Akademischer Ruderclub in Bonn Kaiser Wilhelm II. gab den Anstoß zur Gründung

BONN · Das Clubhaus des Akademischen Ruderclubs "Rhenus" in der Dahlmannstraße wird an diesem Wochenende zu einem Treffpunkt der Generationen: Zum 125-jährigen Gründungsgeburtstag versammeln sich die Aktiven und Senioren des Clubs, um ausgiebig das Jubiläum der ältesten studentischen Ruderverbindung Deutschlands zu feiern.

 Das Bootshaus des Akademischen Ruderclubs in der Bonner Dahlmannstraße.

Das Bootshaus des Akademischen Ruderclubs in der Bonner Dahlmannstraße.

Foto: Horst Müller

Neben einem Festkommers am Freitag sowie der Taufe zweier neuer Ruderboote am Samstag steht unter anderem eine Rudertour von Sinzig nach Bonn auf dem Programm der über 100 geladenen Gäste.

Dass sich der ARC "Rhenus" einer solch langen Geschichte und zugleich des Titels der ältesten Ruderverbindung Deutschlands rühmen kann, verdankt man vor allem den Gründern Carl Schubert, Adolph Wackerzapp und August Rieck, die noch heute im Clubleben allgegenwärtig sind.

Das Studententrio lernte sich an der Bonner Universität kennen und teilte die Leidenschaft für den Rudersport, sodass sie am 3. August 1884 den "Bonner Ruderclub" gründeten. Dieser stand anfangs noch allen männlichen Interessierten offen, ehe man sich zum Sommersemester 1890 in eine Studentenverbindung umwandelte. Den Impuls dazu hatte Kaiser Wilhelm II. geliefert, der das Rudern an deutschen Universitäten ausdrücklich begrüßte.

Schnell gelang es dem Akademischen Ruderclub, seinen Platz innerhalb der Bonner Studentenverbindungen zu finden. Doch trotz steigender Mitgliederzahlen blieben Erfolge auf Regatten zunächst aus. Dies lag nicht zuletzt an der mangelnden Einstellung mancher Clubmitglieder, die ausschweifende Feste mehr schätzten als diszipliniertes Training auf dem Rhein.

Folglich sah sich der frühere Erstchargierte Josef van Rey, der Sprecher der Verbindung, in seinem Bericht des Wintersemesters 1910/11 zu mahnender Kritik gezwungen: "Man kommt fast allgemein zum Club, um in netter Gesellschaft ein paar angenehme Semester zu verleben und hier und da auch einmal etwas zu rudern, aber ein größeres Opfer verlangen, das darf man heute nicht mehr, geschweige denn, dass die jüngsten Leute es auf sich nehmen würden, für den Club mit Einsatz ihrer ganzen Kraft zu kämpfen und der Korporation zuliebe auf etwas zu verzichten."

Die adressierten Personen nahmen sich die Worte van Reys offenbar zu Herzen, denn danach widmeten sie sich wieder vermehrt dem Training und wurden nun auch mit einigen Siegen auf Regatten belohnt. Allerdings setzte der Ausbruch des Ersten Weltkrieges den Erfolgen des "Rhenus" ein vorläufiges Ende: Das Clubleben kam zum Erliegen, 18 Mitglieder fielen im Krieg.

Zwar fand der ARC nach 1918 schnell zurück in die Erfolgsspur, doch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten und dem Zweiten Weltkrieg stand man erneut vor einer ungewissen Zukunft.

Dass sich diese weitaus positiver entwickelt hat, als manches Mitglied nach 1945 vermutet haben mag, liegt nicht zuletzt an einer tiefgreifenden Veränderung aus dem Jahr 1979. Damals beschloss der Club, auch Frauen als offizielle Mitglieder aufzunehmen. Dieser unter Studentenverbindungen quasi revolutionäre Schritt ergab sich aus der Tatsache, dass es zuvor durch Kooperationen mit Schulen schon eine Schülerrinnenriege und auch eine Studentinnenriege gegeben hatte.

"Inzwischen bestehen die Aktivitas sogar mehrheitlich aus Frauen. Wir haben deswegen schon scherzhaft gesagt, dass wir eigentlich eine Männer-Förderung einführen müssten", sagt "Rhenus"-Mitglied Christine Plaaß.

"Wenn wir irgendwo starten, wollen wir auch gewinnen"

Ein weiterer Unterschied zu anderen Verbindungen ist die Aufnahme von Auszubildenden: "Es ist unfair, jemandem bei uns das Rudern zu verwehren, nur weil sie oder er statt eines Studiums eine Ausbildung absolviert", begründet Plaaß. Wer sich für einen Eintritt in den ARC entscheidet, muss zunächst eine Anfängerausbildung absolvieren, in der man alles rund ums Rudern erlernt.

Zudem gehört es zu den Aufgaben der aktiven Mitglieder, Wanderfahrten oder Clubabende zu organisieren, durch die ein ständiger Kontakt zwischen Aktiven und Senioren hergestellt wird.

Trotz der besonderen Stellung der gemütlicheren Wanderfahrten gelingen dem Akademischen Ruderclub immer wieder Erfolge auf Langstreckenregatten. So ging man schon mehrfach bei der 100 Kilometer langen Strecke von der Loreley nach Bonn im Rahmen der Europäischen Rheinregatta als Sieger hervor oder triumphierte beim Rheinmarathon zwischen Leverkusen und Düsseldorf (43 km).

"Da hat sich ein gewisser Ehrgeiz entwickelt. Wenn wir irgendwo starten, wollen wir auch gewinnen", meint Christine Plaaß. Eine Einstellung, an der auch Josef van Rey nichts auszusetzen hätte.

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