Telekom Baskets 87:80 gegen Ankara - Bravouröser Bonner Auftritt

BONN · Es wird nicht einfach für die Telekom Baskets Bonn, die Vorrunde in der schweren Gruppe G der EuroChallenge zu überstehen, aber wer so viel Überlebenswillen zeigt wie die Mannschaft von Trainer Michael Koch am Mittwoch im ersten Heimspiel gegen Türk Telekom Ankara, hat eine reelle Chance.

 "Dein Weg ist hier zu Ende", macht Chris Ensminger (links) seinem Gegner unmissverständlich klar.

"Dein Weg ist hier zu Ende", macht Chris Ensminger (links) seinem Gegner unmissverständlich klar.

Foto: Norbert Ittermann

Die Bonner boten dem Favoriten vor 3910 begeisterten Zuschauern im Telekom Dome die Stirn, riefen eine bravouröse Leistung ab und gewannen am Ende verdient mit 87:80 (21:17, 20:21, 23:19, 23:23).

Sehenswert war das Spiel schon vor dem Sprungball. Als nämlich Kaspars Kambala sein Aufwärm-Trikot auszog und seine imposanten muskelbepackten Oberarme freilegte. Bizeps und Trizeps waren zudem mit Tätowierungen verziert.

Da bekam man eine Vorstellung davon, warum der Lette in seiner zweijährigen Karriere als Profiboxer ungeschlagen blieb. Aber wie so oft sagt der äußere Schein nicht immer die ganze Wahrheit.

Nach null Punkten und drei Fouls in der ersten Halbzeit wirkte Kambala schon ein wenig geschrumpft. Und größer sollte er bis zur Schlusssirene auch nicht mehr werden.

Großen Anteil daran hatte Tony Gaffney, der den Hünen bei seinem ersten Korbversuch mal so eben wegblockte und ihm zeigte: "Nicht in meinem Haus." Dem Amerikaner gehörte die Anfangsphase, in der die Baskets loslegten wie die Feuerwehr. 11:2 gingen sie in Führung, wobei Gaffney sieben Punkte beisteuerte.

Der Faden riss aber schnell. Unnötig, sollte man hinzufügen. Denn Chancen hatten die Baskets, ihren Vorsprung auszubauen, sie machten aber zu wenig daraus. Vor allem bei Simonas Serapinas setzte sich das Wurfpech fort, das den Litauer seit einiger Zeit verfolgt. Vielleicht lag es am Mittwoch aber daran, dass der 29-Jährige einen Tag zuvor noch krank im Bett gelegen hatte.

So kamen die Gäste, angeführt von NBA-Champion Mehmet Okur, heran und gingen erstmals in Führung: 11:12. Es entwickelte sich bis zur Halbzeit ein kurzweiliger Schlagabtausch. Auf Bonner Seite überzeugten Chris Ensminger, Benas Veikalas, Gaffney und der überragende Spielmacher Jared Jordan, der das Spiel immer wieder schnell machte und im Spielverlauf auch als Schütze glänzte.

Hier und da machten es die Gastgeber dem Gegner noch zu einfach, wenn der zum Beispiel durch Ali Karadeniz zu leichten Punkten unter dem Korb kam oder wenn sie eigene Angriffe zu hektisch verpuffen ließen.

Das war vor allem bis zum 46:51-Rückstand nach der Pause der Fall. Doch vier Punkte in Folge von Ensminger zum 50:51 ließen die Bonner Löwen los. Der unermüdliche Veikalas biss sich nicht nur an Spielmacher Darius Washington fest, sondern steuerte auch regelmäßig Punkte bei.

Ensminger stemmte sich mit der tatkräftigen Unterstützung durch Gaffney und Zvonko Buljan gegen Okur und Kambala, und Jordan brillierte geradezu im Spielaufbau: Mit zwölf Assists und 18 Punkten war der kleine Amerikaner der Mann des Abends und schonte sich auch in der Abwehr nicht. Sein Gegenüber Washington ging da mehr spazieren.

Nach dem Fastbreak und den Punkten von Gaffney zum 52:51 (27. Minute) spielten nur noch die Bonner, ließen hinten kaum noch etwas zu und schlossen vorn entschlossen ab: Jordan zum 57:51 per Dreier und zum 59:53, dann am Ende des dritten Viertels Fabian Thülig, der in Zeitnot einen Sprungwurf trotz Fouls versenkte und mit dem Freiwurf das 64:57 markierte.

Der famose Auftritt des Youngsters war ein Schlüssel zum Erfolg an diesem Abend. Er verteidigte aggressiv, reboundete und wurde mit zwei Dreiern belohnt - der erste zum 75:63 (35.) bedeutete schon eine Vorentscheidung. Und da auch der zuletzt so unglücklich agierende Buljan deutliche Fortschritte zeigte, erlebten die Fans einen Abend, wie er unterhaltsamer nicht sein konnte. "Wir hätten noch besser spielen können", meinte Baskets-Coach Mike Koch sogar und monierte die hektischen Aktionen, die zu vielen Ballverlusten geführt hatten. Aber die machte die hohe Trefferquote wett.

"Es war eine tolle Leistung. Es hat Spaß gemacht zu sehen, wie wir einerseits mit Spielfreude, andererseits mit der nötigen Aggressivität aufgetreten sind", war Koch mehr als zufrieden.

Die Statistik

Telekom Baskets: Serapinas 2 Punkte, Ensminger 15 Punkte, Veikalas 17/1 Dreier, Buljan 7/1, Mangold, Thülig 9/2, Jordan 18/2, Gaffney 19/2.
Türk Telekom Ankara: Güler 6, Yücel, Karadeniz 22, Washington 20/1 Dreier, Yarangüme 2, Okur 19/2, Altay 2, Jasaitis 7, Kambala 2.

Trefferquote: Bonn 60 Prozent (34/57), Ankara 45 Prozent (33/73). Dreierquote: Bonn 33 Prozent (8/24), Ankara 14 Prozent (3/21). Freiwurfquote: Bonn 85 Prozent (11/13), Ankara 79 Prozent (11/14). Rebounds: Bonn 30 - Bester: Gaffney 8, Ankara 28 - Bester: Okur 7. Assists: Bonn 19 - Bester: Jordan 12, Ankara 11. Ballverluste: Bonn 18, Ankara 6. Ballgewinne: Bonn 1, Ankara 6. Fouls: Bonn 20, Ankara 20.

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