Saporta-Cup 69:58 gegen UKJ St. Pölten - Mit zitternden Händen in die nächste Runde

BONN · Die Erleichterung war den Spielern der Telekom Baskets Bonn nach der Schluss-Sirene ins Gesicht geschrieben. Eine Halbzeit lang hatten bei ihnen die Nerven blank gelegen. Erst nach der Pause setzte sich der Basketball-Bundesligist im letzten Vorrundenspiel des Saporta-Cups gegen UKJ St. Pölten klar mit 69:58 (31:36) durch und schaffte am Ende der Vorrunde in der Gruppe E das, womit vor Wochen niemand mehr gerechnet hatte.

Durch die gleichzeitige 54:60 (25:29)-Niederlage von Partizan Belgrad gegen Iraklis Thessaloniki haben die Bonner den vierten Platz sicher und stehen damit in der nächsten Runde. Ob es sogar noch Platz drei geworden ist, entschied sich um Mitternacht in Porto, wo der gastgebende FC das slowakische Team von Slovakofarma Pezinok empfing. Haben auch die Portugiesen ihr Spiel verloren (das Ergebnis lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor), stehen die Baskets sogar auf Platz drei.

Psychologie ist ein schwieriges Feld, vor allem im Sport. Von bestimmten vorgegebenen Bedingungen ausgehend lässt sich die Reaktion von Sportlern nur schwer voraussagen. So wachsen die einen unter Druck über sich hinaus, den anderen wackeln die Knie und sie versagen. In die zweite Kategorie drohten die Baskets zu fallen. Denn schon vor dem Spiel wussten sie, dass Belgrad sein Spiel verloren hatte. Gegen den sieglosen Tabellenletzten St. Pölten brauchte also nur ein Sieg her, und das Ziel nächste Runde Saporta-Cup wäre erreicht gewesen.

Doch angesichts dieser Erfolgsaussichten fuhr den Schützlingen von Trainer Bruno Soce offenbar die Furcht vor dem Versagen in die Glieder. Bei jedem Korbversuch schienen ihnen die Hände zu zittern. Resultat war vor 3050 Zuschauern in der Hardtberghalle, darunter Ex-Baskets-Spieler Eric Taylor, ein wahres Fehlwurf-Festival mit einer Trefferquote, die nach der ersten Halbzeit nur bei 33 Prozent lag. Ob Hurl Beechum, Drazan Tomic, Derrick Phelps, Ivo Josipovic oder Detlef Musch - reihenweise titschten die Bälle zurück vom Ring in die Hände des Gegners.

Die Österreicher zogen daraus ihren Vorteil, spielten schnörkellos und geradlinig nach vorne und nutzten ihre Chancen. Allen voran der Italiener Guiseppe Romano, der nicht zu stoppen war. Unter dem Korb bissen sich die Bonner lange Zeit an Michail Soloviev die Zähne aus. So lagen die Hausherren in der 8. Minute mit 9:20 in Rückstand.

Bruno Soce reagierte. Er wechselte mit Rodrigo Pastore seinen zweiten Aufbauspieler ein, um mehr Ruhe ins Spiel zu bringen, und den jungen Branko Klepac unter dem Korb für Detlef Musch. Und siehe da, das Spiel kippte. Sechs Punkte von Pastore und fünf von Klepac, darunter zwei krachende Dunkings, rüttelten jetzt das Publikum so richtig wach. Zwar hatte ihr Team seine Nervosität immer noch nicht ganz abgelegt, doch immerhin war beim 31:36-Rückstand zur Pause Land in Sicht.

Nach dem Seitenwechsel rächte sich das foulträchtige Spiel von St. Pölten. Schnell hatte Soloviev das vierte und fünfte Foul auf seinem Konto und musste vom Feld. Ein Verlust, den die Österreicher nicht kompensieren konnten. Bonn traf jetzt etwas besser, wenn auch nach wie vor nicht berauschend. Riesenjubel, als Hurl Beechum in der 23. Minute per Dreier den 36:36-Gleichstand schaffte. Fünf Punkte in Folge des Deutsch-Amerikaners zum 47:41 bedeuteten erstmals eine einigermaßen komfortable Führung.

Das Bonner Spiel wurde inzwischen nur von Pastore geleitet, da Phelps mit einer Schulterverletzung passen musste. Der etatmäßige Bonner Spielmacher wurde von dem Italo-Argentinier hervorragend vertreten. Nicht nur im Aufbau, sondern auch als Schütze. Erstmals punktete Pastore für die Baskets zweistellig (13) und hielt auch Romano besser in Schach.

Eine Vorentscheidung fiel in der 32. Minute, als Pastore nach einem unsportlichen Foul und einem Technischen Foul gegen die St. Pöltener Bank an die Linie durfte und drei von vier fälligen Freiwürfen verwandelte. Gleichzeitig blieben die Bonner im Ballbesitz und nutzten dies durch Josipovic nach schönem Assist von Musch zum 61:53. Zum Schluss gab es für die Fans dann doch noch was fürs Auge. Mit zwei schönen Dreiern wies sich Beechum einmal mehr als erfolgreichster Bonner Schütze aus.

"Es gibt Spiele, die für die jungen Spieler und die, die nicht so oft zum Einsatz kommen, wie geschaffen sind. Das war so ein Spiel", erklärte Bruno Soce und lobte damit Pastore und Klepac.

Statistik

Telekom Baskets: Josipovic 11, Phelps 2, Beechum 17/4 Dreier, Pastore 13/2, Tomic 4, Musch 8, Behnke 4, Klepac 7, Braun 3.
St. Pölten: Nusterer 5, Gianopoulos 8, Romano 24/4, Soloviev 9, Santana 3, Orekhov, Weis, Vedichtchev 9.
Trefferquote: 1. Halbzeit: Bonn 33 Prozent, St. Pölten 46 Prozent. Gesamt: Bonn 37 Prozent, St. Pölten 43 Prozent. Rebounds: Bonn 30 - Beste: Josipovic 8, Klepac 7, Pastore 4; St. Pölten 34 - Beste: Gianopoulos 11, Soloviev 5, Santana 5. Assists: Bonn 14 - Bester: Pastore 3; St. Pölten 3 - Bester: Vedichtchev 3. Ballgewinne: Bonn 10, St. Pölten 9. Ballverluste: Bonn 8, St. Pölten 13.

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