Auswärtsspiel in der Champions League Baskets-Physiotherapeut wird zum Spieler

BONN · Die Telekom Baskets Bonn treten am Dienstagabend beim polnischen Meister Zielona Gora an. Warum Physiotherapeut Bogdan Suciu im europäischen Wettbewerb zum Spieler wird, erklärt der GA.

Der Zufall hätte die Spielpläne für die Telekom Baskets nicht besser gestalten können: Zuerst Berlin, zwei Tage später Zielona Gora, dazwischen: zweieinhalb Stunden Busfahrt. Eine Fahrt, die das Bonner Team nach der am Sonntag etwas zu deutlich ausgefallenen 69:90-Niederlage beim Hauptstadtclub Alba gestern Mittag mit ein paar Sorgen antrat.

„Wir stellen uns heute etwas angeschlagen dar“, sagte Sportmanager Michael Wichterich, der die Heimreise per Zug angetreten hatte, während sein Team auf dem Weg zur zweiten Partie in der Champions League beim polnischen Meister (Dienstag, 18.30 Uhr) war. Ins Detail wollte er nicht gehen – wenn die Vorbereitung auf den Gegner schon so kurz ist, muss man ihm ja nicht auch noch die eigenen Unzulänglichkeiten verraten.

Zumindest zwei Verletzungen sind bekannt: Konstantin Klein laboriert an den Folgen eines Schlages, den er gegen das linke Knie bekommen hat, Yorman Polas Bartolo plagt sich mit Rückenproblemen. Zwei herbe Verluste – nicht nur – für die Defensive. „Es könnte sein, dass sich die Frage, wer aussetzen muss, von selbst beantwortet“, sagt Wichterich. „Aber zum Glück sind zwei Physios mit dabei, mal sehen, welche Blessuren noch in den Griff zu bekommen sind.“

Regeländerung macht Suciu zum "Spieler"

In einer Doppelrolle: Bogdan Suciu. Er ist einer der beiden mit den „heilenden Händen“; gemeinsam mit Mark Schröder kümmert er sich um die „Baskets-Rennpferde“, ihre Gesundheit und Fitness. Zudem steht er bei den Auswärtsspielen im europäischen Wettbewerb auf dem Spielberichtsbogen – genauso wie Athletiktrainer Georgios Chatzidamianidis. Ein bisschen nach dem Motto: Not macht erfinderisch.

Eine Regeländerung des die Champions League veranstaltenden Weltverbandes Fiba verlangt, dass von zwölf Spielern auf dem Spielberichtsbogen fünf sogenannte Local Player sein müssen – früher waren es nur „deutsche Spieler“. Diese Local Player müssen im Alter zwischen zwölf und 20 drei Jahre als vereinszugehörig im Deutschen Basketballbund (DBB) registriert gewesen sein.

Damit sind zwei deutsche Spieler der Baskets im Regelsinne keine Deutschen mehr: TJ DiLeo und Yorman Polas Bartolo. Der Deutsch-Kubaner Bartolo erhielt die Staatszugehörigkeit, als er eine Deutsche heiratete, DiLeo ist in Deutschland geboren, aufgewachsen und hat in den Junioren-Nationalmannschaften gespielt – doch das zählt nicht, weil er nicht in einem Verein des DBB spielte.

Neue Regel kam zu spät in der Vorbereitung

„Das war eine Regeländerung durch die kalte Küche“, sagt Wichterich und den Ärger darüber hört man auch durch die wacklige Telefonverbindung zu seinem Zugabteil. „Sie erfolgte so spät, dass viele Vereine ihre Personalplanung – zumindest was die deutschen Spieler betrifft – schon abgeschlossen hatten.“ In Oldenburg beispielsweise betrifft das Dilemma den Ex-Bonner Isaiah Philmore und Brad Loesing.

„Bei Yorman habe ich ein Stück weit Verständnis für die Regelung, bei TJ halte ich sie im Sinne des Arbeitsrechts in der EU für fragwürdig“, sagt Wichterich. Es nützte nichts; eine Lösung musste her. „Wir konnten nicht nur wegen einer bürokratischen Novelle den Kader nochmal umplanen“, sagt Wichterich.

Junge Spieler sollen nicht umsonst mitfahren

In den Heimspielen füllen die deutschen Youngster mit der Doppellizenz für Kooperationspartner Rhöndorf, Alexander Möller, Yannick Kneesch und Viktor Frankl-Maus, den Kader auf. Spielten die Baskets mit weniger als zwölf Spielern, müssten sogar zwei Ausländer aussetzen. „Aber auswärts macht diese Lösung keinen Sinn – auch aus Kostengründen“, erklärt Wichterich. „Aber die jungen Spieler drei Tage aus dem Trainingsbetrieb rauszureißen, wissend, dass sie gar nicht spielen, hilft niemandem. Dann lieber sinnvolle Busfahrer.“ Busfahrer: Das Synonym der Basketballer für diejenigen, die den Kader auffüllen, damit nach der Quotenregelung möglichst viele Ausländer im Kader stehen dürfen.

Suciu und Chatzidamianidis sind also die beiden sinnvollen Busfahrer. „Sie erfüllen die Voraussetzungen. Ob Bo mit seinen 38 jetzt eine Verstärkung darstellt, falls es mal zum Äußersten kommt – nun ja“, sagt Wichterich und auch sein Schmunzeln verschluckt die Verbindung nicht, „aber Georgios könnte uns sicher ein bis zwei Minuten geben. Er ist ein gestandener Regionalligaspieler.“

Aber zunächst mal werden die beiden alles versuchen, ihr Team bestmöglich auf die Polen vorzubereiten – und dann die Trikots mit den Nummern 24 und 25 überstreifen.

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