Telekom Baskets 106:98 - Ein packender Krimi gegen Bayreuth

BONN · Einen Kampf bis zum Umfallen und mit offenem Visier lieferten sich am Samstagabend die Telekom Baskets Bonn und Gastgeber medi Bayreuth.

Der Sieger stand erst nach zwei Verlängerungen fest. Am Ende waren es die Bonner, die im Duell mit ihrem ehemaligen Trainer Mike Koch jubelten und mit einem 106:98 (23:20, 24:18, 11:28, 23:15, 11:11, 14:6)-Sieg im Gepäck die Heimreise antraten. Im Bus soll es sehr ruhig zugegangen sein. Zum Feiern hatten die Baskets keine Kraft mehr.

"Großes Lob an die Mannschaft. Sie hat sich aus einem Loch im dritten Viertel wieder herausgekämpft, nie aufgegeben und den Sieg verdient", sagte Trainer Mathias Fischer. Ein Sonderlob ging an Jamel McLean. Fischer: "Er hat ein unglaubliches Spiel gemacht."

Der Amerikaner war unter den Körben nicht zu halten. Er holte alles aus sich raus, ging kurz vor Schluss mit fünf Fouls, 24 Punkten und 18 Rebounds vom Feld und leistete sich keinen Ballverlust. Unter dem Strich stand ein Effektivitätswert von 43 - besser geht es kaum.

Der Spielverlauf erinnerte zunächst stark an den letzten Auftritt der Bonner Mannschaft bei Phoenix Hagen. Da hatte sie eine starke erste Halbzeit hingelegt, um dann nach der Pause den Faden zu verlieren. Auch in Bayreuth hatten die Gäste zunächst Vorteile. Nach einigen missglückten Wurfversuchen lag Bonn zwar mit 8:12 zurück (6. Minute), schoss sich dann aber warm.

Bis zur 23:18-Führung setzte vor allem Ryan Brooks mit sieben Punkten Akzente. Sein Team setzte nach und lag zu Beginn des dritten Viertels nach einem Dreier von Andrej Mangold mit neun Punkten Differenz in Front: 33:24. Ein Vorsprung, der trotz eines kurzen Durchhängers auch zur Pause Bestand hatte: 47:38.

Trotz des warnenden Beispiels Hagen gerieten die Baskets gleich nach Wiederanpfiff richtig unter die Räder. "Ein Trainer kann Herz, Willen und Emotionen verlangen. Das haben wir in der ersten Halbzeit nicht geschafft. In der zweiten Halbzeit haben wir uns der Situation gestellt, haben aggressiver gespielt und dadurch auch wieder ins Spiel gefunden", analysierte Mike Koch die Phase, in der seine Mannschaft das Spiel kippte und mit einer 66:58-Führung ins Schlussviertel ging.

Insbesondere Center Brian Qvale bekamen die Bonner nicht in den Griff. Zu Fehlern in der Verteidigung gesellten sich große Probleme im Spielaufbau. Vor strukturiertem Basketball war nicht mehr viel zu sehen. Doch anders als in Hagen stiegen die Bonner in Bayreuth wie Phoenix aus der Asche empor. Nacheinander setzten verschiedene Spieler entscheidende Akzente. Brooks traf mit einem wichtigen Dreier zum 65:68. Damit war er bester Schütze seines Teams in der regulären Spielzeit (19).

Mangold drückte dem Spiel mit bissiger Verteidiung und mutigen Würfen seinen Stempel auf und kompensierte den Verlust von Benas Veikalas, der mit einer Knieverletzung ausscheiden musste. Laut gestriger Diagnose ist es nur eine Prellung. Mangold traf per Dreier zum 70:70-Ausgleich und gab anschließend Tony Gaffney auf dem Weg zum 72:70 einen schönen Assist.

Wertvolle Impulse kamen auch von Spielmacher Eugene Lawrence, der nicht nur einen Dreier zum 77:76 verwandelte, sondern zudem seine Mitspieler gekonnt in Szene setzte. Ein weiterer Dreier von Mangold zum 80:78 nährte knapp zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit die Hoffnungen auf den Sieg. Der war greifbar, als Gaffney zu zwei Freiwürfen an die Linie trat, aber nur einen verwandelte. So bedeutete der Dreier von Ronald Burrell die Verlängerung, weil die Baskets ihren letzten Angriff nicht klug ausspielten.

In den zehn Extraminuten krönte Jamel McLean seine Gesamtleistung. Der 25-Jährige erzielte in den Verlängerungen neun Punkte und wurde dabei maßgeblich von Lawrence (acht Punkte) unterstützt. Eine Vorentscheidung fiel, als Gaffney mit einem Dreier zum 97:92 traf und damit Bayreuth knapp zwei Minuten vor dem Ende stark unter Druck geriet. Die Baskets verteidigten gut, holten sich dank McLean auch wichtige Rebounds, der zudem bei den letzten Freiwürfen die Nerven behielt.

"Das waren harte Wochen. Die Spieler bekommen von Donnerstag bis Sonntag frei", sagte Fischer. In der Bundesliga geht es erst in zwei Wochen mit dem Spiel bei TBB Trier weiter. Am kommenden Wochenende macht die Liga wegen des Top-Four-Turniers im Pokal, das in Ulm stattfindet, Pause.

Die Statistik

Medi Bayreuth: Seeley 20 Punkte/1 Dreier, Weems 14/2, Hamilton 13/2, Qvale 28, Burrell 12/1, Wyrick 2, Schmitz, Heyden 9, Zeis.

Telekom Baskets: Gaffney 12/1 (41:21 Spielminuten), Brooks 23/3 (41:07), McLean 24 (40:00), Lawrence 20/4 (38:14), Mangold 12/3 (27:58), Veikalas 8/2 (25:36), McCray 3 (15:56), Looby 4 (12:24), Wachalski (6:15), Koch (1:09).

Trefferquote: Bayreuth 51% (39/77), Bonn 47% (35/75). Dreierquote: Bayreuth 24% (6/25), Bonn 41% (13/32). Freiwurfquote: Bayreuth 78% (14/18), Bonn 82% (23/28). Rebounds: Bayreuth 40 - Bester: Qvale 12, Bonn 43 - Bester: McLean 18. Assists: Bayreuth 15 - Bester: Seeley 6, Bonn 15 - Bester: Lawrence 6. Ballverluste: Bayreuth 12, Bonn 10. Ballgewinne: Bayreuth 6, Bonn 6. Fouls: Bayreuth 25, Bonn 22.

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