Start-Ziel-Niederlage in Ulm Baskets müssen ins fünfte Viertelfinal-Spiel

Ulm · Von Anfang an lief für die Bonner Basketballer im vierten Spiel des Playoff-Viertelfinals nicht viel zusammen. Am Ende steht eine klare 73:86-Niederlage in Ulm, die damit die Serie zum 2:2 ausgleichen. Am Mittwochabend kommt es in Bonn zum entscheidenden fünften Spiel ums Halbfinale.

Das war ein Satz mit X für die Telekom Baskets Bonn, die ursprünglich an diesem Sonntagnachmittag in Ulm den Halbfinal-Einzug in den Playoffs perfekt machen wollten. Doch daraus wurde nichts – zu stark präsentierte sich der Gastgebener, zu unkonzentriert traten die Mannen von Bonns Trainer Mathias Fischer von Beginn an auf.

Denn schon die Anfangsphase verschliefen die Baskets– wie schon in Spiel drei am vergangenen Freitag. Acht Ballverluste im ersten Viertel führten zu einfachen Punkten für Ulm. Die Gastegeber zwangen die Baskets oben drein zu schwierigen Würfen und starteten in Gänze aggressiver ins Spiel. Das Resultat nach Per Günthers Dreier in der fünften Minute: eine deutliche 17:6-Führung.

Dann sah es kurz zu aus, als würden die Baskets aufwachen. Der einmal mehr stärkste Bonner auf dem Feld, Eugene Lawrence (15 Punkte, acht Vorlagen am Ende), traf im Gegenzug den ersten Bonner Dreier, gleich mit der nächsten Aktion nutzte Ryan Brooks einen Ballverlust des Ulmer Brious Rush, versenkte den Korbleger, zog das Foul und traf auch den fälligen Freiwurf. Plötzlich waren es nur noch fünf Punkte Rückstand (17:12), den die Baskets trotz anhaltender Probleme beim Ballvortrag und in der Verteidigung bis zur ersten Viertelpause kaum anwuchsen ließen (22:16). Einmal mehr bahnte sich ein packender, knapper Schlagabtausch zwischen dem Fünften und dem Vierten der Hauptrunde an. 6000 Fans in der ausverkauften Ulmer Arena – darunter 200 mitgereiste Bonner – bildeten die passend stimmungsreiche Atmosphäre.

ratiopharm Ulm - Telekom Baskets Bonn 86:73
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Aber wie schon beim letzten Aufeinandertreffen in Bonn gab es auf Ulmer Seite auch dieses Mal einen Mann, der den „Spatzen“ in jeder Situation eine Option bot: Center Ian Vougioukas. In Spiel drei war der Grieche bereits mit 27 Punkten bester Scorer der Partie, am Sonntagnachmittag machte er dort weiter und sorgte dafür, dass die „Spatzen“ in Spiel vier davonziehen konnten. Bereits zur Pause war Vougioukas mit zwölf Punkten bester Werfer und griff zusätzlich sieben Rebounds ab. In Kombination mit Flügelspieler Will Clyburn (acht Punkte zur Pause, 22 am Schluss) sorgte er dafür, dass der Ulmer Vorsprung zweitweise auf zwölf Punkte (36:24) anwuchs.

Die Baskets hatten dem im zweiten Abschnitt nur wenig entgegenzusetzen und hatten ins besondere im eigenen Angriff weiterhin Probleme. Nur 14 Punkte gelangen den Bonnern im zweiten Viertel, von Außen fand bis zur Pause lediglich einer von elf Versuchen sein Ziel – eine desaströse Quote für eines der wurfstärksten Teams der Liga. Einzig die auf zwei reduzierten Ballverluste und die daraus resultierende Verbesserung in der Defensive sorgte dafür, dass der Rückstand zur Pause „nur“ zehn Punkte betrug (40:30).

Besonders die Flügelspieler – eigentlich die große Stütze im Baskets-Spiel – fanden bis zur Pause nicht ihren Rhythmus. Kapitän Benas Veikalas blieb gänzlich ohne Punkte, gleiches galt für Andrej Mangold, der sich dafür in der Defensive einmal mehr aufrieb. Scoring kam in den ersten 20 Minuten vor allem über die großen Positionen, Tadas Klimavicius legte fünf Zähler auf, Dirk Mädrich war bis zur Halbzeit bester Werfer der Baskets und kam auf acht Punkte.

Wer auf Bonner Seite auf Besserung nach der Pause hoffte, der wurde enttäuscht. Clyburn, Vougioukas und als Krönung zwei erfolgreiche Dreier von Philipp Schwethelm bauten den Vorsprung auf 15 Punkte aus (52:37). Die Baskets-Defense stand in dieser Phase selten am richtigen Fleck, die Rotationen kamen zu spät, immer wieder fanden die Ulmer ihre freien Mitspieler und trafen hochprozentig. Center Vougioukas erwies sich in dieser Phase nicht nur als Vollstrecker, sondern reagierte auf die doppelte Verteidigung gegen sich mit starker Übersicht und somit als effektiver Vorlagengeber (vier Assists).

Bei den Baskets brachen unterdessen stellenweise alle Dämme. Vier weitere Ballverluste und erfolgloses Anrennen in die Ulmer Defensive entnervten das sonst so ausgeglichene Bonner Offensivspiel und brachten es zwischen der 23. und 27. Minuten gar ganz zum erliegen, als den Baskets lediglich per Freiwurf drei Punkte gelangen. Bestes Beispiel für die Bonner Schwäche in dieser Phase: ein Baskets-Angriff drei Minuten vor Viertelende, den Florian Koch nicht innerhalb der 24 Sekunden Angriffszeit abschließen konnte – Ballbesitz Ulm und der nächste bittere Ballverlust, den die Ulmer im Gegenzug direkt zur bis dato höchsten Führung der Partie nutzten (60:42). Mit vorentscheidenden 16 Punkten Vorsprung für die Gastgeber ging es in die Viertelpause.

Doch Basketball ist ein Spiel, bei dem sich das Wort „vorentscheidend“ eigentlich verbietet. Das schienen auch die Bonner Baskets noch einmal beweisen zu wollen und starteten - endlich wild entschlossen - in den Schlussabschnitt. Zwei Dreier vom bis dahin punktlosen Benas Veikalas und ein weiterer Distanztreffer von Steve Wachalski brachten die Bonner sieben Minuten vor Schluss wieder auf elf Punkte heran (66:56).

Anschließend schafften es die Baskets jedoch nicht mehr, den Rückstand weiter zu verkleinern. Einige umstrittene Foul-Pfiffe und ein eiskalter Ulmer Spielmacher Per Günther per Dreier brachten die Gastgeber wieder klar in Front (71:55) und machten den Sack zu. Ulms Trainer Thorsten Leibenath nahm fünf Minuten vor Schluss unter stehenden Ovationen seinen Center Ian Vougioukas aus dem Spiel, der mit 22 Punkten, vier Vorlagen und zehn Rebounds der unumstritten beste Spieler des Spiels war. Am Ende siegten die Ulmer verdient mit 86:73.

Die Donaustädter haben die Viertelfinal-Serie damit wieder ausgeglichen. Nach zuletzt zwei Siegen müssen die Baskets also doch noch ins entscheidende fünfte Spiel, um den ersten Halbfinaleinzug seit 2009 klarzumachen. Immer hin ein Vorteil werden die Bonner dabei auf ihrer Seite wissen: 6000 Fans im heimischen Telekom Dome, die schon im dritten Spiel mit einer beeindruckenden Atmosphäre ihren Teil zum Sieg beitrugen.

Tickets für das Spiel am Mittwochabend um 20 Uhr im Telekom Dome gibt es ab Montag ab 10 Uhr in den GA-Geschäftsstellen.

Zuschauer: 6000 (ausverkauft)

Spielverlauf: 22:16/40:30/62:46/86:73

Schiedsrichter: Dr. Matip, Benjamin Barth, Dr. Madinger

Punkteverteilung

ratiopharm ulm: Günther (7), Clyburn (22/8 Rebounds), Leunen (0), Schwethelm (14), Ohlbrecht (4), Vougioukas (22/10 Rebounds), Rush (4), Klobucar (5), Burton (8), Philmore (0), Hess (dnp), Maier (dnp)

Telekom Baskets Bonn: McConnell (16), Mädrich (10), Veikalas (6), Brooks (8), Mangold (2), Caloiaro (7), Lawrence (15,5 Rebounds, 7 Assists), Klimavicius (6), Koch (0), Wachalski (3), Blass (dnp), Lodders (dnp)

Rebounds: 31:28 (Vougioukas 10 / Lawrence 5)

Assists: 16:17 (Per Günther 5 / Eugene Lawrence 8)

Ballverluste: 13:20​

Es sagten...

Mickey McConnell:

„Wir haben einfach nicht gut gespielt. Ulm war von Beginn an aggressiver als wir. Sie haben ein starkes Team und wenn sie – wie heute – einmal ans laufen kommen, ist es schwer sie zu stoppen. Vougioukas ist extrem stark, da müssen wir uns bis Mittwoch etwas einfallen lassen. Ich bin dennoch optimistisch. Wir haben heute bis zum Schluss nicht aufgegeben und werden im entscheidenden Spiel gerade offensiv unseren Rhythmus wieder finden.“

Benas Veikalas:

„Das ist halt der Heimvorteil. Sie sind von Beginn an aggressiv aus der Kabine gekommen, sie haben das Publikum hinter sich gebracht und dann haben die Schiedsrichter einige komische Entscheidungen getroffen. Aber Ulm hat auch einfach stark gespielt, es ist uns nicht gelungen sie zu stoppen. Jetzt müssen wir das am Mittwoch genauso machen, wir werden bereit und aggressiv sein.“

Steve Wachalski:

„Wir sind ganz schlecht gestartet. Die Ulmer sind rausgekommen und haben direkt ein Feuerwerk abgebrannt und wir konnten nicht dagegen halten. Wir haben zu viele Ballverluste gleich im ersten Viertel und wenn du dann einmal in Ulm mit 18 Punkten zurück liegst, dann ist es schwierig da noch mal zurück zu kommen. Jetzt haben wir mit Heimrecht die Chance, mit einer anderen Energie aufzutreten und es wie die Ulmer heute zu machen.“

Andrej Mangold:

„Ulm ist heute wieder aggressiver als wir aus der Kabine gekommen. Unsere defensive Präsenz war von uns allen zu wenig und offensiv waren wir zu unruhig. 20 Ballverluste sind sehr untypisch für uns, da müssen wir einfach schauen, besser in unsere Spielsysteme zu kommen. Kurzum: Ulm war heute die bessere Mannschaft. Und natürlich müssen wir versuchen, Ian Vougiuokas unter Kontrolle zu bekommen. Auch das ist uns auch heute nicht gelungen.“

Tim Ohlbrecht (Center, ratiopharm Ulm):

„Die Defensive hat heute das Spiel entschieden. Wir haben im letzten Spiel zu viele Punkte zugelassen, das haben wir heute deutlich besser gemacht und haben das Spiel deshalb gewonnen. Wir haben heute viel richtig gemacht und wissen jetzt, wie wir das Spiel am Mittwoch gewinnen können. Wir haben kaum Offensiv-Rebounds zugelassen, das müssen wir auch in Bonn schaffen.“

Thorsten Leibenath (Trainer, ratiopharm Ulm):

„Wir haben heute in der Offensive deutlich besser auf den Ball aufgepasst und dadurch Offensiv wesentlich besser gespielt als noch am Freitag. Mein Team hat es geschafft, den Ball gut unter den Korb zu bringen und dort hochprozentig abzuschließen. Wir haben das Rebound-Duell gewonnen und weniger Ballverluste gehabt – das ist jetzt auch unser Ziel für Mittwoch, wobei ich dort mit einer besseren Bonner Mannschaft rechne.“

Das sagten die Trainer zum Spiel auf der Pressekonferenz:

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