Silber bei Behinderten-EM Renn-Rolli Baldé vom SSF Bonn erfüllt sich einen Traum

SWANSEA · Rennrollstuhlfahrer Alhassane Balde von den SSF Bonn hat bei den Leichtathletik-Europameisterschaften der Behinderten im walisischen Swansea seinen bislang größten Erfolg gefeiert. Über 1500 Meter gewann der 28-Jährige, der im März zum GA-Sportler des Monats gewählt worden war, die Silbermedaille hinter dem Schweizer Marcel Hug und vor dem Franzosen Julien Casoli.

 Mitglied des SSF-Perspektivteams für die Paralympics 2016 in Rio de Janeiro: Alhassane Baldé, der im britischen Swansea seinen bislang größten Erfolg feierte.

Mitglied des SSF-Perspektivteams für die Paralympics 2016 in Rio de Janeiro: Alhassane Baldé, der im britischen Swansea seinen bislang größten Erfolg feierte.

Foto: SSF Bonn

"Yeah, yeah, yeah!", schrieb Baldé in seinem EM-Blog: "Endlich die Medaille! Seit Jahren habe ich davon geträumt, bei einer großen Meisterschaft eine Medaille zu gewinnen." Die 1500-Meter-Distanz hat das größte Prestige im Lager der Rennrollstuhlfahrer. "Ich war deswegen umso mehr motiviert", meinte Baldé. Es wurde ein typisches Meisterschaftsrennen mit ruhigem Anfangstempo. Der Bonner machte alles richtig und sicherte sich die Position am Hinterrad des überragenden Schweizers. "Als die Glocke zur letzten Runde ertönte, wurde es abrupt schnell", schilderte Baldé die entscheidende Rennphase: "Ich dachte mir nur: Alles rausholen, bevor ein anderer vorbeizieht." Das funktionierte.

Über die 800-Meter-Distanz fehlte dem Bonner tags darauf das Glück. "Der zweite Wettkampftag war für mich kein guter", kommentierte der zweimalige Paralympics-Teilnehmer (2004 und 2008): "Nach dem tollen 1500-Meter-Rennen war heiß darauf, eine weitere Medaillenplatzierung nachzulegen und meine gute Sprintfähigkeit unter Beweis zu stellen."

Die äußeren Umstände aber machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Mit der regennassen Bahn kam Baldé nicht zurecht und erreicht abgeschlagen ins Ziel. "Bereits am Start rutschte ich ab", sagte er: "Ich kam überhaupt nicht in Gang und die Gegner lagen schon ein paar Meter vor mir - ein deprimierendes Gefühl." Eine weitere Medaillenchance hat Baldé am Wochenende über 5000 Meter.

Geboren wurde Baldé 1985 in Conakry, der Hauptstadt des westafrikanischen Guinea. Aufgrund eines Arztfehlers war er von Geburt an ab dem 8. Brustwirbel querschnittsgelähmt. Wegen der geringen Überlebenschancen in Guinea kam er im Alter von vier Jahren nach Deutschland und wurde von seinem Onkel und dessen deutscher Frau adoptiert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort