EuroChallenge 54:71 in Cholet - Bei den Baskets klappt kein einziges System

BONN · Von einem Déjà-vu-Erlebnis (französisch für "schon gesehen") spricht man, wenn jemand glaubt, eine an sich völlig neue Situation schon einmal erlebt zu haben. Mike Koch, Trainer der Telekom Baskets, dürfte am Dienstag einige Male ein ähnliches Gefühl beschlichen haben, als seine Mannschaft im EuroChallenge-Spiel beim französischen Erstligisten Cholet Basket ihr viertes Gruppenspiel mit 54:71 (12:24, 12:14, 15:16, 15:17) verlor.

 Nur selten so sprunggewaltig wie hier im Hinspiel gegen Kevin Braswell (links) und Nando de Colo präsentierte sich der Bonner Spielmacher EJ Rowland am Dienstag in Cholet.

Nur selten so sprunggewaltig wie hier im Hinspiel gegen Kevin Braswell (links) und Nando de Colo präsentierte sich der Bonner Spielmacher EJ Rowland am Dienstag in Cholet.

Foto: Nobert Ittermann

Vor elf Jahren war Koch, damals noch Basketballprofi in Griechenland, in der Saison 1997/98 schon mal in eben dieser Halle. Er schlief im selben Hotel - in einem etwas heruntergekommenen Château mit einem großen Turm, 13 Zimmern und einem gewöhnungsbedürftigem, kargen Frühstück.

Bis zur Halle waren es wieder die gleichen zehn Minuten Busfahrt, und am Ende stand Koch auch diesmal nach vier Vierteln mit leeren Händen da. Während die heimischen Fans am Dienstagabend ihr Team für den zehnten Sieg in Serie in der EuroChallenge und für das vorzeitige Erreichen der Runde der letzten Acht lautstark feierten, waren Koch und selbstverständlich auch die vier mitgereisten Baskets-Fans weit entfernt von stimmungsvollen Gefühlsausbrüchen.

So einen Auftritt wie in Cholet hatten sie erst vor kurzem gesehen, als die Telekom Baskets Bonn im zweiten EuroChallenge-Spiel bei s'Hertogenbosch deutlich mit 63:83 untergegangen waren. Und natürlich auch beim Hinspiel von Cholet in Bonn, als die Franzosen die Bretter dominierten und zusätzlich von außen zur richtigen Zeit ihre Präzision fanden.

Cholets athletische Reboundmaschine Randal Falker verbreitete am Dienstag erneut Angst und Schrecken in Korbnähe und hatte als Ballpflücker und Produzent von zweiten und dritten Chancen entscheidenden Anteil am Triumph.

Die Mannschaft von Trainer Erman Kunter benötigte ganze sechs Minuten, bis Mike Koch wütend die erste Auszeit nahm. Da führten die Franzosen bereits mit 17:7, hatten drei Dreier eingestreut und schon zehn Rebounds abgegriffen. Beim deutschen Vizemeister lief indes wenig zusammen. Bonns Moussa Diagne sorgte zwar in der 18. Minute mit seinen zwei Dreiern innerhalb von 40 Sekunden zum 22:32 für ein wenig Hoffnung, dass die Gäste jetzt besser ins Spiel kommen würden.

Doch EJ Rowland & Co. kamen nicht in Fahrt, waren im Passspiel zu unaufmerksam und hielten nicht richtig dagegen. So war es nicht verwunderlich, dass Cholets agiler Franzose Steeve Ho You Fat in der 24. Minute auf 47:30 erhöhte. Und wenn die Bonner Anhänger zu Hause vor dem Internet-Live-Score nach kleinen Punkte-Serien der Baskets hofften, dass irgendwie noch eine Wende herbeizuführen sei, dann antworteten die Gastgeber sofort mit athletischem Spiel und Dominanz unter den Körben.

Trainer Michael Koch war entsprechend enttäuscht: "Wir waren in der Offensive völlig von der Rolle - ähnlich wie schon im Hinspiel. Kein System hat geklappt." Dabei sei er zumindest mit der Leistung in der Defensive zufrieden gewesen: "Cholet bei 71 Punkten zu halten, ist eine ordentliche Leistung."

Statistik

Bonn: Rowland Punkte 2 Punkte (20:44 Minuten Einsatzzeit), Frazier 7 (22:37), Strasser 5/1 (19:16), King 2 (25:09), Diagne 9/3 (14:50), Clifford (6:58), Bowler 9/1 (15:26), Kolodziejski (17:24), Flomo 4 (15:33), Bowman 4 (21:36), Johnson 12 (20:27)
Cholet: Larrouquis 7/1, Beaubois 5/1, Mokongo 13/3, De Colo 15/1, Ho You Fat 12/1, Falker 8, Wiggins 3, Seraphin, Braswell 8.

Trefferquote Zweipunktewürfe: Bonn 42 Prozent (16 von 38 Würfen erfolgreich), Cholet 44 Prozent (19/43). Dreierquote: Bonn 25 Prozent (5/20), Cholet 31 Prozent (9/29). Freiwürfe: Bonn 54 Prozent (7/13), Cholet 60 Prozent (6/10). Rebounds: Bonn 34 - Bester Bowman mit 5, Cholet 51 - Bester Falker mit 20 (!). Assists: Bonn 12, Cholet 19. Ballverluste: Bonn 16, Cholet 15.

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