Siebenmaliger deutscher Meister Zwiebler verlässt den 1. BC Beuel

BONN · Wenn man an Badminton und Bonn denkt, fällt einem sofort der 1. BC Beuel ein und dann vor allem ein Name: Marc Zwiebler. Eine Verbindung, die es gibt, seitdem der ehemalige Europameister und siebenmalige deutsche Meister mit drei Jahren zum ersten Mal einen Schläger in der Hand hielt.

Sein ganzes bisheriges Leben lang hat Zwiebler dem Club, der von seinen Eltern Karl-Heinz und Evi Zwiebler mit aufgebaut wurde und dessen Spielhalle nach seinem Großvater Erwin Kranz benannt ist, die Treue gehalten und ihn unter anderem 2005 zur deutschen Meisterschaft geführt. Nun aber nabelt sich der inzwischen 30-Jährige ab.

Zwiebler informierte den Verein am späten Mittwochabend kurz vor Ende der Wechselfrist, dass er künftig für den Bundesliga-Konkurrenten BC Bischmisheim spielen wird. Eine Entscheidung, die ihn erst einmal nicht glücklich macht. "Ich kann nicht behaupten, dass ich gerade richtig happy darüber bin. Aber ich musste es so machen", sagte Zwiebler. Es sei eine "Entscheidung des Kopfes, nicht des Herzens, die mir sehr schwer gefallen ist und mit der ich lange gerungen habe".

Hintergrund ist die stetig wachsende Belastung in einer Sportlerkarriere, die mehr und mehr auf die Teilnahme an internationalen Turnieren ausgerichtet ist. Zwiebler: "Die Zahl der Turniere hat in den letzten Jahren Überhand genommen. Aktuell bin ich 20 Wettkampfwochen im Jahr weltweit unterwegs."

Dazu kamen bisher die 18 regulären Einsätze mit den Beuelern in der Bundesliga, plus Play-off-Spiele. "Ich hätte die Zahl der Bundesligaspiele ohnehin reduzieren müssen. Ich bin inzwischen 30 Jahre alt und muss mit meiner Energie haushalten. Ich habe noch ein paar gute Jahre vor mir, die ich nutzen will." Inzwischen seien die vorderen Weltranglistenplätze im Herreneinzel so hart umkämpft, dass ein oder zwei Prozentpunkte den Unterschied zwischen Platz 25, 20 oder 15 ausmachten.

Bischmisheim hat für den Bonner den Vorteil, dass sein Lebensmittelpunkt auch zu seinem sportlichen Mittelpunkt wird. Er lebt schon seit einigen Jahren in Saarbrücken, wo er am Olympia-Stützpunkt Badminton trainiert. "Der ist bei mir gleich um die Ecke, und die Halle von Bischmisheim nur 500 Meter entfernt", erklärte Zwiebler. Er spart sich die zeitaufwendigen Reisen nach Bonn. "In Bischmisheim falle ich aus der Haustür und kann Bundesliga spielen", so Zwiebler. Ganz nebenbei ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er noch einmal deutscher Mannschaftsmeister wird.

Allerdings musste sein neuer Club ihm zugestehen, nur ein reduziertes Programm absolvieren zu können. Zwiebler: "Man muss 51 Prozent der Spiele bestreiten, um in den Play-offs dabei sein zu können, und darauf läuft es auch hinaus. Ich bin in Zukunft sehr viel flexibler." Allerdings gibt Zwiebler zu, dass mehr Geld auch eine Rolle gespielt hat, ohne konkret zu werden. "Ja, natürlich. Es ist mein Beruf. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich das nur aus Spaß an der Freude mache."

Beuels Teammanager Max Schneider wurde von der Entscheidung nicht überrascht, aber vom späten Zeitpunkt. "Marc hat nie gesagt, dass er bleibt. Die Tendenz war aber eigentlich schon da", erklärte Schneider. Er könne Zwieblers Wechsel aber verstehen, "deshalb haben wir ihm auch keine Steine in den Weg gelegt."

Vollstes Verständnis zeigte auch Teamkollege Ingo Kindervater, der mit Zwiebler eng befreundet ist. "Keiner kann Marc einen Vorwurf machen. Er hatte in der Vergangenheit schon bessere Angebote, ist aber immer geblieben. Man muss ihm dankbar dafür sein, dass er Bonn so lange die Treue gehalten hat", sagte der 35-Jährige, fügte aber hinzu. "Es ist schon schade, weil wir ein so eingeschworener Haufen waren."

Chan für Zwiebler

Yan Kit Chan (Hongkong) heißt der Mann, der Marc Zwiebler beim BC Beuel ersetzt. Der 28-Jährige steht derzeit auf Platz 84 der Weltrangliste, dies aber bedingt durch eine längere Verletzungspause. Chan stand schon einmal auf Platz zwölf. Des Weiteren wurde der englische Nationalspieler und Doppelspezialist Chris Langridge verpflichtet. Im Damendoppel wird Lauren Smith eine weitere Saison an der Seite von Birgit Michels spielen.

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