Telekom Baskets Bonn zittert sich zum Sieg gegen Vechta

Vechta · Die Telekom Baskets Bonn haben das Auswärtsspiel gegen Rasta Vechta 77:70 gewonnen. Die Mannschaft von Trainer Predrag Krunic tat sich gegen das Schlusslicht allerdings lange schwer.

Wer ein Fan von Ojars Silins ist, der hatte doppelten Grund zur Freude. Nach einer lange zähen Vorstellung der Telekom Baskets beim Tabellenletzten Rasta Vechta raubte der Lette, kalt wie das Klima seiner Heimat, den Hausherren von der Dreierlinie aus die Hoffnung auf ihren zweiten Saisonsieg. Drei Silins-Dreier in den letzten beiden Minuten trafen Rasta so hart, dass sich der Aufsteiger davon nicht mehr erholte.

Der 77:70 (11:17, 18:20, 23:16, 25:17)-Sieg und der Saisonverlauf von Matchwinner Silins weisen durchaus Parallelen auf. Denn seit Silins' Kurzvertrag nach überzeugenden Leistungen bis zum Saisonende verlängert worden war, lief es auch für ihn insgesamt eher überschaubar. Nach der Partie wirkte er erleichtert, obwohl der kühle Kopf schon wieder analysierte: "Es war genauso hart wie im Hinspiel. Schwer zu glauben, dass Vechta erst ein Spiel gewonnen hat. Unsere Pick-and-Roll-Defense war in der ersten Halbzeit grauenhaft, das haben wir zum Glück verbessert", sagte der Bonner Flügelspieler und fand nicht, dass drei Dreier in zwei Minuten eine große Sache sind: "Ich hatte in der ersten Halbzeit nicht getroffen. Irgendwann mussten die Dreier ja mal fallen."

Geduld ist das Stichwort. Denn das war das Einzige, was die Telekom Baskets Vechta zunächst entgegenhielten. Die Hausherren profitierten vom Trainerwechsel - Douglas Spradley war unter der Woche für Andreas Wagner gekommen - und nutzten die Schwierigkeiten, die die veränderte Situation Bonn bei der Vorbereitung auf die Partie gemacht hatte. Der neue Trainer hatte nicht nur die Startformation umgestellt. Die Baskets benötigten einige Zeit, um sich darauf einzustellen.

Zur Pause lag die Trefferquote der Baskets bei 25 Prozent, erst ein Dreier von Florian Koch kurz vor Viertelende brachte die Baskets überhaupt in den zweistelligen Punktebereich (11:17, 9.). Die Energie und Aggressivität, mit der Rasta hier um einen Strohhalm spielte, durfte die Baskets nicht überraschen, aber es dauerte eine Weile, bis die Gäste das eine oder andere Spradley-System entschlüsselt hatten.

Insbesondere Devin Searcy stellte die Defense der Mannschaft von Trainer Predrag Krunic vor Probleme. Da war es wenig hilfreich, dass Baskets-Center Julian Gamble nach knapp acht Minuten schon zwei Fouls auf dem Konto hatte und mit der Härte seiner Defense ein bisschen haushalten musste. Koch eröffnete das zweite Viertel, wie er das erste beendet hatte: per Dreier zum 14:17. Doch die Hausherren hatten längst herausgefunden, dass hier tatsächlich ihr zweiter Saisonsieg möglich war und ließen nicht locker. Im Gegenteil: Sie kamen ins Rollen - und für die Baskets begann es, gefährlich zu werden. Bei acht Punkten Rückstand und 29:37 kam die Halbzeit gerade zur rechten Zeit.

Krunic nutzte sie ganz offensichtlich, um seinem Team klarzumachen, was er erkannt hatte und wie er gedachte, darauf zu reagieren. Zwei Freiwürfe von Ryan Thompson, einen von Yorman Polas Bartolo, einen Dunk von Julian Gamble und fünf Punkte von Josh Mayo später sah sich Spradley veranlasst, eine Auszeit zu nehmen. Es nützte nichts, die Baskets waren im Spiel, und Mayo besorgte per Dreier die erste Bonner Führung (42:41, 23.). Rasta wehrte sich weiter, aber es zeichnete sich ab, dass sich die Bonner Geduld und der Glaube an die eigene Stärke sich hier würde auszahlen können. Dennoch rettete Vechta einen Punkt Vorsprung in die letzte Viertelpause (53:52).

Den Schlussdurchgang eröffnete Silins mit einem vergebenen Dreier - dem letzten, den er vergab. Fünf Minuten vor Schluss verkürzte er auf 57:62 und es schien, als hätte er seinem Team ein Zeichen gegeben: Genug Geduld, jetzt machen wir ernst. Thompson klaute den Ball, Mayo nahm ein Offensivfoul auf und Silins brach den letzten Widerstand. Vechta blieb nur noch das taktische Mittel des Fouls, aber Bonn brachte den Ball in die Hände des sicheren Freiwerfers Thompson - und der wurde seinem Ruf gerecht.

"Ich wusste schon vorher, dass dies ein schwieriges Spiel wird, da Vechta über viel Qualität verfügt. Doug hat im Vorfeld einen guten Job gemacht, sein Team war sehr gut auf uns eingestellt", erklärte Krunic nach dem Spiel. "Glückwunsch an meine Spieler, die ein schweres Auswärtsspiel gewonnen haben. Nach der ersten Halbzeit haben wir es besser verstanden, was heute zu tun ist, um den Sieg nach Hause zu bringen."

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