Rhönrad-Turnen Riccarda Vogel - Weltmeisterin von der Ahr

CHICAGO/AHRWEILER · Sie ist die Weltmeisterin von der Ahr. Riccarda Vogel hat nach dem Jugend-Titel überraschend auch Gold bei der Turn-WM in Chicago ergattert. Davon hatte sie allenfalls nur geträumt.

 Weit mehr als Show: Riccarda Vogel demonstriert ihre turnerische Klasse bei der WM in Chicago

Weit mehr als Show: Riccarda Vogel demonstriert ihre turnerische Klasse bei der WM in Chicago

Foto: B.J.A. Treuren

Unverhofft kommt oft. Und manchmal ist das auch sehr gut so. Die 18 Jahre alte Rhönrad-Turnerin Riccarda Vogel aus Bad Neuenahr-Ahrweiler hat das jüngst in Chicago erleben dürfen.

Als Jugend-Weltmeisterin flog Riccarda Vogel in die USA, als Weltmeisterin der Frauen kam sie zurück. Davon, am Ende mit WM-Gold in der "etwas anderen Sportart" die Heimreise anzutreten, hatte sie allenfalls geträumt.

"Der Sieg war für mich sehr überraschend. Ich hätte nie damit gerechnet zu gewinnen - bis zum Schluss nicht, weil es noch ziemlich knapp wurde", sagte die 18-Jährige, die im Alter von zehn Jahren beim TuS Ahrweiler mit dem Rhönradturnen anfing, nach ihrer Rückkehr.

Mit Leistungs-Geräteturnen hat für Riccarda Vogel alles begonnen. Irgendwann stieg sie auf das Rhönrad um - ein für sie faszinierendes Sportgerät, auch wenn ihre Disziplin nicht zum Olympiaprogramm zählt. In den drei Einzeldisziplinen Sprung, Spiraleturnen und Geradeturnen werden unterschiedliche Übungen auf dem Rhönrad ausgeführt. Kraft und herausragende motorische Fähigkeiten sind die Grundvoraussetzungen für das Beherrschen des Sportgeräts.

In der North Park University in Chicago stimmte bei Riccarda, die seit 2009 ihre Wettkämpfe für Bayer 04 Leverkusen turnt, einfach das Gesamtpaket. Nach den drei Einzeldisziplinen, die über zwei Tage verteilt geturnt wurden, kam sie in der Gesamtwertung auf 30,70 Punkte. Der Mehrkampf-Titel gehörte ihr, knapp vor Kathrin Schad (30,45) von der TG Seitingen-Oberflacht und ihrer Leverkusener Clubkollegin Svenja Trepte (29,35), die den deutschen Dreifach-Triumph perfekt machten.

Nach der Spirale-Disziplin hatte es noch nicht nach einem Triumph der 18-Jährigen von der Ahr ausgesehen. Mit 10,60 Punkten lag sie hinter Schad (11,40) und Trepte (11,10). Doch beim Geradeturnen, das mit Musik geturnt wird, zeigte Riccarda eine Kür, die nahezu perfekt war, so dass sie den Abstand zum ersten Platz auf nur 0,05 Punkte verkürzte.

"Riccarda hat nie zuvor eine so gute Musikkür geturnt. Ihr sehr gutes Radgefühl und die starken Nerven haben sich bewährt", erzählte ihr Vater Robert Vogel stolz, der seine Tochter beim TuS Ahrweiler trainiert. Die Entscheidung fiel damit beim Sprung - zum Glück Riccardas Parade-Disziplin. Erneut bewies sie ihre Nervenstärke - und die Ahr hatte ihre Weltmeisterin. Dazu kam noch der Titel mit dem deutschen Team, bestehend aus sechs Turnerinnen und Turnern. Zweiter wurde Japan vor der Schweiz.

Zurück in Deutschland, steht trotz der WM-Euphorie für Riccarda demnächst eine eher alltägliche Reifeprüfung auf dem Programm: das Abitur. Darauf will sie sich nach den Sommerferien, wenn ihr letztes Schuljahr ansteht, in erster Linie konzentrieren. Die Titelverteidigung steht glücklicherweise erst 2015 an. Dann werden die Weltmeisterschaften möglicherweise sogar in Deutschland stattfinden.

Rhönrad-Turnen

Das Rhönrad ist ein Turngerät, das aus zwei Reifen besteht. Diese wiederum sind durch sechs Sprossen miteinander verbunden. Dabei handelt es sich um zwei einfache Stangen (Spreizsprossen), zwei Griffsprossen und zwei Brettsprossen. Der Durchmesser des Rades ist der Größe des Turners so angepasst, dass dieser fast gestreckt auf den Brettern stehen kann und sich an den Griffen hält. An den Brettern dienen Lederschlaufen als Bindungen, in denen sich der Sportler mit den Füßen festklemmt. Es gibt Räder von 130 bis 245 cm Durchmesser. Die Räder wiegen zwischen 40 und 60 kg.

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