Telekom Baskets Bonn 20 Jahre Bonner Botschafter

BONN · Es fehlten nur die Weihnachtsbäume. Mit denen hätte man die Geschäftsstelle des General-Anzeigers am Bottlerplatz am Freitag noch schmücken können.

Nicht weil die Bäume zum 20-jährigen Bestehen der Telekom Baskets Bonn eine besonders feierliche Atmosphäre geschaffen hätten, sondern weil sie durchaus den Pioniergeist hätten symbolisieren können, aus dem die Gründer ihre Kraft schöpften, als sie am 20. März 1995 im Restaurant Pennenfeld ihren Verein aus der Taufe hoben.

Weihnachtsbäume hatte unter anderem Anton Feier verkauft, umtriebiger Manager beim Baskets-Vorläuferverein Godesberger TV, - und mit dem Erlös unterstützte er die Basketballer. "Anton hat mir 100 Mark in die Hand gedrückt, und dann habe ich die Bäume verkauft oder dem Kunden sogar bis nach Hause getragen", erinnerte sich Karsten Schul im Gespräch auf dem Bottlerplatz.

Schul gehörte zur Mannschaft, die ein Jahr nach der Gründung den Aufstieg in die Bundesliga schaffte und der später auch als Assistenztrainer für die Baskets arbeitete. Schul: "Ich habe immer noch das Bild vor Augen, wie es damals in der Pennenfeldhalle war. Wenn ich jetzt den Telekom Dome sehe und realisiere, wie groß das alles hier in den vergangenen 20 Jahren geworden ist, ist das schon etwas Besonderes. Ich bin froh, dass ich auf diesem Wege ein Stück mitgehen konnte."

Geschichten aus den vergangenen Jahren wurden am Freitag in und rund um die GA-Geschäftsstelle viele erzählt. Einige Fans waren gekommen, die seit der ersten Stunde dabei sind.

Die einen erinnerten sich schwärmend an Eric Taylors unglaublichen Dreier, der im ersten Bundesligajahr die Finalserie gegen Alba Berlin verlängerte, der andere an Hurl Beechums Dreierrekord 1998 gegen Trier (zwölf Treffer), der nächste an die diversen Sonderzüge in Richtung Berlin mit den bis zu 1600 Fans.

"Beim Bowling bekomme ich von den Fans immer solche Geschichten erzählt. Spannend zu hören", sagte Steve Wachalski. Er war gestern zusammen mit seinen Mitspielern Angelo Caloiaro, Mickey McConnell, Andrej Mangold und Tadas Klimavicius zur GA-Feier gekommen, um die Geburtstagstorte anzuschneiden, sie an die Fans zu verteilen und auch Autogramme zu schreiben.

"Traditionsclubmit großer Geschichte"

"Die Baskets sind ein Traditionsclub mit einer großen Geschichte. Dann ist es besonders schön, als Spieler im Jubiläumsjahr zur Mannschaft zu gehören und mitzufeiern", erklärte Mangold. Neben dem Basketball noch Weihnachtsbäume zu verkaufen, könne er sich allerdings nicht vorstellen. Mangold: "So haben sich die Zeiten geändert."

Zwischen 1995 und 2015 haben die Baskets Spuren hinterlassen in Basketball-Deutschland und darüber hinaus. Fünfmal wurden sie Vizemeister, dreimal Vize-Pokalsieger und erreichten in 18 Bundesligajahren 16 Mal die Playoff-Runde. Und im aktuell 19. Jahr spricht alles dafür, dass sie dieses Ziel wieder erreichen.

Von Anfang an bekannten sie sich auch zu Europa und mischten trotz hoher Kosten, weiter Reisen und überschaubarer Einnahmen in diversen Wettbewerben mit. Korac-Cup, Saporta-Cup, Uleb-Cup, Eurochallenge und Eurocup - die Baskets tragen auch seit fast 20 Jahren als Botschafter den Namen Bonns über den Kontinent.

"Es ist bemerkenswert, was die Baskets aufgebaut haben", sagte Michael Wichterich. Der Sportmanager gehört zwar seit der vergangenen Saison zum inneren Kreis, hat aber den größten Teil der Entwicklung von der rechten Rheinseite aus als Spieler und Manager in Rhöndorf betrachtet.

"Dass hier ein so nachhaltiges und irgendwie auch einzigartiges Projekt entstehen würde, war nicht vorauszuahnen", sagte er. "Viele Dinge sind bei den Baskets anders gedacht und angepackt worden als bei anderen Vereinen - oder wurden einfach gemacht. Das ist mir als Rhöndorfer schon früh aufgefallen."

Die Halle sei das beste Beispiel. "Jedes Mal, wenn ich in den Telekom Dome komme, denke ich, dass hier etwas Außergewöhnliches geschaffen wurde, das kein anderer Bundesligist hat", so Wichterich.

Nicht wenige hielten den Hallenbau für ein zu großes Wagnis. Aber das war für die Baskets nichts Neues. Schon der Umzug aus dem Pennenfeld in die Hardtberghalle, wo man gleich nach dem Aufstieg spielte, hatte Skeptiker auf den Plan gerufen.

Von Größenwahn wurde sogar geredet, als der Club in der Saison 1999/2000 für das Hauptrundenspiel gegen Alba Berlin in die Kölnarena umzog und damit einen Volltreffer landete. 18 506 Zuschauer bedeuteten für ein Basketballspiel Europarekord und brachten bundesweite Schlagzeilen.

Neben den Erfolgen haben die Baskets auch die Misserfolge geprägt. Die verpassten Playoff-Runden 2005 und 2013 gehören dazu, und natürlich die Fast-Meisterschaft 2009. "Es ist traurig, dass wir damals in Oldenburg den Titel verpasst haben. Das steckt man nie weg. Meister der Herzen wurden wir genannt, das bringt gar nichts", blickte Schul, 2009 Assistent von Trainer Michael Koch, zurück. Wenn man das Positive herauszieht: Die Baskets haben auch ohne Titel Großes geleistet. Glückwunsch! Und wer weiß, was die nächsten 20 Jahre bringen.

Wie es weitergeht

Weiter geht's für die Telekom Baskets am Sonntag mit der Bundesliga-Partie gegen den Playoff-Konkurrenten Riesen Ludwigsburg (17 Uhr, Telekom Dome, Spiel-Vorschau auf Seite 20).

Der erste sportliche Höhepunkt der Jubiläumssaison steht am Wochenende 11./12. April im Baskets-Kalender: Die Mannschaft von Trainer Mathias Fischer steht im Top4 - dem Pokalfinalturnier. Die Baskets spielen im Halbfinale - so wollte es das Los - gegen den Gastgeber: die EWE Baskets Oldenburg. Im zweiten Halbfinale stehen sich die Brose Baskets Bamberg und Alba Berlin gegenüber. Vielleicht gibt es am Sonntag dann den ersten Titel in der Baskets-Geschichte.

Die reguläre Saison endet für das Bonner Team mit dem Heimspiel gegen ratiopharm Ulm am 30. April (20 Uhr). Hier könnte es um das Heimrecht für die Playoffs gehen, denn momentan streiten sich diese beiden Teams um Platz vier - den letzten, der den Vorteil mit sich bringt, in eigener Halle die Serie zu beginnen.

Wo man auch hinhört: Rund um den Telekom Dome freuen sich alle auf das Wiedersehen mit den Baskets-Legenden aus 20 Jahren Vereinsgeschichte, die in den vergangenen Wochen zur Wahl gestanden haben. Am 3. Mai findet am Telekom Dome ein Familientag anlässlich des 20. Geburtstags statt. Höhepunkt: Ein Spiel der ehemaligen Spieler, die das Magenta-Trikot im Laufe der Zeit trugen. Der Bonner Publikumsliebling der frühen Baskets-Jahre, Eric Taylor, hat zugesagt.

"Es ist Wahnsinn, dass die Leute mich nicht vergessen haben", sagte er im Baskets-Interview. "Ist das wirklich schon so lange her? Irre. Ich bin total aufgeregt, einige der alten Jungs wiederzusehen, mit ihnen zu quatschen und in der neuen Halle zu spielen. Am meisten freue ich mich auf die Bonner Fans, die riesigen Anteil daran haben, dass Deutschland für mich so etwas wie eine zweite Heimat geworden ist."

Für das aktuelle Bonner Team beginnen dann - wenn nicht mehr allzu viel schiefläuft - die Playoffs am 9. Mai. Die Viertelfinalserie ist bis zum 20. Mai terminiert, die Halbfinalserie, ebenfalls nach dem Modus "Best of five" vom 23. Mai bis zum 4. Juni. Das Finale beginnt am 7. Juni, der deutsche Meister steht spätestens am 21. Juni fest.

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