Baskets besiegen Verfolger Oldenburg mit 70:59 Furioses Ende bringt Playoff-Einzug

BONN · Besondere Würfe scheinen aktuell das Steckenpferd der Telekom Baskets Bonn zu sein. Hatte noch am Donnerstag in Braunschweig Benas Veikalas exakt mit der Schlusssirene einen Dreier zum 75:72-Erfolg verwandelt, gelang Eugene Lawrence gestern beim 70:59-Sieg (13:12, 26:24, 14:21, 17:2) gegen die EWE Baskets Oldenburg ebenfalls ein Distanz-Kunststück.

Der Bonner Spielmacher wollte eigentlich einen Alley-oop-Pass auf Ryan Brooks spielen. Ryan "Air" hatte schon abgehoben, um den Ball aufzunehmen und in den Ring zu stopfen, aber er durfte tatenlos abdrehen und austrudeln. Denn der Pass seines Mitspielers fand direkt den Weg ins Netz.

Lawrences Dreier war ähnlich entscheidend wie der von Veikalas vor fünf Tagen. Denn er schraubte die Führung seiner Mannschaft drei Minuten vor dem Ende auf 67:59 und nahm den Gästen vollends die Luft aus den Segeln. Als das Leder durch die Reuse fiel, konnte man die Köpfe bei Oldenburgs neuem Trainer Mladen Drijencic und dessen Spielern förmlich nach unten fallen sehen. "Was soll man da sagen. Bei uns fallen die Bälle nicht rein, und dann kommt so ein Wurf. Das zeigt, auf wessen Seite heute das Glück war", erklärte der EWE-Coach, der die Nachfolge von Sebastian Machowski angetreten hat.

Der Sieg für die Baskets war in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Er war erstens eine gelungene Generalprobe für das Pokal-Halbfinale am kommenden Samstag (20 Uhr, EWE-Arena) in Oldenburg. Dann stehen sich beide Mannschaften wieder gegenüber. Er war zweitens - Pokal und Europapokal inklusive - der zehnte Heimerfolg in Serie. Darüber hinaus schickten die Bonner ihren jeweiligen Gegner in 19 Spielen seit Mitte Dezember vergangenen Jahres zum 15. Mal geschlagen vom Feld.

Telekom Baskets Bonn - EWE Baskets Oldenburg 70:59
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Doch was am wichtigsten ist: Die Baskets haben den Einzug in die Playoff-Runde, national das Hauptziel, vorzeitig unter Dach und Fach gebracht. Es ist die 17. Endrundenteilnahme Bonns in 19 Bundesligajahren. An den letzten fünf Spieltagen der Hauptrunde der Basketball-Bundesliga können sie nicht mehr tiefer als auf Platz acht abschließen.

Davon redet auf dem Hardtberg ohnehin keiner. Vielmehr soll der Höhenflug weitergehen. Da ratiopharm Ulm gegen Bayern München verloren hat, sind die Bonner nur wieder punktgleich mit dem Tabellenvierten, den sie am letzten Spieltag noch zu Hause empfangen. Zudem spricht das leichtere Restprogramm für die Bonner.

Baskets-Coach Mathias Fischer konnte mit dem Start ins Spiel gegen Oldenburg überhaupt nicht zufrieden sein. Der aggressiv verteidigende Gegner sorgte bei seiner Mannschaft bereits im ersten Viertel für sechs Ballverluste. Die Bonner wirkten unkonzentriert, ließen aber ihrerseits auch ihrem Gegner keinen Millimeter Platz. In punkto Intensität war es ein Spiel auf Playoff-Niveau.

Nach dem 13:12 zum Viertelende nahm das Geschehen auf dem Parkett allmählich Fahrt auf. Bonn lag 15:17 hinten, als zunächst Florian Koch aus der Distanz das 20:17 gelang und später der starke Ryan Brooks den Dreier von Julius Jenkins (20:21) ebenfalls mit einem Dreier zum 23:22 beantwortete. Die Frage war, wer zuerst eine höhere Führung herausspielen sollte. Es waren die Bonner - angetrieben von ihren Fans. Denn bei der 24:23-Führung Oldenburgs durch Philipp Neumann gab es für eine strittige Entscheidung der Schiedsrichter ein gellendes Pfeifkonzert. Sie hatten bei Lawrence einen Schrittfehler gesehen, der allerdings wohl mehr aus einem Foul an ihm resultierte.

Die Baskets liefen heiß, drehten den Spieß durch Tadas Klimavicius und einen Dreier von Dirk Mädrich zum 28:25 um, erhöhten später durch einen weiteren Dreier von Andrej Mangold auf 35:31 und markierten durch den anschließenden Korb von Angelo Caloiaro die höchste Führung vor der Pause: 37:31.

Wie schon in Braunschweig verloren die Hausherren im dritten Viertel den Faden. Sie führten mit 46:42, als der Gast einen 9:0-Lauf zur eigenen 51:46-Führung hinlegte. Ganz wichtig Brooks' zweiter Dreier zum 53:57 kurz vor Ende des dritten Durchgangs, der die Grundlage für ein furioses letztes Viertel legte. Nur noch zwei Punkte gelangen den Gästen. Beim 55:59 waren die Bonner nicht mehr zu halten und überrollten ihren Gegner bis zur Schlusssirene mit einem 15:0-Lauf, an dem sich vor allem Klimavicius mit acht Punkten beteiligte.

"Es ist uns gelungen, Oldenburg im letzten Viertel zu schweren Würfen zu zwingen und am Ende den Rebound deutlich besser zu kontrollieren", sagte Fischer. In dieser Phase griffen sich seine Spieler 19 Abpraller, die Oldenburger nur neun. Fischer blickte gleich nach vorn aufs Top Four im Pokal am nächsten Wochenende in Oldenburg: "Wir werden uns zwei, drei neue Dinge überlegen. Ich erwarte vor eigenem Publikum selbstbewusstere Oldenburger. Es wird ein komplett neues Spiel sein."

Die Statistik

Telekom Baskets: McConnell 2 (17:14 Minuten Spielzeit), Mädrich 10/1 Dreier (19:08), Veikalas 5 (16:25), Brooks 12/2 (25:46), Mangold 6/2 (28:55), Caloiaro 4 (29:17), Lawrence 6/2 (25:45), Klimavicius 13 (20:50), Koch 5/1 (6:11), Wachalski 7/1 (10:29).

Baskets Oldenburg: Kramer 5, Ware 7/1, Zwiener 5/1, Stuckey 3, Chubb 6, Smeulders 1, Jenkins 8/1, Paulding 9, Aleksandrov 7/1, Neumann 8.

Trefferquote: Bonn 40 Prozent (22/55), Oldenburg 34 Prozent (21/62). Zweierquote: Bonn 37 Prozent (13/35), Oldenburg 37 Prozent (16/43). Dreierquote: Bonn 45 Prozent (9/20), Oldenburg 26 Prozent (5/19). Rebounds: Bonn 41 - Beste: Klimvavicius 8, Mangold, Brooks je 6; Oldenburg 33 - Bester: Neumann 7. Assists: Bonn 15 - Bester: Lawrence 6; Oldenburg 10 - Bester: Paulding 3. Ballverluste: Bonn 16, Oldenburg 9. Ballgewinne: Bonn 4, Oldenburg 6. Fouls: Bonn 19, Oldenburg 20.

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