BBL Allstar Day Baskets-Profi Julian Gamble mit Anti-Trump-Dunk

Bonn · Der Center der Telekom Baskets nutzt den Dunking-Contest beim Allstar Day zu einer politischen Aussage. Die Liga reagiert zurückhaltend während die Baskets voll hinter dem 28-Jährigen stehen. Das Team International gewinnt das Allstar-Spiel.

Gewonnen hat Julian Gamble den Dunking Contest beim Allstar Day der Basketball-Bundesliga nicht, dennoch ist der Center der Telekom Baskets die zentrale Figur in der Berichterstattung über das Show-Event in der Göttinger Lok-Halle. Denn der 28-jährige US-Amerikaner nutzte die Plattform, um ein Statement gegen Donald Trump zu setzen.

Damit hat der Protest gegen den US-Präsidenten auch den deutschen Sport erreicht. Gamble sprang zu seinem Dunking über den Bonner Team-Betreuer Bogdan Suciu, der im Anzug mit Trump-Maske und großer Geste unter dem Korb stand, und stopfte den Ball ins Netz. Den Aushilfs-Trump stieß er dabei um, hob seine rechte Faust und begab sich dann auf die Knie, um sich auf eines zu stützen – so wie es San-Francisco- Quarterback Colin Kaepernick einst vorgemacht hatte. Der Kniefall ist eine Reminiszenz an Sportler, die damit in den USA zunächst gegen Polizeigewalt protestierten – und dafür von Trump massiv angegangen werden.

„Trumps Einfluss ist negativ. Es ist nicht das, wofür ich als Amerikaner, als schwarzer Mann stehe“, betonte der 28-Jährige in Richtung Trump. „Es sind harte Zeiten für uns Amerikaner. Die Chance, so weit von Zuhause etwas Positives zu tun, konnte ich mir nicht entgehen lassen.“ Mit seinen Teamkameraden hatte er zuvor über die Idee gesprochen, die TJ DiLeo, der Bonn ebenfalls beim Allstar Day vertrat, angestoßen hatte. „Wenn man eine Plattform hat, ist es gut, diese zu nutzen“, sagte der in Düsseldorf geborene Deutsch-Amerikaner. „Es geht darum, ein Vorbild zu sein und Einfluss zu nehmen, wo man es für richtig und wichtig hält.“

Die Liga hielt sich mit einem Statement bedeckt: „Es ist seine persönliche Entscheidung, ein Statement abzugeben. Das bewerten wir nicht“, sagte ein Sprecher der BBL und ordnete die Aktion nur kurz unter „Meinungsfreiheit“ ein. Gamble hat sich keine Gedanken gemacht, ob er Konsequenzen zu befürchten hat. „Kein bisschen“, sagte er gestern. „Mit jeder Meinungsäußerung muss man negatives Feedback befürchten. Aber wenn dir etwas wichtig ist, dann musst du solche Reaktionen aushalten können.“

Von seinem Verein hätte er auch nichts zu befürchten gehabt. „Julians Auftritt hatte Klasse“, sagt Baskets-Sportmanager Michael Wichterich, „in der Kreativität, der Durchführung und mit der sozialen Komponente. Das bleibt positiv in Erinnerung. Julian hat sich und die Telekom Baskets gut repräsentiert.“ Wichterich hatte zuvor nur andeutungsweise gewusst, was Gamble vorhatte, einzuschreiten wäre ihm nicht in den Sinn gekommen. „Er begibt sich ja noch nicht mal auf dünnes Eis. Inhaltlich kann es hier ja keine zwei Meinungen geben.“

Wenn er über seine Mannschaft spricht, sagt er oft Sätze die mit „dieses Team ist...“ beginnen, und man hört heraus, dass er diese Telekom Baskets 2017/18 für ungewöhnlich hält. „Sie verbringen viel Zeit miteinander und machen sich auch Gedanken über Dinge, die nichts mit Basketball zu tun haben. Das finde ich positiv. Wäre schön, wenn das der Normalfall wäre, ist es aber nicht.“ Er geht sogar noch weiter: „Dieses Team repräsentiert nicht nur sportlich die Telekom Baskets, sondern auch charakterlich.“

Gamble belegte im Wettbewerb der Körbestopfer zwar nur den dritten Platz – der Sieg ging an Jamar Abrams von den Giessen 46ers – aber die Herzen der 3000 Zuschauer hatte er auch dank des Passgebers für seinen zweiten Slam gewonnen: Zunächst tanzte er mit Söhnchen Jay auf dem Parkett, dann passte der Knirps seinem Vater den Ball zu.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort