Telekom Baskets 80:89 in Oldenburg - Bonn scheidet in den Play-offs aus

OLDENBURG · Großes Spiel, großer Kampf – aber es hat für die Telekom Baskets Bonn nicht gereicht. In der fünften und entscheidenden Begegnung der Viertelfinalserie um die deutsche Basketballmeisterschaft verloren sie bei den EWE Baskets Oldenburg mit 80:89 (19:20, 24:22, 15:27, 22:20).

Vor 5920 Zuschauern in der EWE Arena fiel im dritten Viertel die Vorentscheidung, als die Bonner für einige Minuten die Kontrolle über das Spiel verloren. Sie gaben zwar nie auf und hatten am Ende noch Möglichkeiten, die Wende zu schaffen, konnten sie aber nicht nutzen.

Rund 700 Baskets-Fans hatten sich auf die Reise nach Oldenburg gemacht und skandierten schon weit vor dem Sprungball „Hurra, Hurra, die Bonner die sind da.“ Und dann: „Heimspiel, Heimspiel, Heimspiel.“ Mit der Rückendeckung trat die Mannschaft ganz anders auf, als das in den beiden bisherigen Spielen in der EWE-Arena der Fall war, als sie schnell hoch in Rückstand geraten war.

Zwar wurde die kleine Aufstellung, die Koch wieder gewählt hatte, diesmal von den Oldenburgern bestraft, weil vor allem Center Adam Chubb und Power Forward Ronald Burrell gut ins Spiel fanden und ihre Größenvorteile ausnutzten, doch nach dem 13:19-Rückstand bekamen die Gäste nach und nach das Spiel in den Griff. Mit einem 6:0-Lauf nach Würfen von Jared Jordan, Kyle Weems und Jamel McLean glichen sie zum 19:19 aus und spielten fortan auf Augenhöhe. McLean sorgte für die erste Führung: 21:20.

Oldenburg schlug zwar zurück, führte 27:23, doch mit dem Dreier von David McCray zum 27:26-Anschluss begann die stärkste Bonner Phase. Oldenburg bekam mehr und mehr Probleme, seine Angriffe abzuschließen und leistete sich den ein oder anderen Ballverlust. Neben Weems, der mit 23 Punkten Topscorer war, trumpfte Benas Veikalas als Schütze auf, der am Mittwoch im ersten Viertel disqualifiziert worden war und besonders motiviert schien.

Zuerst traf Weems zum 32:31, dann Veikalas zum 34:31 (16.). Beide Mannschaften schenkten sich nichts. Den 38:38-Ausgleich durch Chris Kramer per Dreier, beantworteten McLean mit einem verwandelten Freiwurf und Veikalas mit dem 41:38. Wieder Veikalas markierte die 43:42-Pausenführung für Bonn.

Als der Litauer gleich nach der Pause per Dreier nachlegte und dann McLean nach einem Ballverlust des Gegners zum 48:42 traf, glaubte die Magenta-Fraktion auf der Tribüne fest daran: „Wir können es packen.“ Doch wie so oft im Verlaufe dieser Saison waren es Rickey Paulding und Julius Jenkins, die Oldenburg zurückbrachten, wobei die Bonner ihnen durch einige unnötige Ballverluste Schützenhilfe leisteten. Irgendwie hatte die Konzentration bei den Koch-Schützlingen nachgelassen. Beispiel: ein von Jordan vorgetragener Fastbreak, den McCray vertändelte. Der Dreier von Jenkins kurz vor Ende des drittenViertels bedeutete schon das 66:57 für Oldenburg. Wenig später waren es elf Punkte Rückstand: 60:71.

[kein Linktext vorhanden]Bonn musste den Lauf des Gegners unbedingt stoppen, und schaffte das auch. Chris Ensminger und Weems verkürzten auf 64:71. Oldenburg war aber nun die bessere Mannschaft, mit den klareren, zielstrebigeren Aktionen. Den Gästen fiel es schwer, ihre Angriffe erfolgreich abzuschließen. Paulding brachte die Hausherren folgerichtig mit 74:64 in Front. Doch die Baskets stellten ihren Ruf, nie aufzugeben, wieder unter Beweis. „Die lassen sich einfach nicht abschütteln“, fluchte Oldenburgs Pressesprecher Torben Rosenbohm. Mit unbändigem Willen kämpften sie sich zurück. Weems mit einem Alley-oop-Dunking, Thülig mit einem Korb nach Ballgewinn und McCray mit einem Korb plus Bonuswurf – die Bonner waren wieder auf drei Punkte heran: 73:76. (36.).

EWE Baskets - Telekom Baskets 89:80
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Am Ende sollte es nicht sein. Weil Oldenburg halt einen Paulding hat, der einen ansatzlosen Dreier zum 79:73 für sein Team vollstreckte, und bei den Baskets die so genannten „big shots“ diesmal halt nicht fallen wollten. Wie beispielsweise der völlig freie Dreier, den Weems 45 Sekunden vor dem Ende beim Stande von 80:85 nicht verwandeln konnte, oder nach dem 80:86 der Dreier von Veikalas, der in den Korb guckte, aber wieder herausfiel.

Von Austrudeln lassen konnte aber auch beim 80:88 nicht die Rede sein. Koch nahm 18 Sekunden vor dem Ende noch einmal eine Auszeit. Schnelle Dreier sollten vielleicht doch noch die Wende bringen. Vergebens. Trotzdem wurden Team und Trainer nach der Schlusssirene noch minutenlang von ihren Fans gefeiert. Für eine packende Viertelfinalserie, nach der sie erhobenen Hauptes die Halle verlassen konnten. Vorher führte sie ihr Weg aber auf die Tribüne zum „sechsten Mann“, der ebenfalls alles gegeben hatte, und mischen sich unter ihre Anhänger, um sich bei ihnen für die Unterstützung zu bedanken. Am Dienstag wird ab 17 Uhr im Telekom Dome gemeinsam der Saisonabschluss gefeiert.

Trainerstimmen:

Michael Koch (Trainer Bonn): „Wir haben heute wieder einmal gezeigt, was den Bonner Basketball ausmacht. Das fängt bei den Fans an, die uns das ganze Jahr über getragen haben, und endet bei der Mannschaft, die sich nie aufgegeben hat. Wir haben viele Hürden überwinden müssen, mussten fast während der gesamten Rückrunde um den Playoff-Einzug spielen. Dann gegen den FC Bayern München am letzten Spieltag noch ein die Meisterschaftsrunde einzuziehen und jetzt erst nach fünf Partien auszuscheiden - besser kann es nicht sein, wenn es denn schon hier enden muss. Die Mannschaft ist an den Herausforderungen gewachsen, hat sich daheim ihr Selbstvertrauen erarbeitet und auswärts mit viel Herz gespielt. Das hat uns auch heute über weite Strecken getragen. Oldenburg hat über die individuelle Klasse eines Rickey Paulding oder auch Julius Jenkins bestochen, und dennoch waren wir anderthalb Minuten vor dem Ende noch dran. Ich bin sehr stolz auf das, was das Team geleistet hat.“

Sebastian Machowski (Trainer EWE Baskets): „Ich freue mich sehr über den Sieg und bin stolz, dass wir den Einzug ins Halbfinale geschafft haben. Wir haben die gesamte Saison hart dafür gearbeitet, in den Playoffs den Heimvorteil zu erlangen und heute hat man wieder gesehen, wie wichtig das war. Es war eine heiß umkämpfte Serie, in der sich beide Teams nichts geschenkt haben. Wir haben heute als Team gewonnen, in der entscheidenden Phase hat die Mannschaft einen Gang zugelegt, hat sich in jeden Rebound geworfen, keinen Ball verloren gegeben und die starken Bonner niedergekämpft. Dieses Selbstvertrauen nehmen wir jetzt mit in die Serie gegen Ulm und auch da wollen wir unseren Heimvorteil nutzen. Am Dienstag erwarte ich wieder so eine tolle Stimmung wie heute in der Arena und ich will ein Meer von Gelb auf den Rängen sehen.“

Spielerstimmen:

Kyle Weems (Telekom Baskets): „Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie enttäuscht ich im Moment bin. Wir haben in dieser Saison soviele Hürden überwunden, waren so oft abgeschrieben und sind immer wieder zurück gekommen. Dann haben wir hier eine so starke Serie gespielt und sind dann denkbar knapp gescheitert. Ich muss unseren Trainern und Betreuern ein riesiges Lob aussprechen, weil sie uns immer wieder aufgebaut und motiviert haben. Ohne sie wären wir niemals soweit gekommen. Heute hat uns aber besonders die Unterstützung unserer unglaublichen Fans berührt. Als wir in die Halle kamen und 700 Bonner uns anfeuerten, hat uns das richtig ins Spiel getragen, auch wenn es am Ende nicht ganz gereicht hat.“

Rickey Paulding (EWE Baskets): „Heute stand für uns enorm viel auf dem Spiel, aber wir haben an uns geglaubt und sind ohne Nervosität ins Spiel gegangen. Bonn hat in der ersten Hälfte gut mitgehalten und wir wussten, dass wir im dritten Viertel mehr machen mussten, um die Bonner aus dem Spiel zu nehmen. Das hat auch geklappt und mit der Unterstützung unserer Fans, sind wir dann in unserem Rhythmus geblieben. Das ganze Team hat am Ende um jeden Ball gekämpft und keinen Rebound verloren gegeben. Wir haben jetzt nur zwei Tage, um uns auf Ulm vorzubereiten, aber das Spiel heute hat uns jede Menge Rückenwind gegeben, und wer weiß, ob die zehn Tage Pause für Ulm nicht ein wenig zu lang waren. Wir gehen jedenfalls voller Selbstvertrauen ins Halbfinale.“

Oldenburg - Bonn 89:80 (20:19, 22:24, 27:15, 20:22)

Telekom Baskets Bonn: McCray (8/1 Dreier), Ensminger (2), Veikalas (12/1), Mangold (0), Thülig (6), Jordan (12, 8 Assists), Weems (23/3), Koch (dnp), McLean (15), Wohlfarth-Bottermann (2), Mertz (dnp)
EWE Baskets Oldenburg: Kramer (20/1), Bahiense de Mello (9/2), Joyce (5/1, 6 Assists), Wysocki (0), Chubb (13), Smeulders (5), Smit (dnp), Jenkins (13/1), Paulding (12/3), Freese (dnp), Burrell (12/1)

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