Jubiläum auf dem Rodderberg Eine Werbung für den Reitsport

RODDERBERG · Ingrid Klimke gewinnt beim Turnier zum 50-jährigen Bestehen der Reitschule von Dirk Schneider gleich beide außergewöhnlichen Zwei-Phasen-Prüfungen.

"I'm walking on sunshine" - selten zuvor hat die musikalische Untermalung einer Springreit-Prüfung so gut gepasst wie gestern auf dem Rodderberg. "Ich fühle mich gut", lautet die Übersetzung des Hits von Katrina and the Waves. Gut fühlt sich auch die erkältete Ingrid Klimke, als sie ihre zweite Zwei-Phasen-Springprüfung des Turniers zum goldenen Jubiläum der Reitschule Rodderberg absolviert. "Das macht hier einfach Spaß", sagt Klimke und strahlt: "Das ist eine einzigartige Prüfung mit einer einzigartigen Atmosphäre."

Leicht und elegant überwindet die zweimalige Mannschafts-Weltmeisterin und zweimalige Mannschafts-Olympiasiegerin in der Vielseitigkeit mit dem Rappen Parmenides die bis zu 1,30 Meter hohen Hindernisse. Erst feste Geländehindernisse auf dem Springplatz und im Gelände rund ums Stadion, dann abwerfbare Parcourssprünge auf dem Sandplatz - immer bequem zu verfolgen auf der großen Videowand.

Nur nach dem kurzen Drop, einer Böschung, fällt eine weiße Planke und bringt Strafsekunden. Der Sieg der Münsteranerin ist dennoch nur Formsache. Mit vier Sekunden Vorsprung gewinnt Klimke die Prüfung der Klasse M** vor Michael Dahlkamp auf Salvatore und Jens Hoffrogge auf Ready to do.

Jan Büsch vom Annaberger Hof belegt Rang fünf hinter Andreas Ostholt, dem Deutschen Meister von 2011. Für Klimke ist es bereits der zweite Erfolg an diesem Tag. Vormittags hatte sich die 46-Jährige mit dem Schimmel Calicool bei der L-Zwei-Phasen-Prüfung (mit Hindernissen bis 1,20 m Höhe) durchgesetzt, ihre gerade zwölfjährige Tochter Greta belegte dort den dritten Platz mit Altstar und Olympiasieger Abraxxas.

Trotz Krankheit und 200 Kilometer langer Anreise hat es sich Klimke nicht nehmen lassen, hier teilzunehmen. "Wir sind sehr gut mit der Familie Schneider befreundet. Als Dirk Schneider mich gefragt hat, war klar, dass ich hier dabei bin", sagt die Amazone.

Klimke ist nicht die einzige Prominente. Lena Schöneborn, Olympiasiegerin im Modernen Fünfkampf, ist genauso vor Ort wie Reitsportlegende Hans-Günter Winkler. Die Reitsportszene ist gerne zu Gast auf dem traditionsreichen Gut Broichhof. Seit 1985 ist die Reitschule Landesstützpunkt der rheinischen Vielseitigkeitsreiterei, ab 1998 wurden viele Jahre lang große nationale und internationale Turniere ausgerichtet und seit einigen Jahren bereitet sich die deutsche Vielseitigkeits-Equipe hier auf große Turniere vor.

Zuletzt im August, als sich das Team den Feinschliff für die Goldmedaille bei den Weltreiterspielen in der Normandie holte. "Was man für uns hier auf die Beine gestellt hat, war unglaublich", erinnert sich Klimke. Selbst Kamera-Attrappen wurden angebracht, um das WM-Viereck detailgetreu wiederzugeben. "Das war perfekt", so die Weltmeisterin. "Perfekt" nennt Veranstalter und Senior-Hausherr Dirk Schneider den Tagesverlauf: "Das ist Wahnsinn bei toller Stimmung."

Die Zuschauer sind aus ganz Nordrhein-Westfalen angereist. Bei strahlendem Sonnenschein bekommen sie hochklassigen Sport geboten. Neben den beiden außergewöhnlichen Zwei-Phasen-Prüfungen gibt es zahlreiche weitere Events wie das Jump & Drive, an dem Schöneborn teilnimmt.

Die Sportler betreiben Werbung in Sachen Reitsport. Nicht von ungefähr. "Ich wünsche mir sehr, dass das keine einmalige Sache bleibt", sagt Klimke: "Es wäre schön, wenn hier wieder große Turniere ausgerichtet werden können."

Dazu fehlt allerdings das nötige Kleingeld. Und die Sponsorensuche läuft schleppend. "Es ist unheimlich schwer, einen großen Sponsor zu finden. Sinnvoll wäre ein Pool an Finanziers. Viele machen auch viel", meint Klimke, die sich selbst bereits auf die Suche nach Geldgebern begeben hat - bislang ohne Erfolg. Der Ablauf der Veranstaltung, das gut präparierte Gelände, der hochklassige Sport und nicht zuletzt das sommerliche Wetter liefern überzeugende Argumente für eine Wiederholung des Turniers.

Klimke fühlt sich nach ihren beiden Erfolgen sogar so gut, dass sie sich zu einem Versprechen hinreißen lässt: "Bei der richtigen Unterstützung sehen wir uns hier im nächsten Jahr bei Sonnenschein wieder."

Das findet auch Andreas Ostholt klasse, und Alexandra Werner, die für Rang sechs im M**-Springen 450 Euro bekommt, ergänzt: "Das ist eine tolle Werbung für unseren Sport." Die Rodderbergerin Melissa Vliegen absolviert eine souveräne Runde mit Grafenwerth und wird Siebte.

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