Telekom Baskets Bonn 69:87 bei den Bayern - Lederhosen blieben unangetastet

MÜNCHEN/BONN · Die Lederhose ist vermutlich das meistbesungene Kleidungsstück in deutschen Sportarenen. Auch nach dem 79:65-Sieg der Telekom Baskets Bonn gegen TBB Trier am vergangenen Sonntag hatten Fans in Vorfreude auf die Partie in München den Klassiker im Telekom Dome angestimmt: "Zieht den Bayern die Lederhosen aus." Etwa 200 mitgereiste Anhänger mussten dann am Ostersamstag mit ansehen, wie die Bonner noch nicht einmal an den ersten Knopf der Hosen kamen.

Angefeuert von 6500 Zuschauern, darunter auch Fußball-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger und Bayern-Ersatzkeeper Jörg Butt, feierten die Bayern einen völlig verdienten 87:69 (28:20, 18:15, 18:13, 23:21)-Start-Ziel-Sieg.

Als der Audi Dome im Wissen des sicheren Sieges den musikalischen Konter "Immer wieder FCB" anstimmte, war Baskets-Coach Michael Koch bereits in der Kabine. In der 33. Minute hatte der Bonner Trainer seinem Unmut bei Schiedsrichter Andreas Schreiner derart lautstark Luft gemacht, dass es dem Gespann zwei technische Fouls wert war. Koch musste die Halle verlassen. Jonathan Wallace verwandelte die vier fälligen Freiwürfe zum 77:50 für die Bayern, Chevon Troutman den anschließenden Ballbesitz zum 79:50, die Partie war längst gelaufen.

Dabei hatten die Bonner durchaus die Möglichkeit gehabt, Zugriff auf das Spiel zu erlangen. Obwohl die defensiv sehr gut eingestellten Münchner von Beginn an in Führung lagen, blieben die Baskets auf Tuchfühlung. Das war in erster Linie Center Chris Ensminger zu verdanken, der unter dem Korb die lausige Dreierquote ausbügelte. Dennoch hatte man immer das Gefühl, dass die restlichen Bonner erwartet hatten, mit 80 Prozent Leistung auszukommen, und wartete auf einen Schub. Vergebens. "Wir haben gewusst, dass es hier schwer werden würde", sagte Koch hinterher, "aber wir haben es nie geschafft, die nötige Aggressivität und Intensität aufs Feld zu bringen."

Den ersten Bonner Dreier von Jared Jordan zum 35:43 beantwortete unmittelbar vor der Halbzeit ausgerechnet Jan Jagla, der im Saisonverlauf eher durch schlichte Leistungen aufgefallen war, mit seinem dritten Distanztreffer in Folge.

Nach dem Seitenwechsel zeichnete sich dann deutlicher ab, dass ein sehr guter Münchner auf einen gebrauchten Bonner Tag traf. In der 25. Minute ließ ein Pfiff die Bonner dann erst einmal in sich zusammenfallen. Steffen Hamann "hängte" Ensminger sein viertes Foul an, der Routinier musste auf die Bank. "Da war allen klar, dass es jetzt noch schwerer werden würde", erklärte Koch, "wir waren unserer Inside-Optionen beraubt, und die Bayern haben das clever ausgenutzt.".

Es war die Kombination aus der Leistung seiner Mannschaft, die nach dem Ensminger-Aus ihre Flügel hängen ließ, und der der Unparteiischen, die Koch in der 33. Spielminute auf die Palme brachte. Beides war zu diesem Zeitpunkt überschaubar. "Ich musste für mein Team ein Zeichen setzten, dass da mehr Intensität kommen muss", sagte Koch. "Außerdem hatte ich den Eindruck, dass die Entscheidungen der Schiedsrichter nach der Halbzeit einseitig wurden. Das hat mir irgendwann gereicht. Das erste Foul habe ich bewusst haben gewollt, das zweite kam recht schnell hinterher."

Obwohl an dem Bayern-Sieg da nichts mehr zu ändern war, griff Koch zu diesem eher ungewöhnlichen Mittel. Sein Team drohte in seine Einzelteile zerlegt zu werden, das wollte der ansonsten eher besonnene Trainer verhindern - auch im Hinblick auf die Partie am Mittwoch gegen Tübingen.

Dass er vor laufender Fernsehkamera der Halle verwiesen wurde, störte ihn nicht. "Darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich bin für mein Team verantwortlich und muss tun, was ich für richtig und hilfreich halte. Wenn ich an das Fernsehen denken würde, wäre ich ja schon gefangen in meinen Aktionen."

Auch Baskets-Sportmanager Andreas Boettcher hatte Verständnis für den Weckruf: "Ich kann nachvollziehen, dass Mike so reagiert hat. Er wollte ein Zeichen setzen, und das ist ihm gelungen." Die Baskets wehrten sich, während ihr Coach im Kabinengang "auf- und abging und über das Geschehen nachdachte", und verkürzten den Rückstand von 29 auf 18 Punkte. Kein schönes Ergebnis, aber ein schöneres.

Die Chance auf Wiedergutmachung folgt schon am Mittwoch. Um 19.30 Uhr treten die Walter Tigers Tübingen im Telekom Dome an.

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