Telekom Baskets Bonn 64:77: Verdiente Niederlage in Bayreuth

BAYREUTH/BONN · Beim 64:77 in Bayreuth bleiben Bonner wieder unter ihren Möglichkeiten - zu wenig Intensität, magere Trefferquote.

Die Telekom Baskets hätten gewarnt sein können. Ein Blick auf die Homepage von Medi Bayreuth hätte genügt: "Erlebe Leidenschaft" lautet der Slogan, mit dem dort die virtuellen Gäste empfangen werden. Und das ist, wie die Bonner seit Samstagnachmittag wissen, kein leeres Versprechen. Sie erlebten Leidenschaft. Und wie. Die Franken schickten das Team von Trainer Mathias Fischer mit der wettbewerbsübergreifend vierten Niederlage in Folge, einer vollkommen verdienten, auf die vermutlich sehr schweigsame Heimfahrt.

64:77 (12:20, 24:18, 16:20, 12:19) hieß es am Ende aus Bonner Sicht, und das Warum ist schnell erklärt: Bayreuth spielte ohne Vier, aber mit Herzblut. Und genau das fehlt den Telekom Baskets Bonn derzeit. War es gegen Trient noch eine überragende italienische Defensive, die den Baskets die erste Niederlage der - man muss es so sagen - kleinen Krise beibrachte, war es gegen die - zugegebenermaßen ebenfalls sehr starken - Berliner bereits ein Stück weit das Spielen unter den eigenen Möglichkeiten. Was dann aber in Nanterre folgte, gab allen, die etwas für die Baskets übrig haben, bereits Anlass zur Sorge. Im zweiten Durchgang zeigten die Magenta-Männer in dieser Eurocup-Partie die schlechteste Leistung, die ein Bonner Team seit sehr langer Zeit aufs Parkett gebracht hat. Der vielgepriesene Baskets-Spirit - selbstangeheftetes Etikett einer Leistung, bei der so ziemlich alles außer Aufgeben erlaubt ist? Fehlanzeige.

Es konnte eigentlich nur besser werden. Eigentlich. Doch irgendwie wirkt es, als sei die Matrix des Bonner Spiels seit der Trento-Partie entschlüsselt und das gelüftete Geheimnis würde jetzt über die Spielmitschnitte zur Vorbereitung von Bonn-Gegner zu Bonn-Gegner weitergegeben. Einer der Schlüssel: extrem enge und harte Verteidigung gegen den Bonner Spielmacher Eugene Lawrence. Und weil auch wenig Hilfe kommt, stottert der Bonner Motor. Die Baskets sind nicht in der Lage, Lösungen zu finden. Geschweige denn die richtigen Lösungen. "Es ist, als hätten alle verlernt, Basketball zu spielen", sagt Fischer. "Wir haben falsche Entscheidungen in Defense und Offense getroffen - und alle stecken sich gegenseitig an. Wahnsinn."

Schon nach dem ersten Viertel lagen die Hardtberger beim Team vom Bonner Ex-Trainer Mike Koch mit 12:20 zurück, die Trefferquoten waren im Grunde da schon richtungweisend. Bayreuth schoss sich, meistens mit zu viel Platz, warm. Die Baskets, die ein bisschen wirken wie eine unsichere Truppe ihrer eigenen Doppelgänger, finden an der Dreier-Linie kaum noch statt. Zehn Bayreuther Distanztreffern stehen drei Bonner gegenüber - Differenz: 21 Punkte. Alles, was das Bonner Team bei Siegen in München, gegen Würzburg, Oldenburg (Eurocup) oder in Ulm ausgezeichnet hat - weg. "Wir lassen den Ball nicht laufen", klagt Fischer. Die Quittung gibt's ebenfalls in der Statistik: nur zwölf Assists. Das ist für die Verhältnisse von Lawrence und Kollegen mehr als überschaubar.

Doch das Problem beginnt in der Defensive. Die Baskets sind meistens einen halben Schritt zu spät, oft auch mehr. Dass sie sich in Bayreuth bis zur Pause dennoch wieder zurück ins Spiel arbeiteten, ließ Sportmanager Michael Wichterich im Halbzeit-Interview auf eine bessere zweite Hälfte hoffen. Die Partie ausgeglichen halten und im vierten Viertel dann aus der tiefen Rotation aufs Gaspedal treten - das hatte schon einige Male funktioniert. Aber dem Bayreuther Willen hatten die Gäste nicht genug entgegenzusetzen, und mit jedem Wurf, der sein Ziel verpasste, wurde die Körpersprache der Bonner ein bisschen leiser. Wenig Intensität, kaum Leidenschaft. Als Schreihals in Sachen Körpersprache zeigte sich ausgerechnet der Ex-Bonner Steve Wachalski, der mit 20 Punkten und zehn Rebounds ein Double-Double ablieferte.

Fischer gönnte seinem Team gestern trotzdem einen freien Tag. "Man muss auch mal den Kopf frei bekommen", sagte er. "Am Montag werden meine Spieler sich das aber noch einmal ansehen müssen. Und dann heißt es Training, Training, Training, Defense, Defense, Defense. Wir stehen unter Druck." Am Mittwoch treten die Baskets zum Auftakt der Eurocup-Rückrunde in Oldenburg an, am Sonntag kommt mit Frankfurt ebenfalls nicht gerade Laufkundschaft (18 Uhr, Telekom Dome).

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