Goldpferd Sam ist verletzt Hiobsbotschaft vom Rodderberg

RODDERBERG · Vielseitigkeits-Olympiasieger Michael Jung muss mit seinem Ersatzpferd Rocana zur WM in der Normandie.

Eigentlich ist der Rodderberg für die deutschen Vielseitigkeitsreiter ein gutes Omen. Seit vielen Jahren bereiten sich die Medaillengaranten rund um den Broichhof auf internationale Championate vor. Doch am Donnerstag gab es eine Hiobsbotschaft: Sam ist verletzt, das Paradepferd der Buschreiterei kann bei den Weltreiterspielen in Caen in der Normandie (23. August bis 7. September) nicht eingesetzt werden. Das Pferd des amtierenden Olympiasiegers, Welt- und Europameisters Michael Jung hat eine Entzündung in einem Vorderhuf.

Der 32-Jährige aus dem schwäbischen Horb wird statt des erfolgreichen Wallachs die neunjährige Stute Rocana satteln. Vor Sam hatte auch schon Totilas, das Dressurpferd von Matthias Rath, für die WM verletzt passen müssen. Damit bleiben die beiden wohl bekanntesten deutschen Pferde und Gold-Hoffnungen im Stall.

Jung war die Enttäuschung bei der Pressekonferenz im Hotel Dahl in Niederbachem deutlich anzusehen. "Das ist schon eine emotionale Angelegenheit", sagte er, "ich hätte gerne die Chance auf die Titelverteidigung mit Sam gehabt - jetzt ist sie wieder weg. Aber ich bin froh, dass es zumindest nichts Ernsthaftes ist."

Doch er gab sich gleich kämpferisch: "Immerhin habe ich jetzt noch ein paar Tage Vorbereitung mit Rocana. Sie ist ein spritziges Pferd, ich denke, sie kommt mit den Anforderungen gut zurecht."

Die angesprochenen Anforderungen in Caen sind speziell. Zum einen geht man bei der deutschen Equipe nach einer Testprüfung aus dem vergangenen Jahr davon aus, dass die Geländeprüfung knifflig wird. Zum anderen müssen Pferd und Reiter vor dem finalen Springen umziehen.

"Die Abschlussprüfungen in einem vollkommen unbekannten Stadion sind eine echte Herausforderung", sagt Bundestrainer Hans Melzer. "Aber das sind sie ja für alle." Den Ausfall des hufkranken Superstars bedauert er pragmatisch und nur kurz: "Natürlich ist ein Paar wie Michi und Sam schwer zu ersetzen, aber das ist eben so. Einfach Pech. Wir haben ein ausgeglichenes Team, und Rocana ist ein gutes Ersatzpferd."

Für den Bundestrainer wird es nun knifflig. Vier seiner sechs nominierten Paare starten in der deutschen Equipe, die erstmals nach 2006 wieder Gold holen will. Zwei Paare gehen als Einzelstarter ins Rennen. Mit Sam war Jung gesetzt, "doch jetzt müssen wir neu überlegen, wie wir die Mannschaft aufstellen", so Melzer. Denn die Mannschaft steht für ihn im Mittelpunkt. "Das Team ist am wichtigsten, schließlich ist Caen die erste Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 in Rio."

Das ist eine Lektion, die auch die Jüngste im Team, Sandra Auffarth, gelernt hat. "Ich stehe nicht unter Druck, ich versuche mein Bestes zu geben - das Team steht im Vordergrund", antwortete sie auf die Frage, wie sie mit der Bürde einer Gold-Favoritin umgehe, als die sie im Einzel mit ihrem Opgun Luovo nicht erst seit dem Aus von Sam gilt.

Am Samstag wird noch ein wenig am "Feinschliff", so Melzer, gearbeitet, am Samstag steht Galopptraining auf dem Programm. "Und dann lassen Pferd und Reiter ein bisschen die Seele baumeln, ehe wir am Sonntag nach Frankreich aufbrechen."

Zu den Nominierten für Caen gehören neben Jung und der Olympia-Dritten Auffarth (Ganderkesee), Ingrid Klimke (Münster) mit Escada, Andreas Ostholt (Warendorf) mit So is et, Dirk Schrade (Sprockhövel) mit Hop and Skip und Peter Thomsen (Lindewitt) mit Barny. Als erste Reservereiterin wurde Bettina Hoy (Warendorf) mit Designer nominiert.

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