Yanna Schneider Mit kleinen Schritten zum großen Traum Olympia

BONN · Rio als großes Ziel? So forsch möchte Yanna Schneider das zwei Jahre vor den Olympischen Spielen noch nicht formulieren. "Ja, irgendwie schon", sagt die 18-jährige Duisdorfer Taekwondo-Kämpferin, die die GA-Leser zur Sportlerin des Jahres gekürt haben, dann aber doch, wenn auch zurückhaltend. "Aber ich muss noch kleinere Ziele davor erreichen." Nichts überstürzen, laute die Devise.

Dabei gilt sie als eine der größten deutschen Nachwuchshoffnungen im Taekwondo. Mit sieben Jahren hatte ihr Vater sie mit zum Taekwondo Verein Swisttal geschleppt. "Das war eine coole Gruppe", sagt sie.

"Seitdem bin ich dem Sport treu geblieben." Die Vielseitigkeit des Sports macht für sie den Reiz der olympischen, aber trotzdem nicht besonders öffentlichkeitswirksamen Sportart aus - man braucht Koordination und Schnelligkeit, Technik und Konzentration. "Das ist mein Ding, meine Leidenschaft", sagt sie. Und neben dem Spaß am Sport tragen natürlich auch die Erfolge zur Motivation bei.

2010 holte Yanna Schneider bei den deutschen Jugendmeisterschaften ihren ersten Titel, ein Jahr später gewann sie Silber bei der Jugend-EM. Bei der U-17-WM feierte sie 2012 die Goldmedaille, ein Jahr später wurde es Bronze bei der Jugend-EM.

Zugleich büffelte sie am Tannenbusch-Gymnasium für ihr Abitur, was sie dieses Jahr mit einem Notendurchschnitt von 1,7 ablegte. "Das war eine schwierige und anstrengende Zeit, aber ich bin stolz, dass ich es geschafft habe", sagt sie.

Morgens um sieben Uhr stand sie zum Frühtraining auf der Matte, dann ging es bis 16 Uhr in die Schule, und danach noch zum nächsten Training in die Landeshauptstadt - seit vergangenem Jahr startet die Bonnerin für das Sportwerk Düsseldorf, das sie auch bei ihren Reisen zu den Wettkämpfen von Ägypten bis Las Vegas finanziell unterstützt. Sie trainiert aber auch weiterhin mit Trainer Dimitrios Lautenschläger bei ihrem Heimatverein.

Auch von Rückschlägen lässt sich die 18-Jährige nicht beeindrucken. Im September verlor sie bei der U-21-EM in Innsbruck gleich ihren ersten Kampf. "Ich war sehr unkonzentriert", sagt sie. "Das zeigt, dass ich noch jung bin und bringt mich auf den Boden zurück." Sie blicke hoffnungsvoll in die Zukunft.

So trainiert sie für die Senioren-WM im nächsten Jahr in Russland und für das Fernziel Olympia in Rio, obwohl das sehr schwer zu erreichen sein wird - denn nur zwei Frauen und zwei Männer erhalten vom Verband ein Ticket für die Spiele. Zudem beginnt sie bald ein fünfmonatiges Praktikum in der Personalentwicklung des Tüv, um ihre Berufswahl voranzutreiben. "Ich möchte mich nicht nur auf den Sport konzentrieren." Denn vom Leistungssport leben wird sie natürlich nicht können. Nächstes Jahr möchte sie ein Studium beginnen.

Darin, ihren sportlich erfolgreichen Weg fortzusetzen, bestärkt Yanna Schneider sicher auch die Wahl zur GA-Sportlerin des Jahres. "Das ist Wahnsinn, unglaublich", sagt sie. "Mein großes Dankeschön gilt meinen Freunden und meiner Familie."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort