen Power Forward und Center (siehe Info-Kasten) -, ist Blakely relativ klein, wenn nicht zu klein. Koch erklärt, warum er sich trotzdem für den 1,96-Meter-Mann entschieden hat: "Wir wollten einen sehr beweglichen Power Forward haben. Mit unserem Budget hätten wir jetzt eher keinen Spieler bekommen, der zusätzlich Center spielen kann und der trotzdem nicht zu schwerfällig ist. Also lieber einer, der die Vierer der Liga verteidigen kann."

Heute steht also gegen Tübingen die zweite Bewährungsprobe nach der Trennung von Ewing jr. an. Zieht man Schlüsse aus dem bisherigen Saisonverlauf, ist es vermutlich die schwerere Aufgabe als das Spiel beim Liga-Primus Bamberg am vergangenen Samstag, das die Bonner nach einer starken Leistung mit 78:92 verloren. Schwerer Gegner, starke Baskets - leichter Gegner, nachlässige Baskets.

So könnte man sagen. Mike Koch unterteilt die Spiele lieber in strukturierte und weniger strukturierte Gegner. "Und die strukturierten liegen uns deutlich mehr." Tübingen kann beides. "Man muss gegen sie immer auf der Hut sein", so Koch, der sein Team in dieser Woche noch extremer als sonst auf den Gegner vorbereitete. "Wir hatten dafür mal wieder mehr Zeit als in den Wochen mit EuroChallenge-Spielen. Außerdem stand die Defense m Mittelpunkt."

Auch da soll Blakely ein Faktor werden. Seine Verteidigungs-Meriten lesen sich vielversprechend: In seiner Collegezeit an der University of Vermont wurde er gleich dreimal zum "America East Defensive Player of the Year" gewählt.

Auch wenn die leichten Spiele bisher die schweren für die Baskets waren, lässt sich nach der Bamberg-Partie doch eines sagen: Es könnte ein Schritt in die richtige Richtung gewesen sein. Die Struktur, aus der Ewing jr. häufig ausgebrochen war, gab anderen nun wieder Halt: David McCray oder Benas Veikalas etwa machten deutliche Schritte zu alter Form und Stärke.

Wie kann ein Neuer, der noch nicht in Europa spielte, helfen? "Marqus ist ein anderer Spielertyp als Patrick. Ich vergleiche ihn gerne mit Tony Gaffney", sagt Koch, "Marqus definiert sich nicht über seinen Angriff. Er wird überall auftauchen, überall helfen." Punkte, Rebounds, Assists, Steals, Blocks - seine Statistiken sind ohne Nullnummer. Koch macht sich also keine Sorgen um neuerlichen Strukturverlust. Und sollte Blakely tatsächlich schon heute Abend ein Telekom-Baskets-Trikot tragen, könnte er gegen Tübingen sein Debüt geben. "Dann werden wir zwei oder drei einfache Systeme spielen", sagt Koch, "die kann er sich leicht und auf die Schnelle merken."

Aber zuerst muss das Faxgerät seine Arbeit erledigen.

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