Ruhe bewahren ist die oberste Tugend

Um von der Maulkorb- und Anleinpflicht befreit zu werden, müssen in Bonn einige Rassen einen Test meistern - Am Poststadion werden auch sogenannte Kampfhunde auf ihre Aggressionsbereitschaft geprüft

  Brav und gesittet  sollen die Hunde an Herrchens Leine den Zebrastreifen überqueren. Das will geübt sein

Brav und gesittet sollen die Hunde an Herrchens Leine den Zebrastreifen überqueren. Das will geübt sein

Foto: Heinz Engels

Bonn. Kein Knurren, kein Murren: Friedlich quert Tequilla mit seinem Herrchen die Straße, hintendrein zuckelt Cleopatra über den Zebrastreifen. Rex und Lady schließen sich einträchtig an. Auch an der Tankstelle am Verteilerkreis, wo es laut ist und zahlreiche Zuschauer um die Hundehalter herumtänzeln, lassen sich die Vierbeiner nicht aus der Ruhe bringen - fast so, als wüssten sie, was für sie heute auf dem Spiel steht: Für die Bordeaux-Dogge, den American Staffordshire Terrier, den Mischling und die Rottweiler-Hündin ging es am Donnerstag um nicht weniger als die Befreiung von der generellen Maulkorb- und Anleinpflicht.

Nach der Landeshundeverordnung müssen Tiere, die den Anlagen I (sogenannte Kampfhunde) und II (Hütehunde, etc.) angehören, einen Verhaltenstest meistern, um ohne Maulkorb und in weniger dicht besiedelten Gebieten auch ohne Leine herumlaufen zu dürfen. Um überhaupt einen Hund dieser Rassen halten zu können, fordert das Ordnungsamt einen Sachkundenachweis. Erst dann können Halter ihre Hunde zum Verhaltenstest anmelden, erklärte Günter Dick vom Bonner Ordnungsamt. Der Test werde rund 100 Mark kosten. "Fest steht, dass wir die Hunde - in welcher Form auch immer - regelmäßig überprüfen werden." Im Sommer würden dann auch Hunde anzeigepflichtig, die über 20 Kilogramm wiegen und deren Schulterhöhe 40 Zentimeter übersteigt.

Für die Halter sind Maulkörbe und die Anleinpflicht schlicht Tierquälerei. "Der Maulkorb löst doch Verhaltensauffälligkeiten aus", meinte Ursula Menzel, die mit Rottweiler-Hündin Lady an dem Test teilnahm. Auf ihren American Staffordshire Terrier lässt Carola Feld nichts kommen. "Cleo ist total lieb, hat noch keinem Hund etwas getan. Andererseits ist sie schon mal von einem Cocker-Spaniel gebissen worden." Nach dem Verkehrs-Check zeigte sich Hannelore Rohleder, stellvertretende Leiterin des Veterinäramtes, zufrieden: "Alle getesteten Hunde haben die Prüfung gut überstanden". Nur ein American Staffordshire-Terrier sei ausgemustert worden: Das Tier vertrug sich offenbar nicht mit den anderen Hunden.

Um das Verhalten der Hunde zu prüfen, konfrontierte Rohleder die Hunde unterschiedlicher Rasse- und Geschlechtszugehörigkeit am Poststadion mit unruhigen Situationen. Ob ein entgegenkommender Jogger, der abrupt wendet und auf den Hund zurennt, eine hektische Menschenmenge oder laute Geräusche - stets musste das Tier gelassen reagieren. "Weicht der Hund in nur einem Prüfungspunkt von den geforderten Kriterien ab, gilt der Test als nicht bestanden", sagte Rohleder.

Anmeldungen zum Verhaltenstest sind beim Ordnungsamt unter (02 28) 77 33 68 oder (02 28) 77 27 72 möglich.

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