Basketball-Bundesliga „Einer muss es ja tun“

BONN · Baskets-Neuzugang Langston Hall hat einen überraschenden Namenspaten und findet, dass Aussetzen ohne zu Meckern auch zum Teamwork gehört. In Bremerhaven am Sonntag ist er wieder dabei.

 Am Sonntag in Bremerhaven steht Langston Hall wieder im Kader der Telekom Baskets.

Am Sonntag in Bremerhaven steht Langston Hall wieder im Kader der Telekom Baskets.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Wie bequem oder unbequem man die Bestuhlung im Telekom Dome auch finden mag, den härtesten Sitz hatte beim Spiel gegen die Crailsheim Merlins am vergangenen Wochenende Langston Hall. Der Aufbauspieler der Telekom Baskets war derjenige, der aufgrund der Ausländerregelung in der Basketball-Bundesliga auf der Ersatzbank Platz nehmen und beim ersten Sieg nach vier Niederlagen nur zuschauen konnte.

Gefallen hat ihm das nicht unbedingt, macht sein langsam weichendes Lachen deutlich als er sagt: „Welcher Sportler will nicht spielen? Aber auch das gehört zum Teamwork – einer muss es ja tun. Das spornt mich nur an, weiter zu arbeiten. Sauer sein bringt nichts. Mir nicht, dem Team nicht. Davor war es Jimmy McKinney, der draußen bleiben musste. Er hat uns angefeuert und uns Tipps gegeben – und so wollte ich es auch machen.“

Der 24-jährige kam als Nachverpflichtung kurz vor Weihnachten nach Bonn. Aufgabe: Geno Lawrence auf der Spielmacherposition entlasten und Rotnei Clarke mehr Freiheiten als Scharfschütze geben. Das geht noch besser, er weiß das selbst. Bisher hat er noch ein bisschen den Ruf eines Trainingsweltmeisters. Er kann die Leistungen noch nicht ganz aufs Feld übertragen. Zuvor hatte Hall nach einer Saison – seiner ersten als Profi in Pistoia in der ersten italienischen Liga bei Pallacanestro Cantù gespielt. „Dort wechselten im November mit dem Management dann auch die Vorstellungen. Das passte einfach nicht mehr“, sagt Hall, der zurück zu Hause, in der Nähe von Atlanta/Georgia, war, als der Anruf aus Bonn kam.

Hall suchte Informationen über die Baskets. Die Basketball-Welt ist klein, jeder kennt irgendwen, der irgendwen kennt, der schon einmal irgendwo gespielt hat. „Ein Freund von mir hat mit Ryan Brooks zusammengespielt und der war ja in der letzten Saison noch hier. Er hat mir einiges erzählt.“ Das und die Telefonate mit Mathias Fischer führten zur Unterschrift.

Hall machte aber nur ein Spiel unter Fischer. Dann entschieden sich die Baskets zum Trainerwechsel und Carsten Pohl übernahm. „CP“ wie ihn die Spieler nennen. Alles ganz anders? „Ja, total anders“, hält Hall die Aussage sparsam und lacht. Es ist ein bisschen, als hätten sie es alle auswendig gelernt; jeder lobt die Teamchemie, nennt die Defense den Schwachpunkt, aber glaubt, dass Richtung Playoffs noch etwas möglich ist. „Klar, sind doch nur drei Siege, die fehlen“, sagt der Sohn einer Zahnärztin und eines Daimler-Chrysler-Managers im Ruhestand. Sein Bruder studiert an einer Kunsthochschule, seinen Namen hat er dem Lieblingsdichter seiner Mutter zu verdanken. Langston Hughes, ein Schriftsteller des frühen 20. Jahrhunderts, dessen Gedicht „I, too, sing America“ von 1924 eine Ikone der Bürgerrechtsbewegung wurde. Er selbst habe von der künstlerischen Ader der Familie nichts abbekommen, sagt er. Schon als vierjähriger Knirps spielte er Basketball. Und Baseball. Mit 17 musste er sich entscheiden und wählte den Basketball, weil er mehr Chancen auf Erfolg sah.

In seiner Freizeit sieht er gern Kriminal-Serien, besonders die „CIS“-Serien. Ein Job wäre das Aufklären von Verbrechen für ihn nicht. Dann schon eher „etwas mit Finanzen“, darin hat er auch seinen College-Abschluss gemacht.

Er freut sich aufs Karnevalsspiel (Samstag, 6. Februar, 20.30 Uhr,). Er weiß nicht so recht, was ihn erwartet, aber es ist der Tag, an dem seine Freundin Shanice zu Besuch kommt. Aber zuerst: Bremerhaven. Mit Hall. Dieses Mal muss wieder McKinney von draußen mithelfen.

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