ULEB-Cup 81:78 gegen Badalona - Rencher macht die Sensation perfekt

BONN · Wenn 2900 Zuschauer nach einem dramatischen Spiel in der Hardtberghalle acht Sekunden vor dem Ende den Atem buchstäblich anhalten, dann ist das ein Zeichen dafür, dass soeben ein entscheidender Wurf den Ball auf seine scheinbar ewig lange Reise in Richtung Korb geschickt hat. Trifft er oder trifft er nicht? Am Dienstagabend traf er.

Es war Terrence Rencher, der den sensationellen 81:78 (25:22, 18:19, 23:18, 15:19)-Sieg der Telekom Baskets Bonn in der Gruppe A des ULEB-Cups gegen das hoch favorisierte Team von DKV Joventut Badalona perfekt gemacht hatte. Auf seinen Treffer zum 80:78 hatten die Spanier keine Antwort mehr. Im Gegenteil. Sie verloren den Ball noch einmal, und Rencher verwandelte noch einen Freiwurf.

Die Spieler um Trainer Predrag Krunic und ihre Fans auf den Tribünen konnten ihr Glück kaum fassen. Nach der Schlussirene glich die Halle einem Tollhaus. Auf dem Feld schmiss sich der Bonner 2,20-Meter-Hüne Aleksandar Radojevic auf Branko Klepac und schien seinen bemitleidenswerten Kapitän fast erdrücken zu wollen. Auf den Tribünen war man nach zunächst verhaltener Stimmung - erwartet hatte man den Erfolg eigentlich nicht - umso mehr in Ekstase geraten. Maskottchen Bonny tanzte auf den Tischen, die Fans auf den Bänken.

Wenn sie ausgetanzt haben, sollten sie die Kunde von der bestandenen Feuertaufe der Baskets im zweithöchsten europäischen Wettbewerb nach draußen tragen. Denn dieses Spiel, diese bravouröse Leistung, ohne Frage die beste der Bonner in der laufenden, wenn auch noch jungen Saison, hatte eine ausverkauftes Haus, eine aus allen Nähten platzende Hardtberghalle verdient.

Die Baskets hatten zwei Trümpfe: eine mit Leidenschaft vorgetragene Verteidigung und ein geduldiges Angriffsspiel, das, bis auf ein paar kleine Aussetzer, über weite Strecken sehr kontrolliert ablief und immer wieder die entscheidenden Spieler fand. Allen voran Aleksandar Nadjfeji. Der dynamische Power Forward der Baskets spielte mit seinen Gegnern Katz und Maus und war mit 27 Punkten, davon allein 17 vor der Pause, der alles überragende Spieler auf dem Feld.

Doch am wichtigsten war, dass die Baskets jederzeit als Mannschaft auftraten. Sie hielten die Asse des Gegners, etwa den Amerikaner Maceo Baston oder Spaniens Nationalcenter Antonio Bueno, gut unter Kontrolle, ließen oft nur schwierige Würfe zu, und schalteten bei Ballgewinnen den Turbo ein. Wie beim 30:24 in der 13. Minute, als Nadjefji einen blitzschnell vorgetragenen Fast Break über drei Stationen abschloss.

Auch durch die frühe Foulbelastung von Radojevic ließen sich die Gastgeber nicht aus dem Konzept bringen. Schließlich haben sie noch einen Klepac, der, einmal auf dem Feld, mit seiner körperbetonten Spielweise Akzente setzen kann. Im Abschluss war er weniger glücklich, wie man das überhaupt von den Baskets sagen muss, wenn sie an der Freiwurflinie standen. Nur 50 Prozent Trefferquote - da hätte man sich früher ein beruhigendes Polster herausspielen können.

Das holten Rencher mit einem Dreier und ein Brad Traina Ende des dritten Viertels mit zwei weiteren erfolgreichen Distanzwürfen nach: 66:55 - die höchste Bonner Führung im Spiel. Jetzt wurde der katalanische Stier richtig wütend, versuchte den Gegner durch eine eisenharte Verteidigung aus dem Konzept zu bringen. Doch an der Dreierlinie antwortete Brian Brown mit zwei Dreiern zum 71:63 (32.) und 74:67 (34.) eiskalt. Aber als Spielmacher Rafael Jofresa per Dreier zum 74:74-Ausgleich (36.) traf, schwante den Fans Böses.

Ihre Befürchtungen sollten sich nicht bewahrheiten. Nadjfeji zum 76:74 und Traina zum 78:74 nach einem Pass Nadjfejis von der Grundlinie über das ganze Feld, ließen sie vom Sieg träumen. Und diesen Traum erfüllte dann Rencher.

"Das war ein wichtiger Sieg gegen einen Ex-Europacup-Champion. Wir haben die spanischen Dreipunktwerfer gut kontrolliert. Aleksandar Nadjfeji hat ein sehr starkes Spiel gezeigt und Baston in den Schatten gestellt", freute sich Krunic. Und Radojevic schwärmte: "In den letzen beiden Spielen haben wir gezeigt, das wir Defense auf hohem europäischen Niveau spielen können. Wenn wir so spielen, werden wir noch einige Partien im ULEB-Cup gewinnen."

Statistik

Telekom Baskets: Rencher 12 Punkte/1 Dreier, Nadjfeji 27, Nnamaka 1, Klette 2, Traina 19/4, Brown 11/2, Klepac 4, Radojevic 5.
DKV Joventut Badalona: Radulovic 15, Jofresa 5/1, Marco 2, Drame, Espil 11/2, Bueno 13, Fuller 6, Labeyrie 2, Baston 20, Vazquez 4 .

Trefferquote: Bonn 51 Prozent, Badalona 48 Prozent. Rebounds: Bonn 22 - Beste: Klepac, Traina 4, Badalona 45 - Bester: Baston 9. Assists: Bonn 16, Badalona 12. Ballgewinne: Bonn 9, Badalona 2. Ballverluste: Bonn 6, Badalona 19.

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