Telekom Baskets Bonn 79:76 gegen Crailsheim: Ein Sieg, der Nerven kostete

BONN · Manchmal braucht es einen einzigen Wurf, der die Entscheidung bringt. Im Basketball spricht man dann von einem "Big point". Beim Spiel der Telekom Baskets Bonn gegen die Crailsheim Merlins am Sonntag war es Baskets-Spielmacher Eugen Lawrence, dem dieser Wurf gelang.

5,7 Sekunden vor Ablauf der Spielzeit drückte er hinter der Dreierlinie ab und versenkte den Ball zum 78:75 im Korb des Aufsteigers. Am Ende siegten die Hausherren mit 79:76 (21:22, 15:20, 23:15, 20:19).

Kräftiges Durchpusten war angesagt. Bei den 5360 Zuschauern im Telekom Dome, bei den Spielern und nicht zuletzt Trainer Mathias Fischer. Während seine Profis erleichtert und überwiegend lachend die Ehrenrunde drehten, klatschte Fischer die Fans mit grimmiger Miene ab. Diese 40 Minuten hatten ihn Nerven gekostet. Zum zweiten Mal innerhalb von zweieinhalb Wochen mussten die Baskets gegen den Aufsteiger mächtig zittern, liefen zwischenzeitlich einem Elf-Punkte-Rückstand hinterher und setzten sich schließlich erneut mit nur drei Punkten Vorsprung durch. An Silvester hatte Bonn in Crailsheim mit 90:87 die Oberhand behalten.

Im Vorfeld hatte sich Coach Fischer noch über die zweiwöchige Spielpause gefreut, die seine Mannschaft durch den Allstar Day genießen durfte. Doch als Vorteil erwies sich das nicht. Vielmehr fanden die Bonner nie richtig ihren Rhythmus und ließen sich von den sehr engagiert auftretenden Gästen den Schneid abkaufen. "Das war erneut eine richtige Schlacht. Crailsheim hat uns alles abverlangt und ist mit mehr Intensität ins Spiel gegangen", stellte Ryan Brooks fest und ergänzte: "Wir haben uns offensiv das Leben selbst schwer und zu viele Experimente gemacht."

Sehr zur Verärgerung seines Trainers. "Meine Spieler sind Optionen gelaufen, die ich im Training noch nie gesehen habe. Das erklärt auch die 18 Ballverluste", sagte Fischer. Aber auch mit der Verteidigung konnte der 43-Jährige nicht einverstanden sein. In der ersten Hälfte erlaubte sein Team dem Gegner viel zu viele leichte Punkte. Unter dem Korb hatte man große Probleme gegen die Center Chris Otule und Andry Agafonov. Da sah auch Tadas Klimavicius oft nicht gut aus. Überhaupt passte sich der erfahrene Center dem fahrigen Spiel seiner Teamkameraden an. Unpräzise Pässe, zum Teil sehr riskant gespielt, prägten das Geschehen. Fischer: "Bodenpässe sind die langsamsten überhaupt. Der Ball ist leicht zu klauen."

Geno Lawrence kam auf diese oder ähnliche Weise auf fünf Ballverluste. Und da die Baskets zunehmend unvorbereitete und damit schwierige Würfe nahmen, gerieten sie im zweiten Viertel nach und nach deutlich in Rückstand. Bei ihrer 31:21-Führung (13. Minute) hatten die Merlins einen 11:0-Lauf abgeschlossen.

[kein Linktext vorhanden]Wie schon im Hinspiel rissen sich die Bonner in solchen Phasen dann wieder zusammen. Benas Veikalas eröffnete mit einem Dreier zum 24:31 einen 11:1-Lauf zum 32:32-Ausgleich ein. Der Litauer und Angelo Caloiaro waren die einzigen Bonner, die über weite Strecken des Spiels überzeugen konnten. Das Hoch war aber nur von kurzer Dauer, denn der Gast lag im dritten Viertel wieder hoch in Führung - diesmal beim 51:40 (25.) mit elf Punkten. Was die Gastgeber in dieser Phase boten, erinnerte an Slapstick und war eines Tabellensechsten unwürdig.

Telekom Baskets Bonn - Crailsheim Merlins 79:76
46 Bilder

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Die Wende konnte nur über den Kampf und eine bessere Verteidigung kommen. "Es hat uns viel Energie und Intensität gekostet, das Spiel zu drehen", sagte Fischer. Aber es funktionierte. Seine Spieler schalteten ein bis zwei Gänge höher und beeindruckten den Gegner mit einer aggressiven Zonendeckung. "Bonn hat in der zweiten Hälfte intensiver als wir gespielt", stellte Crailsheim-Coach Ingo Enskat fest. Lohn war ein 12:2-Lauf der Baskets vom 47:55-Rückstand bis zum 59:57 Ende des dritten Viertels.

Alles hätte frühzeitig gut werden können, hätten die Bonner ihre starke Phase nach dem Veikalas-Dreier zum 75:66 nicht abrupt beendet und den Gegner noch eimal zu einer Aufholjagd eingeladen, die Garrett Sim mit zwei Freiwürfen 19 Sekunden vor der Schlusssirene zum 75:75 abschloss. Der "Big point" von Lawrence, der schon in Crailsheim ähnlich entscheidend getroffen hatte, ließ dann alle Bonner aufatmen.

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