Telekom Baskets „Es gibt keine einfachen Spiele“

BONN · Trainer Predrag Krunic erklärt, warum Bonn sich gegen das Schlusslicht aus Vechta so schwer tat. Am Mittwoch kommt Nikosia zur Auftaktpartie der zweiten Runde im Europe Cup.

 Tüfteln am entscheidenden Spielzug: Baskets-Trainer Predrag Krunic gibt in der Auszeit Regieanweisungen für die Szene, die Bonn in die Verlängerung bringt.

Tüfteln am entscheidenden Spielzug: Baskets-Trainer Predrag Krunic gibt in der Auszeit Regieanweisungen für die Szene, die Bonn in die Verlängerung bringt.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Es war ein bisschen so, als wäre Julian Gamble gerade noch rechtzeitig eingefallen, welche Auswirkungen die Laune des Trainers nach einer neuerlichen Niederlage gegen einen Tabellenletzten auf die kommende Woche haben könnte. Der Center der Telekom Baskets schaltete in den sechsten Gang und brachte sein Team am Ende eines clever vorgetragenen Spielzugs gegen offensichtlich überrumpelte Gäste aus Vechta in die Verlängerung – und dort dann zum 88:83-Sieg.

Es war eine Szene, die das zuvor Gesehene mit der Schlusssirene ad absurdum führte: Bonn clever und effizient, der Aufsteiger nicht ganz auf der Höhe des Geschehens. Das hatte über lange Strecken anders ausgesehen. „Ich wusste, dass es schwer werden würde“, erklärte Baskets-Trainer Predrag Krunic am Montag. Er fürchtete das, weil seine Trainererfahrung ihm sagt, dass die Warnungen vor Tabellenletzten sich nicht unbedingt wie gewünscht in Spielerköpfen platzieren lassen.

Erst recht nicht, wenn das spielende Personal noch von einem Überraschungserfolg gegen einen der Top-Favoriten euphorisiert ist. „Zu der Konstellation mit unserem Erfolg gegen Bayern München kam dann noch die Situation in Vechta“, sagt Krunic. Die Niedersachsen hatten sich Anfang der Woche von Spielmacher Scott Machado getrennt – ihrem besten Mann. Vielleicht brachte Vechta die Wirkung dieser Entlassung – zumindest kurzfristig und für die Partie in Bonn – mehr, als Machado auf dem Feld hätte bewirken können: Der Außenseiter rückte zusammen, mobilisierte alle Kräfte und überrumpelte seinerseits einen Gegner, der begann, nachdenklich zu werden.

Und auch dafür gab es einen Grund: Schon einmal hatten die Bonner es gegen einen Tabellenletzten vergeigt. Am 13. November blamierten sie sich mit einem unnötigen 93:95 gegen Braunschweig. Eine Erinnerung, welche die Vechta-Gegenwart nicht einfacher machte.

"Nicht die richtige Energie aufs Feld gebracht"

„Nach einem passablen Start haben wir im zweiten Viertel sowohl in der Offensive als auch in der Defensive einige Fehler gemacht, die Vechta erlaubt haben, davonzuziehen. Und schon war die Nervosität da“, sagt Krunic, der nach Ansicht des Spielvideos zu der Erkenntnis kommt: „Es war ein aus psychologischer Sicht sehr interessantes Spiel.“ Da kann Julian Gamble noch einen weiteren Aspekt hinzufügen: „Vechta hatte nichts zu verlieren – und genauso haben sie gespielt“, sagt der Matchwinner.

„Wir haben nicht die richtige Energie aufs Feld gebracht und sie haben daraus ihren Vorteil gezogen.“ Irgendwie und irgendwann gelang es dann doch noch, den Schalter umzulegen. „Wir mussten den Rhythmus finden“, sagt Krunic. „Das ist uns spät, aber gerade noch rechtzeitig gelungen:“

Bei Bonner Einwurf, zwei Punkten Führung und noch 3,7 Sekunden auf der Uhr, machten die Gäste dann den Fehler, auf den die Bonner gehofft hatten. Sie konzentrierten sich auf die Dreierschützen Ken Horton und Ryan Thompson und Spielmacher Josh Mayo brachte den Ball zum unter dem Korb vollkommen freien Gamble. In der Verlängerung setzte sich dann die höhere Qualität des Bonner Kaders durch, zudem trug das Momentum jetzt Magenta. „Aus der Partie lernen und nach vorne blicken“, empfiehlt Krunic. Was denn lernen? „Nerven behalten, geduldig und sich seiner Stärken bewusst sein“, sagt der Coach, der im Vorlauf auf den europäischen Wettbewerb und die Doppelbelastung eher dosiert trainieren lässt.

"Es gibt keine einfachen Spiele"

Denn schon am Mittwoch geht es weiter mit dem Auftakt zur zweiten Runde im Fiba-Europe-Cup gegen Nikosia (Telekom Dome, 19.30 Uhr), am Samstag müssen die Baskets nach Bamberg. Der Tabellenvierte der ersten zyprischen Liga bringt aus der ersten Runde im Schnitt 78,7 Punkte, 35,2 Rebounds und 16,3 Assists mit (Bonn: 83,2/32,5/17,5). Gehörigen Anteil daran hatte Flügelspieler Akeem Wright mit durchschnittlich 19 Punkten pro Partie.

Auf den vor dem Hintergrund der vorausgegangenen Krunic-Erklärungen überschaubar schlauen journalistischen Hinweis, dass es sich bei Nikosia – ein nur als Tabellendritter qualifiziertes Team – um den leichtesten Gruppengegner handeln dürfte, reagiert der Baskets-Trainer mit dem schelmischen Unterton gespielter Verzweiflung: „Sehen Sie, genau das meine ich: Es gibt keine einfachen Spiele.“

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