Telekom Baskets Bonn Baskets-Sportmanager glaubt an Platz fünf

Bonn · Baskets-Sportmanager Michael Wichterich spricht im GA-Interview über die Niederlage in Braunschweig, Ambitionen seines Teams im Saisonfinale und den Kooperationspartner Rhöndorf.

 "Wir können uns nicht allein auf unsere spielerischen Qualitäten verlassen", sagt Baskets-Sportmanager Michael Wichterich.

"Wir können uns nicht allein auf unsere spielerischen Qualitäten verlassen", sagt Baskets-Sportmanager Michael Wichterich.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Nach Niederlagen dauern Heimfahrten am längsten. Als hätten die Telekom Baskets vor diesem Hintergrund nicht ohnehin mehr als nur die 377,5 Kilometer von Braunschweig nach Bonn zu bewältigen gehabt, führte eine Vollsperrung auf der A 2 dazu, dass der Mannschaftsbus nach dem ernüchternden 84:92 erst um 3.00 Uhr den Parkplatz am Telekom Dome erreichte. Nach einer kurzen Nacht stellte sich am Dienstag Baskets-Sportmanager Michael Wichterich den Fragen von Tanja Schneider.

Herr Wichterich, haben Sie als ehemaliger Profi-Basketballer Verständnis für die Leistung in Braunschweig?

Michael Wichterich: Nicht unbedingt, aber die Erfahrung sagt: Ich kann mich nicht davon freisprechen, auch mal gegen einen Tabellenletzten verloren zu haben.

Wichterich: Da habe ich eigentlich gedacht, dass wir aus dem Hinspiel noch etwas gutzumachen hatten. Man muss nüchtern konstatieren, dass unser Energielevel nicht annähernd ausreichend war für dieses Spiel.

Wo sehen Sie die Gründe für die Niederlage?

Wichterich: Wir haben es nicht am Taktikbrett verloren, sondern weil wir immer zu spät waren. Man kann nicht sagen, dass wir nicht versucht hätten zu verteidigen, aber es waren immer dreieinhalb bis vier Leute. Irgendeiner ist immer ausgefallen. Entsprechend haben die Braunschweiger freie Würfe bekommen, die sie mit viel Selbstvertrauen getroffen haben. Wir haben nicht die Energie abrufen können, die im Laufe der Saison zu unserem Markenzeichen geworden ist. Wir können uns nicht alleine auf spielerische Qualitäten verlassen. Entsprechend ist das Ergebnis zustande gekommen.

Wichterich: Die Dezibelzahl hat sich bei der Ansprache des Trainers in Grenzen gehalten, aber die Bestimmtheit war schon da. Es gibt auch verlorene Spiele, da ist die Atmosphäre auf der Heimfahrt nicht ganz so schlecht. Diesmal war es ziemlich ruhig.

Wichterich: In solche Phasen läuft man immer mal im Lauf der Saison. Bisher war unsere Qualität, daraus gestärkt zurückzukehren. Die letzten 14 Tage waren nicht gut. Ganz klar. Jetzt hoffen wir, dass wir diese Woche einen guten Trainingsrhythmus aufbauen können. Auch mit einem guten Maß an Regeneration, denn man merkt, dass die körperlichen Einschläge zu spüren sind gegen Ende einer langen Saison, in der wir viel gespielt haben.

Wichterich: Ich hätte erwartet, dass wir nach dieser Niederlage freier agieren, als wir das momentan noch tun. Zudem habe ich den Eindruck, dass wir insgesamt etwas müde sind. Es wird jetzt auf die Trainingssteuerung ankommen.

Wichterich: Ja, wir haben einige Spiele über den Glauben gewonnen – selbst wenn wir wie der sichere Verlierer aussahen. Dann war immer jemand da, der zusätzlich zu Josh Mayo, Ryan Thompson, Julian Gamble und Ken Horton, die uns offensiv tragen, überdurchschnittlich etwas draufgepackt hat. Das fehlt uns im Moment ein wenig.

Wichterich: Ganz klar: Wegen der Charaktere der Jungs. Die lassen uns daran glauben, dass wir die letzten Spiele erfolgreich bestreiten. Jedes Spiel ist anders, Du kommst in jedes Spiel anders rein. Und man muss sagen, dass wir zu Hause deutlich anders spielen als auswärts.

Wichterich: Nein, aber manchmal habe ich auch den Eindruck, dass es sich in einem Hexenkessel leichter spielt als in einer emotionsloseren Umgebung.

Wichterich: Unsere Mannschaft findet leichter die Energie, wenn man auch die Anspannung von den Rängen hat. Und die haben wir hier im Telekom Dome auf jeden Fall. Da ist das Zusammenspiel super: Läuft es für die Mannschaft, ist das Publikum da. Aber die Zuschauer haben auch ein gutes Gespür dafür, wann es bei uns nicht läuft und sie gebraucht werden. Das ist dieses Jahr eine gute Symbiose.

Wichterich: Alle reden auf uns ein wegen Platz fünf. Das vorrangigste Ziel muss erstmal realisiert werden: das Erreichen der Playoffs. Darum geht es im Spiel gegen Göttingen am Sonntag.

Wichterich: Unser Plan ist: am Sonntag.

Wichterich: Nun ja, die Frage ist ja eher über welchen Spielrhythmus man redet. Es war ein straffes Programm in den letzten drei Wochen. Wir haben eine sehr gute medizinische und therapeutische Abteilung, die ihn begleitet. Es liegt kein struktureller Schaden vor, es kann nichts kaputtgehen, sonst hätten wir nicht zwischendurch versucht, ihn spielen zu lassen. Wir arbeiten weiter an und mit Ryan. Für uns ist ein fitter Thompson ein entscheidender Faktor – keine Frage.

Wichterich: Die Frage ist ja eher, ob ich mir gewünscht hätte, dass er unter der Beeinträchtigung richtig spielen kann. Manchmal hat das was mit „auf die Zähne beißen“ zu tun, manchmal aber auch nicht. Wir haben es gegen München versucht – da Josh Mayo nicht da war, hat kein fitter Spieler dafür pausieren müssen – und es hat nicht funktioniert.

Wichterich: Ich fände es verwegen zu sagen: mit einem Sieg – das würde ja bedeuten, wir werden deutscher Meister. Was wollen Sie hören?

Wichterich: Erstens: Wir kommen in die Playoffs. Davon bin ich überzeugt, auch wenn das nicht der Selbstläufer ist, für den es alle immer halten. Zweitens: Das Team wird auf der Zielgeraden noch näher zusammenrücken. Wird es der fünfte Platz? Ich weiß es nicht.

Wichterich: Okay: Ich glaube, die Reaktion kommt. Ich glaube auch, wir werden Fünfter. Und ich glaube, wir hätten dann eine gute Chance in der ersten Runde – auch wenn wir gegen Bayreuth nicht Favorit wären. Dann hängt jedes Spiel an ein, zwei Momenten. Da etwas vorherzusagen, wäre unseriös. Aber, auch das ist eine Qualität des Teams, es gilt, sich von Spiel zu Spiel zu konzentrieren. Wir haben einen Bigpoint liegenlassen und einen vor uns. Dafür werden wir diese Woche arbeiten.Wenn wir das richtig angehen, dann haben wir Ziel eins so gut wie erreicht. Und erst dann käme der zweite Schritt eine Woche später in Gießen.

Es klingt durch, dass Sie mit Ihrem Team zufrieden sind. Gibt es schon Vertragsverhandlungen?

Wichterich: Nein, wir wollten uns voll und ganz auf die Saison konzentrieren. Ich habe jetzt von der einen oder anderen Situation gehört, da haben BBL-Vereine mit anderen Spielern verhandelt, ohne mit ihren eigenen Spielern gesprochen zu haben. Das ist ein Unding. Wir haben allerdings signalisiert, dass wir zufrieden sind und uns Vertragsverlängerungen vorstellen können. Wir wollen uns nicht komplett neu aufstellen. Im Gegenteil: Wir wollen ein gesundes Maß an Kontinuität im Team und dafür werden wir hart arbeiten.

Wichterich: Ich war am Samstag in der Halle, das sah nicht gut aus. Ich glaube dennoch, dass Rhöndorf den Klassenerhalt mit einem Sieg im letzten Spiel gegen Lich schafft. Es ist ein Pfund, es selbst in der Hand zu haben – wie bei uns.

Wichterich: Rhöndorf ist mindestens ein Pro-B-Standort, wenn man sich die Struktur und Zuschauer anguckt. Wir werden sicher einen gemeinsamen Weg suchen und finden, um da im nächsten Jahr souveräner unterwegs zu sein.

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