Telekom Baskets Bonn Chylinski muss gehen, Hall kommt

Bonn · Die Telekom Baskets Bonn haben auf die Niederlagenserie reagiert und den Amerikaner Langston Hall verpflichtet. Gleichzeitig wurde der Vertrag mit Michal Chylinski aufgelöst.

 Die Telekom Baskets verloren gegen Frankfurt ihr sechstes Pflichtspiel in Folge.

Die Telekom Baskets verloren gegen Frankfurt ihr sechstes Pflichtspiel in Folge.

Foto: Jörn Wolter

Es hat lange gedauert, aber die Telekom Baskets haben auf die Zwölf-Niederlagen-Serie reagiert: Der Pole Michal Chylinski muss den Verein verlassen, es kommt der US-Amerikaner Langston Hall, der zuletzt beim italienischen Erstligisten Pallacanestro Cantù unter Vertrag stand. Der kriselnde Basketball-Bundesligist strebt zudem eine weitere Nachverpflichtung an.

"Ein weiterer Neuzugang ist wahrscheinlich, wann genau der kommen wird, können wir noch nicht sagen", erklärte Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich. "Der Spieler muss halt passen." Trainer Mathias Fischer beschrieb das Anforderungsprofil: "Uns fehlt aktuell noch jemand, der an beiden Enden des Feldes seine Athletik einbringt, erfolgreich reboundet und offensiv konsequent den gegnerischen Korb attackieren kann."

Mit Halls Verpflichtung geht auch ein Wechsel auf den kleinen Positionen einher: Pointguard-Backup Rotnei Clarke, der im Spielaufbau selten wirklich überzeugen konnte, rückt auf die Chylinski-Position des Shooting Guards, wo seine gefährlichste Waffe, der schnellste Dreierwurf im Bonner Team, deutlich besser zur Geltung kommt.

Hall soll Geno Lawrence entlasten, gilt ebenfalls als Pass-first-Pointguard, der das Spiel gut organisiert, ist aber auch mit einem gefährlichen Distanzwurf ausgestattet. Er ist gestern in Bonn angekommen, aber für die inzwischen wertlose Eurocup-Partie am morgigen Mittwoch gegen Nanterre noch nicht spielberechtigt.

Der Vertrag mit Chylinski konnte aufgelöst werden, weil er mit einer Option versehen worden war, nachdem der Pole verletzt aus der EM-Vorbereitung der Nationalmannschaft nach Bonn gekommen war. "Wir wollten diesem erstklassigen Spieler und uns eine Chance nach seiner Genesung geben", sagt Sportmanager Michael Wichterich.

"Aber es hat sich leider nicht so entwickelt, wie es wünschenswert gewesen wäre." Die Baskets hatten nicht nur Geduld, sondern auch einen Ersatzmann in den polnischen Nationalspieler investiert. Jimmy McKinney war als Übergangslösung geholt worden für die Zeit, während der an Chylinskis Einsatz nicht zu denken war. Dann verletzte sich auch noch Isaiah Philmore.

"Sein Ausfall wog tatsächlich schwerer, als wir uns das zu Saisonbeginn vorgestellt hatten", so Wichterich. Der Vertrag mit Xavier Silas wurde aufgelöst, der mit McKinney verlängert, Chylinski rückte ins Team - ohne je richtig fit zu wirken. Da war die Balance aus sportlicher Sicht schon längst verloren.

"Das Ganze hat sich dann irgendwie verselbstständigt", sagt Wichterich. "Eins nach dem anderen kam dazu und du denkst, irgendwann muss es auch wieder anders herum gehen..." Ging es aber nicht. Die Mannschaft fand den Schalter nicht, der Trainer auch nicht. Ein externer Reiz musste her. "Eine solche Situation ist in 20 Jahren Neuland für uns", sagt Wolfgang Wiedlich. Es gebe Notlagen, "da muss man sich wirtschaftlich bis zur Decke strecken", sagt der Baskets-Präsident, "und dann gibt es solche, da muss man durch die Decke durch". Das vorläufige Ergebnis aus sportlichem Bedarf, Spielermarktlage und eigenen wirtschaftlichen Möglichkeiten sei die Verpflichtung von Langston Hall.

Wichterich ist gemeinsam mit Fischer für die Konstruktion der Mannschaft verantwortlich und sagt dann auch selbstkritisch: "Wir haben sicher nicht alles richtig gemacht. Es wäre lächerlich, das zu behaupten. Es ist einiges diskutabel, und letztlich ist das Team als Summe der Einzelnen defensiv nicht gut genug. Aber ich denke, wir haben die Situation jetzt gut gelöst."

Vom Charakter seines Teams war er ohnehin überzeugt: "Viele andere Teams wären innerlich auseinandergebrochen. Wir nicht. Das ist eine Qualität, die mich sicher sein lässt, aus dieser Situation wieder herauszukommen", sagt Wichterich, der das Team gestern Vormittag über die Veränderungen in Kenntnis setzte. "Natürlich waren da gemischte Gefühle. Die Spieler verlieren einen guten Teamkameraden. Aber ich denke, da ist auch das Wissen, dass eine Änderung Sinn macht."

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