Der Tabellendreizehnte der französischen Liga hat zwar in der ersten Gruppenphase mit drei Siegen die gleiche Anzahl von Erfolgen wie Bonn vorzuweisen, hat aber den direkten Vergleich durch die 61:71-Niederlage im Hinspiel im Telekom Dome klar verloren. Im Achtelfinale der nun 16 verbliebenen Mannschaften erwartet die Bonner in der nächsten Vierergruppenrunde erneut mindestens sechs Europapokalspiele. Der Kampf um die ersten beiden Plätze dürfte dort mit Lüttich (Belgien), Cholet (Frankreich) und EiffelTowers den Bosch (Holland) enorm schwer werden.

Nach der verpatzten "Generalprobe" mit der Niederlage in der Basketball-Bundesliga in Braunschweig am Sonntag und der langen Anreise mit Zug, Flugzeug und Bus am Montag, legten die Baskets einen furiosen Start hin. Dieser machte nicht nur den tausenden Fans in der Bonner Heimat Hoffnung, die die Partie per Internet-Livescore verfolgten, sondern sorgte auch für reichlich Verstimmung bei Toulons Coach Alain Weisz.

Es waren gerade einmal sechs Minuten im ersten Viertel vergangen, da versuchte Weisz den bisher ungewohnt starken "Auswärtsrhythmus" der Baskets mit einer Auszeit zu unterbrechen. Bonns Powerforward Brandan Bowman hatte in dieser Phase die Hauptrolle übernommen und präsentierte sich in vier Minuten mit zehn Punkten extrem treffsicher. Als das Drehbuch im Anschluss noch zwei Dreier durch Winsome Frazier vorgesehen hatte, führte Bonn mit 20:7 (6.) und schockte damit die französischen Fans im Palais de sports de Toulon.

Was war bloß mit den Baskets los? Nur einen Auswärtssieg hatten die Baskets seit 2002 in 22 Europokal-Auswärtsspielen vorzuweisen. In der EuroChallenge war Bonn in Perm untergegangen und konnte auch nicht in Nikosia gewinnen. Doch gestern Abend waren alle Spieler hellwach. Koch hatte noch in Braunschweig fehlende Impulse von seinen Bankspielern bemängelt.

Alex King schien sich das besonders zu Herzen genommen haben. Er brillierte in der ersten Halbzeit mit einer hundertprozentigen Trefferquote und steuerte dort neun Punkte zum großen Geburtstagsgeschenk für Koch bei - am Ende war King sogar mit 16 Punkte Topscorer der Baskets.

Da Kings Teamkollegen von der Dreierlinie durch die Bank treffsicher waren und in zwei Vierteln acht Dreier bei nur elf Versuchen durch die Reuse jagten (insgesamt 13 von 27), blieb die französische Zonendeckung in der ersten Halbzeit wirkungslos. Als Moussa Diagne per Dreier versenkte und EJ Rowland nachlegte, führten die Gäste schon mit 44:26 (17.).

Spätestens als Alex King per Dreier zum 67:47 (29.) traf, waren die Baskets nicht mehr aufzuhalten. Souverän meisterte Bonn das letzte Viertel und verdiente sich zu Recht den großen Applaus von "Geburtstagskind" Mike Koch, der kurz nach 22 Uhr bis über beide Ohren strahlte. Danach durfte gefeiert werden.

Bonn: Rowland 4 Punkte (28:06 Minuten Einsatzzeit), Frazier 13/3 Dreier (26:05), Strasser 11/2 (16:31), King 16/2 (28:22), Diagne 12/2 (22:13), Clifford 6 (12:28), Kolodziejski 5/1 (20:20), Bowman 13/3 (24:00), Johnson 6 (21:55).
Toulon: Pierce 10/1, Tortosa 4, Dardaine 3, Milling 4, Masingue 5, Nichols 20/2, Hughes 17, Ferchaud 9.

Trefferquote: Bonn 49 Prozent (30 von 61 Würfen erfolgreich), Toulon 39 Prozent (25/62). Dreierquote: Bonn 48 Prozent (13/27), Toulon 17 Prozent (4/23). Freiwürfe: Bonn 87 Prozent (13/15), Toulon 64 Prozent (18/28). Rebounds: Bonn 35 - Bester Frazier mit 7, Toulon 40 - Bester Hughes mit 10. Assists: Bonn 18, Toulon 13, Steals: Bonn 8, Toulon 5. Ballverluste: Bonn 14, Toulon 14.

EuroChallenge, Gruppe B

Telekom Baskets - Hyeres Toulon 72:86

Keravnos Nikosia - Ural Great Perm 81:94

Tabelle

1. Ural Great Perm 6 5 1 498:433 11

2. Telekom Baskets 6 3 3 417:413 9

3. SAOS Hyeres Toulon 6 3 3 478:485 9

4. Keravnos Nikosia 6 1 5 434:496 7