Steve Wachalski November 2014: Steve Wachalski

BONN · "Ich? Wirklich?", fragte Steve Wachalski ungläubig. Ja. Wirklich. "Wow. Das macht mich ein bisschen stolz", sagte der Flügelspieler der Telekom Baskets und bearbeitete leicht verlegen einen vor ihm auf dem Tisch liegenden Zettel. Zusammenrollen, einmal falten, wieder zurück, glatt streichen.

Steve Wachalski nach dem Sieg gegen Trier, zu dem er acht Dreier beisteuerte und anschließend mit einem vergessenen B aus der Humba eine Huma machte.

Steve Wachalski nach dem Sieg gegen Trier, zu dem er acht Dreier beisteuerte und anschließend mit einem vergessenen B aus der Humba eine Huma machte.

Foto: Jörn Wolter

Die GA-Leser haben den 32-Jährigen zum Sportler des Monats November gewählt. Er ist nach Jamel McLean im vergangenen Februar erst der zweite Spieler der Baskets, dem das gelungen ist. Acht von zehn Dreiern hat er getroffen am Abend des 22. November beim 88:71-Bundesliga-Sieg gegen Trier. Das brachte ihn auf die Vorschlagsliste. Die Trierer Verzweiflung wich mit jedem weiteren getroffenen Fernschuss einer gewissen Anerkennung.

Wachalski gehört zu den wenigen Menschen, die eine akustische Trophäe ihr eigen nennen dürfen. Irgendwann hat irgendjemand damit begonnen, "Steeeeeve" zu schreien, wenn der Ball die Hand des treffsicheren Distanzschützen an der Dreierlinie verließ. Inzwischen haben die Bonner Fans das "Steeeeeve" kultiviert.

Wachalski hat einmal gesagt, er könnte immerfort aus der Distanz werfen, nur um seinen Namen zu hören. Er darf werfen. Vom Trainer hat er grünes Licht. Seine Trefferquote liegt bei 51,5 Prozent. Vielleicht kein Wunder für jemanden, der nach einem der "Glorreichen Sieben" aus dem Western-Klassiker benannt wurde. "Meine Mutter", sagt Wachalski, "hatte wohl ein Faible für Steve McQueen."

Der kleine Steve, geboren in Köthen in Sachsen-Anhalt und aufgewachsen in Lingen zwischen Osnabrück und Meppen, hatte aber zunächst wenig mit Basketball am Hut. Er spielte Fußball, Tennis und Tischtennis. Er wollte Fußball- oder Tennis-Profi werden. Als er 16 Jahre alt war, schlug ihm seine Mutter vor, zu einem Basketball-Schnuppertraining zu gehen.

"Ich hatte noch nicht einmal Basketball- sondern Laufschuhe an, aber ich war sofort begeistert. Und meine Wurfhand war von Beginn an ganz ordentlich", sagt er ruhig. Während der Bundeswehrzeit musste er sich dann entscheiden. "Alles ging zeitlich nicht mehr. Also blieb ich beim Basketball. Die Entscheidung ist mir nicht schwer gefallen."

Sein Weg führte vom MTV Lingen zum Osnabrücker SC, mit einer Doppellizenz war er als 18-Jähriger für die Artland Dragons spielberechtigt, kam aber unter dem heutigen Nationaltrainer Chris Fleming in der Bundesliga nicht zum Einsatz. Es gab Angebote, aber erst mit 27 wagte er den Schritt in die erste Liga nach Bayreuth. "Ich bin ein Späteinsteiger", sagt er. "Vielleicht fehlte mir vorher der Mut."

2011/12 wechselte er zum Mitteldeutschen Basketball Club in die Pro A und stieg mit den Weißenfelsern auf. Seit 2013 spielt er auf dem Hardtberg. Hier fühlt er sich wohl. "Als das Angebot aus Bonn kam, war mir klar: Da will ich hin."

Mit seiner Freundin Jenny macht er es sich gerne zu Hause gemütlich. "Ich bin kein Rausgeh-Typ" sagt er. Die beiden haben zwei Hunde, Paco, eine englische Bulldogge, und Lima, eine Boxerdame. "Die sind mein Hobby", sagt Wachalski. "Ich lese Bücher über Hundeerziehung, obwohl ich keine Leseratte bin. Und mit den beiden erkunden wir die Umgebung. Kottenforst, Rheinaue - es ist schon schön hier."

Bei lauter Musik erledigt der Spanien-Fan Wachalski auch Hausarbeit. "Aber selten sofort", verrät er eine seiner Schwächen. "Ich bin ein bisschen faul und ein verwöhntes Einzelkind", gibt der leidenschaftliche Motorradfahrer ebenfalls unumwunden zu.

Positives zu sagen, überlässt er lieber anderen. "Steve ist ein sehr ruhiger Typ, aber manchmal haut er einen raus, dass wir eine Viertelstunde nicht aufhören können zu lachen", sagt Florian Koch. Er ist Wachalskis Zimmerpartner für die Auswärtstouren und kennt ihn mit am besten. "Steve hat mal über sich gesagt: Do the unexpected - tu' das Unerwartete. Das passt. "

Seine gefährlichste Waffe ist inzwischen längst in keiner BBL-Halle mehr unerwartet. Schon gar nicht im Weißenfelser Wolfsbau, wo er heute (20.30 Uhr) mit den Baskets antritt. Wachalski eilt ein Ruf voraus: "Steeeeeve!"

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