Telekom Baskets Bonn 72:87 in Bremerhaven: "Willenlos, erschreckend"

BONN · Carsten Pohl war bedient und fand deutliche Worte: „Die Jungs müssen sich jetzt selbst an der Ehre packen. Das sieht alles viel zu willenlos aus. Erschreckend“, sagte er auf der Heimfahrt aus Bremerhaven.

 Deutliche Worte fand Trainer Carsten Pohl nach der Partie.

Deutliche Worte fand Trainer Carsten Pohl nach der Partie.

Foto: nordphoto

Er hatte sich ein bisschen sortiert. Aber erholt hatte sich der Trainer der Telekom Baskets nach der 72:87(22:20, 25:18, 11:25, 14:24)-Niederlage bei den Eisbären noch nicht. Das wird vermutlich auch noch etwas dauern.

Denn was Pohl an der Nordseeküste zu sehen bekommen hatte, war so schwer zu ertragen, dass sogar die sonst so kritikfreudigen Fans in den sozialen Netzwerken in der Mehrzahl resignierte Kommentare absetzten. Auch die letzten Optimisten dürften an die Playoff-Hoffnungen einen Haken gemacht haben. Die Tabelle lässt kaum etwas anderes zu.

Der Auftritt der Baskets nach der Halbzeit ebenso wenig. „Nach dem Spiel waren alle enttäuscht“, sagte Pohl. „Aber das nützt ja nichts. Es fehlten Wille und Konzentration, wir verschenken unsere Chancen leichtfertig. Natürlich kann man mich fragen, warum ich nicht noch eine Auszeit genommen habe, nicht mehr oder vielleicht auch weniger Zonenverteidigung gespielt habe – aber auf dem Feld sind die Spieler für sich selbst verantwortlich.“

Dabei hatte die Partie aus Bonner Sicht gar nicht schlecht begonnen: Offensiv starteten sie spielfreudig. Für die ersten acht Bonner Punkte sorgte Florian Koch, dann stieg Aaron White per Dreier zur 11:6-Führung mit ein (5.). Defensiv zeigten sich die Baskets verbessert und konnten in den ersten beiden Bremerhavener Angriffen die Angriffsuhr runterverteidigen. Wann hatte es das zuletzt gegeben? Aber da war immer noch Luft nach oben. Nach dem ersten Durchgang, in dem Center Yancy Gates schon klar gemacht wurde, dass dies ein zäher Arbeitstag werden würde, stand es 22:20 für die Gäste.

„Wir werden an unserem Stil aus der Vorwoche nicht viel ändern und den Ball nach innen bringen“, hatte Pohl vor dem Spiel gesagt. Zu sehen war von diesem Rezept nicht allzu viel. Und wenn der Ball nach innen kam, hatte Yancy Gates seine liebe Müh' mit Yannik Freese. Ein nicht unbedingt furchteinflößender Center, der am Ende 16 Punkte und den Unterschied machen sollte.

Im zweiten Viertel lief es besser. Dank einer ordentlichen Verteidigung und einer starken Ausbeute von der Dreierlinie – insbesondere von Rotnei Clarke – gingen die Baskets mit einer 47:38-Führung in die Pause. 38 Punkte für den Gegner. Das war – hochgerechnet – zumindest ein Ansatz, nachdem die Bonner mit ihrer rudimentären Defense in den letzten sechs Spielen im Durchschnitt 99 Punkte kassiert hatten. Doch Hochrechnungen sind im Sport weniger probates Mittel als Erfahrungswerte – die Baskets blieben sich treu. Zum Leidwesen des Trainers.

Nicht nur, dass sie im dritten Durchgang 25 Zähler von den Eisbären kassierten, die trotz des Acht-Punkte-Rückstands zu Pause ihre Chance witterten und zeigten, dass sie diese nutzen wollten, auch in der Offensive ging es mit der Trefferquote von außen und insgesamt bergab. Die Baskets kamen auf mickrige elf Pünktchen, die Fehler häuften sich, die Körpersprache begann bereits leise zu jammern.

Mit fünf Punkten Rückstand (58:63) ging es ins letzte Viertel, fünf Minuten später waren es nach einem Dunk von Gates sogar nur noch zwei (68:70). Doch Bremerhaven nahm eine Auszeit, die offenbar Wunder wirkte. Kyle Fogg und Freese punkteten, Clarke scheiterte mit seinem Dreierversuch, und Larry Gordon schloss zum 76:68 für die Hausherren ab (36.). Freese ackerte und pflückte sich Offensiv-Rebound und zweistellige Führung (78:68). Was dann folgte, kann man nur „Auflösungserscheinungen“ nennen. Die Baskets führten vor, was man so alles an Fehlern machen kann und verloren auch den direkten Vergleich von Hin- und Rückspiel noch deutlich, denn im Telekom Dome hatten sie nur mit 70:65 gewonnen.

Der Trainer hat das Schlusswort: „Wer jetzt noch nicht begriffen hat, um was es geht, dem ist nicht mehr zu helfen. Wir müssen Göttingen am nächsten Samstag schlagen. Das ist überlebensnotwendig.“

Statistik

Bremerhaven:Williams 5 Punkte/1 Dreier, Gordon 13/1, Smith 15/1, Zwiener 9/1, Bleck, Curry, Thomas 5, Austin 6, Fogg 18/2, Freese 16
Bonn: Yancy Gates (30:16 Spielzeit) 10, Dirk Mädrich (8:23) 6/2, Isaiah Philmore (19:48) 6, Sean Marshall (32:30) 9/1, Eugene Lawrence (32:20) 2, Florian Koch (14:39) 11/2, Aaron White (28:01) 12/3, Langston Hall (9:01), Rotnei Clarke (9:01) 16/4.

Trefferquote:
Zweier:Bremerhaven 61% (27/44), Bonn 42% (15/36);
Dreier: Bremerhaven 33% (6/18), Bonn 52% (12/23);
Freiwurfquote: Bremerhaven 71% (15/21), Bonn 43% (6/14);

Rebounds: Bremerhaven 35 (def. 27/off. 8, Bester Freese 9), Bonn 31 (21/10, Bester Gates 12);
Assists:Bremerhaven 18, (Bester Smith 7), Bonn 20 (Bester Lawrence 9);
Ballgewinne: Bremerhaven 8, Bonn 4,
Ballverluste:Bremerhaven 10, Bonn 18; Fouls: Bremerhaven: 16, Bonn 20.

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