Telekom Baskets 83:71 gegen Bayreuth - Nicht schön, aber erfolgreich

BONN · Es kommt nicht alle Tage vor, dass man bei den Telekom Baskets Bonn von einem hoch verdienten Erfolg reden kann und 5170 Zuschauer im Telekom Dome dennoch mit ihrer Mannschaft zittern mussten. Denn beim 83:71 gegen medi Bayreuth standen sich die Profis um Trainer Mathias Fischer phasenweise selbst im Weg und bekamen sogar bei einer 20-Punkte-Führung nicht die nötige Sicherheit in ihre Aktionen, um den Gegner frühzeitig und souverän auf Distanz zu halten.

"Das war nach den letzten Wochen ein sehr wichtiges Spiel für uns. Es ging nicht ums schön spielen. Es war kämpfen angesagt - und das haben wir gemacht", setzte Baskets-Spieler Steve Wachalski ein treffendes Statement unter 40 Minuten, in denen sich deutlich zeigte, dass die vergangenen Niederlagen und die hohe Belastung in Bundesliga und Eurocup ihre Spuren hinterlassen hatten.

Für Coach Fischer ging es denn auch darum, vor eigenen Fans die richtige Mentalität zu zeigen und nach den verlorenen Spielen gegen Würzburg und Braunschweig wieder in die Erfolgsspur zurückzukommen. Am Ende gaben der unbedingte Wille zum Erfolg, die größeren personellen Möglichkeiten gegen dezimierte Gäste, die aggressive Verteidigung und die deutlich gestiegene Trefferquote vor allem aus der Distanz den Ausschlag.

Die Atmosphäre im Telekom Dome hatte etwas von Familienzusammenführung. Im Team des Gegners standen mit Trainer Predrag Krunic und den Spielern Kyle Weems und Ronald Burrell drei ehemalige Bonner, und auf der Tribüne saß nicht nur Ex-Coach Mike Koch, sondern auch Patrick Ewing jr. der in der vergangenen Saison ein halbes Jahr im Telekom Dome spielte. Der austrainiert wirkende Amerikaner spielt derzeit für Trikala in der ersten griechischen Liga. "Ich besuche meinen Freund David McCray", erklärte er.

[kein Linktext vorhanden]McCray schien das zu beflügeln. Er gehörte zu den Aktivposten im Spiel der Hausherren. Mit hoher Intensität in der Verteidigung und beherzten Angriffsaktionen war er mit dafür verantwortlich, dass sein Team nach der 44:32-Pausenführung und einem Durchhänger bis zum 46:45 das Ruder wieder herumriss. Auch dank Benas Veikalas, der die Flaute im Angriff mit einem Dreier zum 49:45 beendete.

Auch das nötige Glück stellte sich ein. So gelang McCray ein spektakulärer Dreier aus großer Distanz zur 62:47-Führung, als er eigentlich Kurt Looby unter dem Korb mit einem Alley-oop-Anspiel in Szene setzen wollte. McCray konnte es selbst nicht fassen. Wie heiß man sein muss, um eine sportliche Durststrecke zu beenden, zeigte er dann nach seinem zweiten Dreier zum 68:49, als er sofort zurückeilte und bei einer Verteidigungsaktion mit dem Hosenboden auf dem Kampfrichtertisch landete.

Es war die Phase, als auch ein richtiger Ruck durch die Fans ging, die am Anfang fast vier Minuten hatten warten müssen, ehe Jamel McLean mit Freiwürfen die ersten Punkte gelangen. Im Spielverlauf fanden die Baskets angetrieben von ihrem diesmal korbgefährlichen Spielmacher Jared Jordan ihren Rhythmus und hatten in der Abwehr nur größere Probleme mit Center Brian Qvale und Weems.

Trotz dessen 22 Punkten verteidigten die Bonner gut gegen ihn. Denn Weems nahm sehr viele Würfe, brachte letztlich aber nur 45 Prozent davon im Korb unter. Auch ein Verdienst von Tony Gaffney, der trotz einer Sprunggelenksverletzung humpelnd weiterspielte, um mit seinen schnellen Beinen und langen Armen Würfe zu entschärfen. Offensiv war der Amerikaner aber ein Ausfall.

Als es bereits 70:50 (32.) stand, kam unerklärlicher Weise Hektik ins Bonner Spiel. Dies nutzte Bayreuth zu einem 10:0-Lauf. Wieder war es Veikalas, der in dieser schwierigen Phase seine Distanzqualitäten unter Beweis stellte. Vieles wäre einfacher gewesen, hätten die Gastgeber bis dahin ihre Freiwürfe konsequenter genutzt.

"Wenn man mit 20 Punkten führt, muss man ein Spiel souveräner zu Ende bringen", kritisierte Fischer. Unter dem Strich sei er zufrieden, weil seine Mannschaft auf die Aufholjagden des Gegners prompt geantwortet habe. Fischer: "Wir waren diesmal auch etwas frischer, weil wir schon am Dienstag im Eurocup gespielt haben und mehr Zeit zur Regeneration und Vorbereitung hatten."

Am Mittwoch (19.30 Uhr) haben die Baskets zum letzten Eurocup-Vorrundenspiel Rom zu Gast.

Stimmen zum Spiel

Mathias Fischer (Trainer Telekom Baskets): "Nach insgesamt vier Niederlage in der Beko BBL und dem Eurocup in Serie stand uns ein schweres Spiel bevor. Für uns war es nach zuletzt drei Partien in fremden Hallen ein schönes Gefühl, endlich wieder vor heimischem Publikum aufzulaufen - das hat gut getan. Es gab nach dem Seitenwechsel eine sehr gefährliche Phase für uns, in der Bayreuth bis auf einen Zähler verkürzen konnte. Nachdem wir im Anschluss bis auf 20 Punkte weggezogen sind, haben wir es leider nicht geschafft, den Sack frühzeitig dich zu machen. An dieser Stelle muss erwähnt sein, dass Bayreuth es sehr gut verstanden hat, sich Würfe zu erarbeiten, wodurch sie wieder rangekommen sind. Dadurch, dass wir diese Woche etwas mehr Zeit in der Vorbereitung auf dieses Spiel hatten, waren wir mental und körperlich frischer, um mit mehr Intensität als zuletzt zu agieren.“

Steve Wachalski (#14 Telekom Baskets): „Dieses Spiel war für uns extrem wichtig. Uns war bewusst, dass es ein sehr kampfbetontes Spiel wird. Diesen Kampf haben wir angenommen und uns so die Chance auf den Sieg erarbeitet. Von der Bank kommend wollten wir mit der zweiten Fünf viel Energie aufs Feld bringen, was uns gelungen ist. Dadurch konnten sich die Starter phasenweise etwas erholen und mussten nicht permanent die komplette Verantwortung übernehmen.“

Predrag Krunic (Trainer medi Bayreuth): „Glückwunsch an Bonn zu einem verdienten Sieg. Wir wussten, dass Bonn eine gute Defense spielt, gegen die wir uns im zweiten Viertel ein paar zu viele Ballverluste geleistet haben. Nach unserem guten Start in die zweite Hälfte hat Bonn einige schwierige und vielleicht glückliche Würfe getroffen, die uns sehr weh getan haben. So haben die Telekom Baskets ihren Rhythmus aufgenommen, wodurch sie entscheidend davongezogen sind.“

Telekom Baskets - medi Bayreuth 83:71 (18:21, 26:11, 18:15, 21:24)

Telekom Baskets: McCray (9/2 Dreier), Looby (6), Veikalas (18/4), Brooks (11/1, 6 Assists), Mangold (3), Jordan (18/3, 5 Assists), Wolf (2), Koch (0), Gaffney (2), Wachalski (6/2), McLean (8)
medi Bayreuth: Spöler (1), Simon (12/2), Conroy (2), Hamilton (5/1), Zeis (dnp), Chambers (0), Schmitz (0), Heyden (2), Sehovic (8), Burrell (0), Weems (22/4, 9 Rebounds), Qvali (19, 9 Rebounds)

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