Telekom Baskets 87:58 - Vilnius demonstriert seine Stärke

BONN · Dass die Fans nach einer 58:87-(15:20, 11:21, 13:22, 19:24)-Niederlage halbwegs positiv gestimmt die Halle verlassen, gibt es nicht alle Tage. Nach dem Spiel der Telekom Baskets Bonn am Dienstagabend im Uleb-Cup gegen Lietuvos Rytas Vilnius konnte man dieses Phänomen erleben.

 Bauchlandung: Auch Altron Jackson (oben) war gegen die starken Litauer machtlos.

Bauchlandung: Auch Altron Jackson (oben) war gegen die starken Litauer machtlos.

Foto: Ittermann

3000 Zuschauer in der Hardtberghalle schien die Schlappe am Ende kaum zu kümmern. Erstens aus der Erkenntnis heraus, dass ihre Basketballer gegen diesen Gegner selbst in Bestbesetzung und in Bestform möglicherweise nicht hätten gewinnen können. Zweitens, weil sie nach gut elf Minuten des Spiels am Dienstag wieder optimistischer in die Zukunft blicken können.

Da gab nämlich völlig überraschend Aleksandar Nadjfeji sein Comeback nach fünfwöchiger Verletzungspause. Es war im Hinspiel in Vilnius, als er sich am Meniskus verletzt hatte. Zwar war der Bonner Power Forward naturgemäß noch nicht der Alte, aber die Art, wie er sich bewegte und einsetzte, sah vielversprechend aus.

Mit zehn Punkten war der 27-Jährige bei nur 20 Minuten Einsatzzeit auch gleich zweitbester Schütze seines Teams. Wie sehr die Zuschauer seinen Einsatz herbeigesehnt hatten, dokumentierten sie mit befreiendem Jubel und Aleksandar-Nadjfeji-Sprechchören.

Der Serbe bedankte sich auch gleich mit einem Korbleger zum 17:20. Der nährte in der Anfangsphase zumindest die Hoffnung auf einen spannenderen Spielverlauf. Mit einer sehr engagierten und aggressiven Verteidigung hatten die Spieler von Baskets-Coach Predrag Krunic dem litauischen Vizemeister um den Center-Hünen Robertas Javtokas und dem überragenden Frederick House Paroli geboten.

Der Amerikaner sah sich in Oluoma Nnamaka einem unerbittlichen Gegner gegenüber und kassierte nach nur sieben Minuten sein drittes Foul. Es war ein Technisches Foul, nachdem er aus Verärgerung über einen Schiedsrichterpfiff den Ball weggeschlagen hatte.

Zu diesem Zeitpunkt hätten die Baskets sogar führen können, hätten sie nicht reihenweise beste Wurfchancen, darunter einfachste Korbleger, vergeben.

Völlig von der Rolle war Kristaps Janicenoks, dem auch bei seinen Distanzwürfen kaum etwas gelingen wollte. Das Bemühen der Baskets um Tempospiel und einen schnellen Abschluss war deutlich zu sehen, aber im entscheidenden Moment fehlte ihnen die Kaltschnäuzigkeit.

Diese Eigenschaft besaß der Gegner aus dem Land des Europameisters im Überfluss. Mit einem 14:1-Lauf sorgte Vilnius innerhalb von rund vier Minuten für klare Verhältnisse: 18:34. Jetzt offenbarte sich die ganze Klasse dieser Mannschaft, die kurzfristig noch mit Center-Routinier Gintaras Einikis und dem Amerikaner und Ex-NBA-Spieler Tyrone Nesby verstärkt worden ist. Die Zielrichtung ist klar: Gewinn des Uleb-Cups.

Mit viel Wut im Bauch zeigte auch House, was für ein Ausnahme-Basketballer er ist. Obwohl Nnamaka wie eine Klette an ihm klebte, vollstreckte er entweder im Rückwärtsfallen traumhaft sicher oder setzte einen Dreier aus rund acht Metern in den Bonner Korb, als wenn es das Einfachste von der Welt wäre.

Der Rest des Spiels ist schnell erzählt: Bonn ernährte sich in Sachen Punkten mühsam wie das Eichhörnchen, die Litauer lieferten ein Schaulaufen und eine Demonstration der Stärke des litauischen Basketballs. Die meisten Spieler, die Trainer Vlade Djurovic aufs Feld schickte, würden bei jedem Bundesligaverein mit Kusshand genommen.

Die Baskets werden die Partie schnell abhaken und auf den letzten Vorrundenspieltag am kommenden Dienstag in Breslau schauen. Mit Schützenhilfe von Vilnius, das im Heimspiel gegen Belgrad gewinnen sollte, können sie mit einem Sieg den zweiten Platz in der Gruppe G perfekt machen und ins Achtelfinale einziehen. Ein wenig Sorgen bereitet aber Spielmacher Branko Milisavljevic, der gegen Vilnius eine Muskelverletzung erlitt und am Ende von Krunic geschont wurde.

Statistik

Telekom Baskets:Simon 6, Nadjfeji 10 Punkte, Nnamaka 4, Janicenoks 7/1 Dreier, Jackson 6, Milisavljevic 13/2, Huber-Saffer 6, Klepac 6.
Rytas Vilnius:Slezas, Stelmahers 12/2, House 22/1, Delininkaitis 4, Cukinas 5, Kuminskas, Mujezinovic 5, Jasaitis 5/1, Javtokas 12/1, Nesby 6/2, Einikis 13, Jarutis 4.

Trefferquote: Bonn 31 Prozent, Vilnius 50 Prozent. Dreierquote: Bonn 27 Prozent (5/18), Vilnius 41 Prozent (7/17). Freiwurfquote: Bonn 65 Prozent (13/20), Vilnius 71 Prozent (20/28). Rebounds: Bonn 34 - Bester: Jackson 7, Vilnius 42 - Bester: Javtokas 9. Assists: Bonn 14 - Bester: Milisavljeiv 4, Vilnius 13 - Bester: Delininkaitis 3. Ballverluste: Bonn 13, Vilnius 9. Ballgewinne: Bonn 3, Vilnius 5.

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