EuroCup 58:72 - Baskets gegen Kiew mit ernüchternden Ende

BONN · Es gibt Spiele, nach denen man nicht lange diskutieren muss, warum die eine Mannschaft gewonnen und die andere verloren hat. So auch am Dienstagabend, als die 58:72 (26:16, 11:16, 10:20, 11:20)-Niederlage der Telekom Baskets Bonn in der Partie des Fiba EuroCups gegen den BC Kiew feststand.

"Kiew war heute einfach zu gut für uns", stellte Sinisa Kelecevic ebenso nüchtern wie treffend fest. Dennoch gab es aus Bonner Sicht einige positive Aspekte. Zum einen die Zuschauerzahl: Mit 3 400 Zuschauern war die Hardtberghalle für ein Europapokalspiel außergewöhnlich gut besetzt. "So einen Zuspruch hatten wir zuletzt 2000 im Saporta-Cup gegen Kinder Bologna", stellte Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich fest.

Die Gründe dafür, dass noch bis kurz vor Spielbeginn viele Fans an den Kassenhäuschen standen und am Ende gar keine Tickets mehr da waren, waren sicher nicht alleine die hochkarätig besetzten Gäste, sondern auch Kelecevic.

Die Baskets hatten den Kroaten erst wenige Tage vor dem Spiel verpflichtet und damit unter den Fans eine wahre Begeisterung entfacht. Schließlich schlägt der inzwischen 35-Jährige die Brücke zur erfolgreichen Bonner Vergangenheit, trug in den Spielzeiten 1996/1997, 1997/1998 sowie 2000/2001 das Magenta-Trikot und war an zwei deutschen Vizemeisterschaften beteiligt. Seine Rückkehr lockte nicht nur mehr Fans in die Halle, sondern auch alte Weggefährten.

So nahm nicht nur Ex-Baskets-"Feldherr" Klaus Perwas, sondern auch Bruno Soce - ehemaliger Erfolgstrainer der Bonner, der Kelecevic damals an den Rhein geholt hatte - auf der Tribüne Platz. Bei der Begrüßung wurde der Rückkehrer mit überschäumender Begeisterung gefeiert. "Sinisia, Sinisa"-Sprechchöre erfüllten die Halle. Und als Baskets-Coach Danijel Jusup den Power Forward gegen Kiew bereits nach sieben Minuten aufs Feld brachte, kratzte der Lärmpegel an der Schmerzgrenze.

Es war zu einem Zeitpunkt, als die Fans ohnehin vom Spiel ihrer Mannschaft euphorisiert waren. Denn der Favorit auf den Gewinn des EuroCups kam zu Beginn im Angriffswirbel der Bonner mächtig ins Straucheln. Nach einem 2:7-Rückstand nahmen die Gastgeber das Heft in die Hand und drehten den Spieß angetrieben von ihrem bis dahin überragenden Spielmacher Andrew Wisniewski zu einer 21:11-Führung um - auch dank einer hervorragenden Verteidigung gegen die körperlich haushoch überlegenen Gäste.

So stemmte sich etwa Branko Klepac mit unbändigem Kampfgeist gegen den 2,13 Meter großen Center-Hünen Ratko Varda, der Oberarme wie manch ausgewachsener Mann Oberschenkel hat. Seine Verdrängung unter dem Korb in Bruttoregistertonnen zu messen, wäre natürlich völlig übertrieben, würde aber die beängstigende physische Präsenz des ehemaligen jugoslawischen Nationalspielers unter den Körben verdeutlichen.

Dennoch war Varda ob der Leidenschaft der Baskets offenbar genauso verdutzt wie seine Mitspieler. Immer wieder scheiterte der ukrainische Meister bei seinen Würfen, um dann am eigenen Korb gegen das schnelle Kombinationsspiel des Gegners zu spät zu kommen. Wisniewski mit einem Dreier und Michael Meeks waren es, die beim 26:13 (10.) für die höchste Bonner Führung sorgten.

Doch schon im zweiten Viertel wurde klar, welches Potenzial in der Mannschaft von Trainer Renato Pasquali steckt. Kiew erhöhte Tempo und Verteidigungsdruck und kam beim 30:24 (14.) erstmal auf Tuchfühlung zu den Bonnern. Die hielten noch dagegen. Nach einem spektakulären einhändigen Dunking von Jason Conley lagen die Baskets wieder mit 34:24 (16.) vorn. Aber ihnen fiel es immer schwerer, sich gegen die aggressive Deckung Kiews in Szene zu setzen. Reihenweise wurden Wurfchancen vergeben.

Bis zur Pause reichte es noch zu einer 37:32-Führung, ehe sich dann nach dem Seitenwechsel die Kräfteverhältnisse völlig umkehrten.

Nur noch 21 Punkte gestattete der Gast den Hausherren. Pasquali hatte seinem Team in der Pause eine Standpauke gehalten, das dann wie entfesselt aus der Kabine kam. Dusan Kecman nahm sich der Bewachung von Wisniewski an, der fortan eine Reihe von Ballverlusten verschuldete. Von Spielaufbau konnte nicht mehr die Rede sein.

Unter den Körben lief nichts mehr. Nicht nur Varda, sondern auch lange Spieler wie Goran Nikolic, der beste Ukrainer an diesem Abend, oder Leonid Iailo stellten die unumschränkte Lufthoheit für ihr Team her. 48:26 Rebounds, mehr braucht man dazu nicht zu sagen.

Und Kelecevic? Sportlich konnte er die Begeisterung erwartungsgemäß noch nicht rechtfertigen. "Er hat erst einmal mit uns zusammen trainiert. Aber für die Zukunft verspreche ich mir viel von ihm", sagte Jusup. In der Gruppe G des EuroCups wird es für die Baskets nun ganz schwer.

Um noch Platz zwei zu erreichen, müssen sie sich in erster Linie in den Spielen gegen Riga und Rostov schadlos halten und dabei den direkten Vergleich gegen Rostov für sich entscheiden. In der Bundesliga wartet die nächste Aufgabe am Samstag. Zu Gast in der Hardtberghalle ist um 19.30 Uhr BS Energy Braunschweig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort