Yanna Schneider Folge 2: Eine Frage der richtigen Balance

SWISTTAL · Yanna Schneider ist 18 Jahre alt und trainiert hart für ihren Traum von Olympia. Dennoch schafft die Taekwondo-Kämpferin aus Bonn den Spagat zwischen Sport und Freizeit.

Friedlich, fast schon ausgestorben wirkt Swisttal-Heimerzheim an diesem Abend im Januar. Stille und Dunkelheit, einsame Straßen. Kein Wunder - es friert. In der Sporthalle an der Schützenstraße ein ganz anders Bild: Schwüle, grelles Licht und Lärm. Anspannung liegt in der Luft. "Kurz und schmerzlos: Was wollen Sie wissen?" Yanna Schneider ist genervt. Nicht etwa von den Fragen des Journalisten. "Es klappt einfach nicht", sagt sie und dennoch huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Die Taekwondo-Kämpferin ist keine Diva, sie ist einfach nur ehrgeizig. Sie will noch besser werden.

Dabei ist sie schon ziemlich gut. Die 18-Jährige wurde in der Jugend Weltmeisterin und EM-Zweite sowie dreimal deutsche Jugendmeisterin. Doch sie ist hungrig auf mehr. Jetzt startet sie bei den "Großen" durch. Das erste Jahr kann sich schon sehen lassen. Yanna Schneider hat sich 2014 schon um mehr als 250 Plätze in der Weltrangliste verbessert, die Croatian Open gewonnen, sowie weitere Topplatzierungen bei den French und Luxor Open erreicht. Aktuell liegt sie auf Rang 37 der Setzliste. Der Traum von Olympia ist erlaubt.

"Wenn man noch so jung ist und mit Topsportlern trainiert, die dieses Gefühl kennen, die davon sprechen, dann will man da auch hin. Da fängt man schon Feuer", gibt Yanna zu. Doch der Weg ist lang. Und: "Die Zeit rast. Man muss jetzt sehen, wie die Turniere verlaufen. Die Chancen sind da, aber das Jahr ist noch sehr lang."

Und vollgepackt mit Turnieren. Erst Griechenland. Es folgen Wettkämpfe in Bosnien, Ägypten, der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten, den Niederlanden und Katar, bevor im März die Europameisterschaft in Russland auf dem Programm steht. Das erste Highlight. Dann geht es weiter in Moldawien, Spanien und der Ukraine.

Im Mai folgen die deutschen Juniorenmeisterschaften und schließlich, die erfolgreiche Qualifikation vorausgesetzt, die Weltmeisterschaft in Russland. Neben Kilometern sammelt die 18-Jährige fleißig Punkte. Die gibt es für gute Platzierungen. Dadurch steigt sie in der Weltrangliste. Das Ziel: Unter die besten 32 zu kommen und sich damit für die vier Grand-Prix-Turniere zu qualifizieren. "Das ist nicht utopisch", sagt ihr Trainer Dimitrios Lautenschläger.

Heute steht Kampftraining auf dem Programm. Yanna bereitet sich auf die Greece Open in Thessaloniki vor. Ihr nächstes Ziel. Doch es läuft nicht rund. Unzufrieden schüttelt sie nach dem Kampf gegen einen jüngeren Trainingspartner den Kopf. "Das war einfach schlecht", sagt sie: "Klar nervt mich das. Aber das darf ich jetzt nicht mit nach Griechenland nehmen."

Der Kopf spielt in ihrem Sport eine besonders entscheidende Rolle. Daran arbeitet sie aktuell mit Lautenschläger. Laut Trainer habe sie 70 Prozent ihrer Siege nur aufgrund ihrer mentalen Stärke erreicht. "Es geht im Kampf immer darum, Dominanz auszustrahlen. Zu zeigen, hier bin ich. Ein Kämpfer ist mental stark, der andere eher schwach. Darauf kommt es an", sagt sie und macht sich flugs bereit für den nächsten Kampf.

Zwei Mal täglich trainiert Yanna. Neben Technik- und Kampftraining natürlich auch die Schnellkraft, ihre Kondition und die Antizipation. Motivationsstützen braucht sie für die stundenlange Plackerei nicht. Der Erfolg treibt sie an. Und gibt ihrer harten Arbeit recht.

Dennoch legt die 18-Jährige großen Wert darauf, dass ihr Privatleben nicht zu kurz kommt. Seit zwei Jahren hat Yanna einen Freund, generell sind ihr Familie und Freunde sehr wichtig. "Wenn man sich nicht die Zeit nimmt, ist man selber schuld", formuliert sie ihren Grundsatz: "Training und Sport ist das eine, aber es gibt ja auch noch ein Leben dazwischen. Man muss auch mal weggehen. Sonst geht man kaputt."

Yanna Schneider findet derzeit die richtige Balance zwischen Sport und Freizeit. "Ich habe es mir so ausgesucht, habe aber auch ein Ziel vor Augen. Ohne Ziel würde das vermutlich alles nicht funktionieren." Zunächst ist das die Qualifikation für die Europameisterschaft im März. Und Olympia 2016 in Rio? "Warum nicht?", fragt sie lächelnd.

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