Lawrence will die Baskets ins Halbfinale führen "Dafür lebst du als Basketballer"

BONN · Es ist leise im Telekom Dome. Noch liegt die Konzentration der Trainingseinheit über dem Parkett. Manchmal quietscht ein Schuh auf dem Hallenboden, Bälle sorgen für die eigentliche Geräuschkulisse; prallen auf den Boden oder gegen eine der beiden Korbanlagen. Tag eins nach dem vergebenen Matchball der Telekom Baskets im Playoff-Viertelfinale um die deutsche Basketball-Meisterschaft gegen ratiopharm Ulm.

An der Mittellinie sitzt Eugene Lawrence auf einer grünen Gymnastikmatte und beendet die Trainingseinheit mit der Routine für die Muskulatur. Sein Gesichtsausdruck ist ernst. Neben dem Spielmacher der Telekom Baskets sitzt Trainer Mathias Fischer und spricht mit seinem verlängerten Arm auf dem Feld. Über die 73:86-Niederlage in Spiel vier in Ulm. Darüber, wie es dazu kam, und über das, was in Spiel fünf am Mittwoch (20 Uhr, Telekom Dome) anders laufen soll und muss.

"Wir haben einfach nicht mit der richtigen Intensität angefangen. Hatten ein paar üble Ballverluste", sagt Lawrence später und überlegt kurz. "Ich muss einen besseren Job machen und mein Team besser führen", richtet er die Kritik gegen sich selbst. "Wir haben auf die offensive Intensität der Ulmer nicht die richtige Antwort gefunden. Sie haben ein paar gute Würfe getroffen, und wir haben Fehler in der Defensive gemacht. Aber das Schlimmste waren die 20 Ballverluste", sagt er mit so ruhiger Stimme, dass man kaum glaubt, dass ihm der Fehler, den er sich dann ankreidet, passiert sein soll: "Ich hätte das Spiel zwischendurch einfach mal verlangsamen müssen. Das Tempo besser dosieren."

Dass er die Kontrolle über das Spiel an die Ulmer abgeben musste, das ärgert ihn immer noch. "Wir haben Ulm und die Halle ins Spiel kommen lassen. Das hat sich dann hochgeschaukelt." Pausenlos pfiffen die Ulmer Zuschauer während der Bonner Angriffe, bei Lawrence besonders laut. "Das ist mir völlig egal. Das stachelt mich nur an", sagt er.

Am Mittwoch hat er wieder die Unterstützung der ganzen Halle. Erhöht das Heimrecht den Druck? Seine spontane Antwort ist ein breites Lächeln. Dann sagt er: "Dafür lebst du doch als Basketballer. Davon träumst du als Sportler. Es ist eine Schande, dass wir Spiel vier verloren haben. Aber jetzt haben wir noch eine Chance - und das vor unseren eigenen Fans. Das sollte doch jedem ein gutes Gefühl geben. Mehr Druck im Heimspiel? Sicher nicht."

Der 28-Jährige hat sich in den Playoffs beinahe überall noch einmal verbessert. Mehr Assists, mehr Punkte, bessere Trefferquoten. Hat er nie Nervenflattern oder die Befürchtung, dass ein wichtiger Wurf nicht so fallen könnte, wie er es wünscht? "Nein. Wenn ich werfe, dann weiß ich, dass es eine gute Entscheidung ist. Ich minimiere ja vorher das Risiko. Ich nehme nicht allzu viele schlechte Würfe - ein oder zwei vielleicht, wenn ich einen Wurf mit Ablauf der Uhr nehmen muss oder so was."

Neues Spiel, neues Glück. "Wir glauben an uns", sagt Lawrence. "Das haben wir schon auf der Heimfahrt wieder getan. Wir sind ein echtes Team. Wir halten zusammen. So ist auch unser Spiel angelegt. Zusammenhalten, den Ball laufen lassen. Am Mittwoch wird es wieder eine komplett andere Partie sein als am Sonntag. In einer anderen Atmosphäre." Spiel fünf. Es geht um alles. "Do or die" sagt der Basketballer. Pathetisch: Gewinnen oder sterben. Sportlich: Sieg oder Saisonende. Ein Spiel wie gemacht für den Mann aus Brooklyn. Lawrence Spitzname hat sicherlich auch mit seinem Körperbau zu tun. Der 1,84-Meter-Mann wiegt muskulöse 105 Kilo. Aber der Name, den ihm seine Freunde zu Hause in New York gegeben haben, meint auch seinen Habitus: Built for tough - frei übersetzt: Gemacht für die entscheidenden Situationen. Oder: Wenn's schwierig wird, dann geht er voran.

Die Statistiken beweisen, dass die Spitznamengeber aus Brooklyn recht haben. Am Mittwoch zählt's wieder.

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