Goldener Steigbügel Zum zweiten Mal Melissa Vliegen

DÜREN · Zum zweiten Mal hat sich Melissa Vliegen vom Reit- und Jagdclub Rodderberg den Goldenen Steigbügel gesichert. Wer sich darunter eine massive Trophäe vorstellt, liegt völlig falsch.

 Fühlt sich beim Geländeritt pudelwohl: Melissa Vliegen auf Grafenwerth, hier beim Jubiläumsturnier auf dem Rodderberg.

Fühlt sich beim Geländeritt pudelwohl: Melissa Vliegen auf Grafenwerth, hier beim Jubiläumsturnier auf dem Rodderberg.

Foto: Horst Müller

Der Goldene Steigbügel, der seit 1950 alljährlich im Herbst beim Landesturnier des Pferdesportverbandes Rheinland an den Sieger im Landesturnier der Vielseitigkeitsreiter verliehen wird, ist eine kleine vergoldete Anstecknadel. Klein, aber fein.

Wie im Vorjahr sicherte sich Vliegen den Sieg - diesmal in Düren. Den Grundstein legte die 26-Jährige mit ihrem dunkelbraunen Trakehner namens Grafenwerth, den sie hauptsächlich selbst ausgebildet hat ("Darauf bin ich sehr stolz"), schon in Teil eins der Prüfung, der Dressur. "Da lief es super gut", meinte die Immobilienkauffrau.

Anschließend im Springparcours hatte das Paar einen Fehler. "Das geht eindeutig auf meine Kappe", sagte sie und schiebt den Fehler nicht dem vierbeinigen Sportler zu, wie es so manche Reiter gerne direkt nach ihren versemmelten Prüfungen tun. "Ich bin viel zu dicht an das Hindernis gekommen", bekannte Vliegen selbstkritisch. Auch die Cross-Country-Strecke beim Landesturnier in Düren war für das Paar vom Rodderberg nicht optimal, weil es kurz vor dem Turnier noch stark geregnet hatte.

Sandra Vliegen, die Zwillingsschwester Melissas, hat an das Landesturnier weniger gute Erinnerungen. Vor einem Jahr hatte sie dort einen Schlüsselbeinbruch erlitten. Seitdem startet sie nicht mehr im Gelände, sondern unterstützt ihre Schwester bei Vielseitigkeitsevents als "TT", was übersetzt so viel bedeutet wie "Helfer beim Turnier".

"Ich bin mutiger als meine Schwester und reite konsequenter", antwortete Melissa Vliegen kurz und knapp auf die Frage nach dem Unterschied zwischen ihr und ihrer Zwillingsschwester. Respekt vor den Aufgaben in den Prüfungen habe jedoch auch sie immer.

Deshalb bereitet sie sich stets gewissenhaft auf ihre Wettkämpfe vor. Täglich ist sie bei ihrem Pferd auf Gut Broichhof, trainiert wird mit Uschi Thiebes (Dressur) und Alexandra Spenlenhauer (Springen). Vielseitigkeits-Experte Willi Thiebes unterstützt sie ebenfalls und gibt ihr so manchen Tipp fürs Training. Der hatte vor Jahren bereits erkannt, dass aus "Grafi" was werden könnte. "Das Pferd war wie ein ungeschliffener Diamant", hatte Thiebes gesagt. Jetzt hat der Feinschliff über die Jahres zu großer Klasse geführt.

Gefragt nach dem Besonderen der Vielseitigkeitsreiterei, sagt Melissa Vliegen: "Mit dem Partner Pferd etwas Unglaubliches zu meistern." Was sie vor allem auf die Geländestrecke münzt. Dazu gehören Können, Training, Mut, das richtige Pferd und eine gute Vorbereitung.

Beim Jubiläumsturnier anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Reitschule Rodderberg von Dirk Schneider war sie schon früh am Morgen auf den Beinen und nahm die Strecke sowie die Hindernisse aus allen Blickwinkeln unter die kritische Lupe. Mit Erfolg: Bei der Zwei-Phasen-Prüfung über feste Geländehindernisse und die im Reiter-Jargon sogenannten "abwerfbaren Sprünge" mit bis zu 1,30 Meter Höhe wurde Vliegen hervorragende Siebte. Dabei ließ sie renommierte Reiter hinter sich.

Für dieses Jahr ist ihre Saison so gut wie abgeschlossen. Und ihre Ziele für 2015? "Ich möchte mich reiterlich weiterentwickeln und in einer Zwei-Sterne-Prüfung starten - eventuell wieder bei den Rheinischen Meisterschaften" sagt Vliegen. Und dann lockt im Herbst sicher wieder der Goldene Steigbügel, denn aller guten Dinge sind auch für Melissa Vliegen drei.

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