EuroChallenge 76:86 - Telekom Baskets verlieren gegen Bologna

BONN · Die Frage drängte sich nach dem Spiel einfach auf: Was wäre, wenn die Telekom Baskets Bonn am Dienstag zu Beginn des Viertelfinalspiels gegen Virtus Bologna nicht diesen Respekt vor großen Namen gezeigt hätten? Die Antwort: Dann wäre im ersten Viertelfinalspiel der EuroChallenge vielleicht ein Sieg drin gewesen.

 Mit viel Kampfgeist brachten sich die Baskets um Winsome Frazier (am Ball) und John Bowler gegen Bologna wieder ins Spiel zurück.

Mit viel Kampfgeist brachten sich die Baskets um Winsome Frazier (am Ball) und John Bowler gegen Bologna wieder ins Spiel zurück.

Foto: Norbert Ittermann

So verloren die Bonner gegen den Favoriten aus der ersten italienischen Liga um Ex-NBA-Star Earl Boykins mit 76:86 (13:24, 20:23, 26:20, 17:19) und müssen nun am Donnerstag (20.30 Uhr) im zweiten Spiel in Bologna gewinnen, um ein Entscheidungsspiel zu erzwingen.

Das würde nächste Woche Mittwoch wieder in Bologna stattfinden. Ansonsten wäre das Europapokal-Abenteuer der Baskets für diese Saison beendet. Trotz der Enttäuschung über die Niederlage werden 4 200 Zuschauer im Telekom Dome mit der Leistung ihrer Mannschaft am Ende zufrieden gewesen sein.

Denn der Abend hätte für die Schützlinge von Trainer Mike Koch leicht in einem Debakel enden können, wenn man die ersten 17 Minuten und den Beginn des dritten Viertels zum Maßstab nimmt.

Viel vorgenommen hatten sich die Bonner wohl, doch sie fanden erst spät ins Spiel. Geführt von Boykins zog Bologna ein blitzschnelles und variantenreiches Angriffsspiel auf. Die Baskets waren in der Abwehr nicht im Bilde, immer einen Schritt zu weit vom Gegenspieler weg und ließen sich zudem durch schnelle Foulpfiffe etwas einschüchtern.

Neben Boykins drückten der sprunggewaltige Ex-Berliner Sharrod Ford, Alex Rigetti und Reyshwan Terry dem Spiel ihren Stempel auf. Der Power Forward, der in den USA in der NBA-Vorsaison für die Dallas Mavericks zum Einsatz kam, beeindruckte gleichermaßen durch Athletik, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Korbgefährlichkeit, auch aus der Distanz.

Einmal tanzte er Moussa Diagne an der Außenlinie mit einem blitzschnellen Täuschungsmanöver aus, so dass sich der Bonner nur durch ein Foul zu helfen wusste - und es hieß 2:13.

So ging es weiter. Die Baskets konnten nur reagieren, kamen vorne kaum zum Zug und lagen nach dem Dreier von Terry 6:16 und im zweiten Viertel nach einem Distanzwurf von Keith Langford, einem weiteren NBA-Kandidaten, mit 15:30 hinten. Als es in der 16. Minute gar 22:44 stand, schwante nicht nur den Zuschauern Böses.

Doch wie die Baskets dann doch zurückschlugen, zumal ohne ihren am Rücken verletzten Topscorer Brandon Bowman, nötigte Respekt ab. Nach und nach bekamen sie das Spiel über eine wesentlich aggressivere Verteidigung in den Griff, wobei sich insbesondere Artur Kolodziejski auszeichnete.

Was in einigen Situationen zuvor noch fast unbeholfen gewirkt hatte, war jetzt durch Entschlossenheit und Zielstrebigkeit geprägt. Als Winsome Frazier per Dreier traf, hatten die Hausherren auf 37:47 verkürzt.

Die Italiener zeichnete aus, dass sie ungerührt und eiskalt konterten. Drei Distanztreffer - von Ntousan Vouktsevits und zweimal von Terry - und einen Korbleger (Boykins) später war der Rückstand wieder auf 21 Punkte angewachsen: 37:58. Als Ford mit einem Dreipunktespiel (Korb plus Freiwurf) auf 61:39 erhöhte, schien Bologna sich auf eine ruhige Endphase einrichten zu können.

Doch die Baskets bäumten sich, angetrieben von EJ Rowland, noch einmal auf. Der Amerikaner war mit 21 Punkten bester Bonner Schütze und riss seine Mitspieler mit. Bis zum 47:61 markierte Rowland neun Punkte, und Kolodziejski schloss einen Fastbreak ab.

Dann setzten sich auch Alex King (5 Punkte) und John Bowler (13 Punkte) stärker in Szene. Als Bowler von jenseits der 6,25-Meter-Linie Maß nahm, stand es nur noch 62:69 (31.).

Der Favorit zeigte Wirkung und wackelte mächtig. Rowland verkürzte fünf Minuten vor Schluss auf fünf Punkte (69:74) und drei Minuten später nach einem zwischenzeitlichen 69:79 noch einmal per Dreier auf 74:79. Aber die routinierten Gäste machten durch Ford, Boykins und Guilherme Giovannoni alles klar.

Statistik

Telekom Baskets: Rowland 21 Punkte/1 Dreier (34:31 Minuten Einsatzzeit), Frazier 7/1 (22:30), Strasser 10/2 (21:04), King 5/1 (15:41), Diagne (18:55), Clifford 2 (5:35), Bowler 13/1 (16:32), Kolodziejski 5/1 (15:25), Flomo 7 (31:54), Johnson 6 (17:53).
Virtus Bologna: Ford 17, Koponen 4, Blizzard, Righetti 3/1, Boykins 11, Giovanni 10/2, Chiacig 4, Langford 14/3, Tsalikis-Vouktsevits 7/1, Terry 16/3.

Trefferquote: Bonn 51 Prozent (31 von 60 Würfen erfolgreich), Bologna 51 Prozent (27/52). Dreierquote: Bonn 42 Prozent (7/17), Bologna 49 Prozent (10/21). Freiwürfe: Bonn 63 Prozent (7/11), Bologna 88 Prozent (22/25). Rebounds: Bonn 24 - Bester Rowland mit 6, Bologna 34 - Bester Ford und Terry mit 7. Assists: Bonn 12, Bologna 13. Ballverluste: Bonn 14, Bologna 14.

Stimmen zum Spiel:

Mike Koch (Trainer Baskets): "Wir haben uns wieder ins Spiel reingekämpft, auch wenn wir den Anfang verschlafen und dort zu viel Respekt gezeigt haben. Wir haben aber gesehen, dass wir mit einer solchen Mannschaft mithalten können. Wir müssen jetzt einige Kleinigkeiten abstellen, dann sind wir auf dem gleichen Level."

Matteo Boniciolli (Trainer Bologna): "Der Sieg war heute verdient. Ich glaube, dass das nächste Spiel sehr schwer wird. Die Serie ist noch nicht gelaufen."

Winsome Frazier (Baskets): "Ich kann nicht erklären, was am Anfang los war. Wir sind gut zurückgekommen und haben in Bologna Chancen, auch wenn es dort sehr hart wird."

Artur Kolodziejski (Baskets): "Wenn man so eine europäische Topmannschaft spielen lässt, macht sie, was sie will. Wir müssen in Bologna eine Topleistung abliefern, um zu gewinnen."

Moussa Diagne (Baskets): "Am Ende hatten wir die Chance, das Spiel zu drehen. Aber der Abstand war insgesamt schon zu groß gewesen. Das hat Kraft gekostet."

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