Telekom Baskets Coach Krunic bremst die Euphorie

BONN · Nach dem Überraschungserfolg gegen die Bayern warten englische Wochen auf die Telekom Baskets.

 Hatten den starken Bayern nicht viel entgegen zu setzen: Josh Mayo (links) und Ryan Thompson.

Hatten den starken Bayern nicht viel entgegen zu setzen: Josh Mayo (links) und Ryan Thompson.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Rundum glücklich ist wohl die passende Beschreibung für den augenblicklichen Gemütszustand der Telekom Baskets Bonn. Der überraschende 95:83-Sieg gegen den Meisterschaftskandidaten FC Bayern München hat den Basketball-Bundesligisten und allen voran seine Fans in Euphorie versetzt. Denn so recht überzeugt waren sie bisher noch nicht, ob diese Mannschaft in der Lage ist, die verkorkste vergangene Saison vergessen zu machen. Seit Dienstag ist das schlagartig anders.

So laut und so emotional ging es schon lange nicht mehr auf dem Hardtberg zu. Auslöser war eine Vorstellung der Profis um Trainer Predrag Krunic, die man ihnen so nicht zugetraut hatte. Insbesondere die Defensive, bis dahin das Sorgenkind Krunics, überzeugte auf der ganzen Linie und kaufte den Münchnern buchstäblich den Schneid ab.

Es könnte die Initialzündung für eine erfolgreiche Saison gewesen sein. Freudetrunken mischten sich die Spieler nach der Schlusssirene unter die Fans auf der Stehtribüne. Auch das hat es lange nicht mehr gegeben. Der so oft zitierte Baskets-Spirit war in diesem Moment so lebendig wie selten zuvor. Große Freude auch bei Wolfgang Wiedlich. „Ich denke, so ein unerwarteter Triumph, der nicht durch Glück, sondern durch Leistung zustande kam, puscht das Selbstbewusstsein des Teams“, sagte der Baskets-Präsident, „und das Live-Erlebnis in der Halle war noch einmal etwas ganz Spezielles.“ Das sei eine Art „Glückshormon-Ausschüttung für alle“ gewesen.

Der Erfolg gegen die Bayern vor den Augen von Krunics Vorgänger Silvano Poropat war Resultat einer geschlossenen Mannschaftsleistung, aus der zwei Spieler herausragten: Ryan Thompson und Josh Mayo. Thompson war mit 32 Punkten der Spieler des Abends. Wenn der ehemalige Bamberger einmal heiß läuft, ist er durch nichts und niemanden zu stoppen – und wenn, dann nur durch Fouls. 14 seiner Punkte sammelte er an der Freiwurflinie. Wie Thompson stand Mayo 35 Minuten auf dem Parkett und bewarb sich als Nachfolger für den Duracell-Hasen. Der kleine Spielmacher wirbelte unermüdlich über das Parkett, spielte einen Anton Gavel an die Wand, und schien einfach nicht müde zu werden.

Der Baskets-Coach sieht das mit Wohlwollen, aber auch mit Sorge. „Solche Spiele kosten viel Kraft. Auf Dauer geht das an die Substanz“, sagte er und sprach damit die angespannte Personalsituation auf den kleinen Positionen an, die angesichts des straffen sportlichen Programms zum Problem werden könnte. Offenbar sind die Bonner kurz davor, einen Ersatz für den längerfristig verletzten Konstantin Klein zu verpflichten. Ein Kandidat soll Lorenzo Brown sein. Der Point Guard hat unter anderem in der nordamerikanischen Profiliga NBA für die Philadelphia 46ers und Minnesota Timberwolves gespielt.

Mit Beginn der Zwischenrunde im Fiba Europe Cup warten wieder einige englische Wochen auf die Baskets. Am Sonntag geht es zunächst in der Bundesliga mit dem Heimspiel gegen Rasta Vechta weiter (Sonntag, 18 Uhr), am nächsten Mittwoch (19.30 Uhr) ist Apoel Nikosia in Bonn zu Gast, am 17. Dezember geht es zum Meister nach Bamberg und drei Tage später nach Oberwart (Österreich).

Da wundert es auch nicht, wenn der Bonner Coach nach dem Erfolg gegen die Bayern auf die Euphoriebremse tritt. Krunic: „Am Dienstagabend durften wir feiern, aber das waren nur zwei Punkte. Jetzt müssen wir weiterarbeiten und uns auf den nächsten Gegner konzentrieren.“ Thema in den kommenden Gesprächen mit der Mannschaft werde sein, die positiven Dinge und den Schwung mitzunehmen. „Ich war überzeugt davon, dass das Team gegen die Bayern eine sehr gute Verteidigung spielen würde. Unser Anspruch muss sein, in den nächsten Spielen daran anzuknüpfen“, erklärte Krunic.

Der Erfolg gegen München ließ die Baskets nicht nur auf Tabellenplatz fünf springen, sondern verbesserte auch die Bonner Chancen, sich für den Pokalwettbewerb zu qualifizieren. Das Top-Four-Turnier findet am 18./19. Februar in Berlin statt. Vorgeschaltet ist eine Qualifikationsrunde, in der die besten sechs Mannschaften der Hinrunde die Top–Four-Teilnehmer ausspielen. Sollte dazu Ausrichter Alba Berlin gehören, der automatisch am Top Four teilnimmt, ist auch der HinrundenSiebte bei der Qualifikation dabei.

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