Saporta-Cup Baskets spielen sich in Pezinok den Frust von der Seele

Pezinok · Das Tor zum Viertelfinale im europäischen Saporta-Cup steht für die Telekom Baskets Bonn weit offen. Dienstagabend siegte der Basketball-Bundesligist im Achtelfinal-Hinspiel bei Slovakofarma Pezinok nach einer grandiosen Leistung mit 110:93 (27:22, 34:14, 23:23, 26:34) und kann dem Rückspiel am kommenden Dienstag in der Bonner Hardtberghalle (19.30 Uhr) mehr als optimistisch entgegensehen. Dann würde den Bonnern schon eine Niederlage mit höchstens 16 Punkten zum Weiterkommen reichen.

Was für ein Spiel der Baskets. Tief muss der Frust über die bittere Niederlage in der Bundesliga gegen Leverkusen bei ihnen gesessen haben. Vom ersten Sprungball weg war ihnen anzumerken, dass sie sich diesen Frust von der Seele spielen wollten. Allen voran MC Mazique (14 von 19 Punkten vor der Pause) und der kleine Bonner Spielmacher Mark Miller wirbelten das Team des fünffachen slowakischen Meisters durcheinander.

Standpauke von Soce

Dabei hatte Miller gar nicht in der Startformation gestanden, war von seinem Trainer aus disziplinarischen Gründen auf der Bank gelassen worden. Miller hatte in der letzten Woche seinen USA-Aufenthalt eigenmächtig um einen Tag verlängert. Wie immer man diese Maßnahme bewerten mag, bei Miller setzte sie Riesenkräfte frei. Nach einer kurzzeitigen Verletzung von Paul Burke war Soce gezwungen, den 25-Jährigen einzuwechseln. Der bedankte sich mit 18 seiner 29 Punkte in der ersten Halbzeit.

Stark auch die Leistung von Miller in der Verteidigung: vor der Pause fünf Ballgewinne, insgesamt sieben. Überhaupt die Verteidigung. Gegen Leverkusen war sie noch die Schwachstelle im Bonner Spiel, am Dienstag machte sie die Slowaken mürbe. Allen voran Aramis Naglic, der von Sinisa Kelecevic, Igor Perica oder MC Mazique unter dem Korb nicht zum Zuge kam und dann an der Freiwurflinie Wirkung zeigte. Oder Aufbauspieler Dragan Ristanovic, der von Burke, Hurl Beechum oder Miller gehetzt wurde.

Die Baskets stellten eindeutig das bessere Team, spielten verwirrende Kombinationen und waren meist einen Schritt schneller. Und wenn man so gut spielt, klappen auch scheinbar unmögliche Dinge. Maurizio Pratesi nahm eine Sekunde vor der Pause aus elf Metern Maß und versenkte den Ball zum Schrecken der 1 500 Fans per Dreier im Korb. Nur die elf Anhänger aus Bonn, die den weiten Weg in die Slowakei nicht gescheut hatten, jubelten.

Kurz nach dem Wechsel führte Bonn gar beim 74:44 mit 30 Punkten, nachdem Burke mit einem Dreier getroffen hatte. Um überhaupt noch einmal ins Spiel zu kommen, versuchten es die Gastgeber jetzt ihrerseits zunehmend aus der Distanz, und hatten damit Erfolg.

Micuda, Lake und Stec trafen und verkürzten auf 57:81 (28.). Aber die Gäste hielten den Vorsprung zunächst durch zwei Dreier von Miller und einen von Pratesi (93:67/32.). Aber Pezinok zog noch einmal alle Register, verteidigte aggressiver und verkürzte den Rückstand ein wenig. Naglic und Ristanovic setzten sich jetzt besser in Szene, und auch der bis dahin schwache Center Melvin Simon trumpfte auf. Beim 80:98 durch Ristanvoic war Pezinoks Rückstand erstmals wieder unter 20 Punkten (36.).

Wie objektiv die Zuschauer waren, zeigten sie nach dem herrlichen Alley-hoop von Miller (Mazique hatte gepasst). Viele applaudierten, manche sprangen dabei sogar auf. Die Bonner verloren in der Schlussphase etwas ihre Konzentration und Kontrolle. Kelecevic war schon früh mit dem fünften Foul vom Feld gegangen, während Burke von Soce geschont wurde. Weitere Foulprobleme kamen hinzu, so dass die Verteidigung nicht mehr so zupacken konnte. Am Ende aber kam der klare Erfolg nie mehr in Gefahr.

"Meine Mannschaft hat sehr gut gespielt, in der ersten Halbzeit vor allem in der Verteidigung", war Soce sehr zufrieden. In der Vorbereitung auf das Spiel hatte er nach eigener Aussage Tacheles geredet. Soce: "Ich bin so hart wie lange nicht mehr gewesen. Meine Mannschaft muss noch professioneller auftreten, vor allem auf europäischem Parkett. Die Ansprache scheint geholfen zu haben." Zum Selbstläufer werde das Rückspiel trotz des deutlichen Erfolges aber nicht. "Alle haben gesehen, wie gut diese Mannschaft spielen kann, wenn man sie lässt. Wir werden zu hause noch härter spielen müssen", warnte Soce.

Pezinok: Kuznecov 2, Lukjane, Micuda 8 Punkte/1 Dreier, Stec 13/1, Weiss, Lake 11/1, Simon 23/1, Naglic 19, Ristanovic 17/3.

Bonn: Josipovic 5, Perica 12, Kelecevic 10, Beechum 14, Burke 9/1, Mazique 19, Miller 29/3, Pratesi 12/2, Klepac.

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