Unterstützung für Sportler Eine Lotterie für den Sport

KÖLN · Vor wenigen Tagen hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière den deutschen Spitzensport für die seiner Meinung nach zu schwachen Leistungen kritisiert. 44 Medaillen bei den Olympischen Spielen 2012 seien angesichts einer staatlichen Spitzensportförderung von 153 Millionen Euro in diesem Jahr zu wenig.

 Hofft auf die Unterstützung durch die Lotterie: Beachvolleyballerin Isabel Schneider.

Hofft auf die Unterstützung durch die Lotterie: Beachvolleyballerin Isabel Schneider.

Der CDU-Politiker forderte "mindestens ein Drittel mehr Medaillen". Diesem Anspruch steht jedoch oftmals eine Wirklichkeit gegenüber, bei der die Athleten alles andere als optimal unterstützt werden.

Zu denjenigen, die darauf immer wieder hingewiesen haben, gehört Robert Harting. Der Diskuswurf-Olympiasieger hat sich deshalb - auch gegen die mittlerweile gewichenen Bedenken des Deutschen Olympischen Sportbundes - für die Einführung der gemeinnützigen Sportlotterie eingesetzt. 30 Prozent der Einnahmen sollen den Kaderathleten zukommen, 20 Prozent sind für die Nationale Anti-Doping Agentur eingeplant.

Derzeit erhalten Spitzensportler, die einem A-Kader angehören, monatlich 300 Euro von der Deutschen Sporthilfe. Durch die Einnahmen der Sportlotterie soll dieser Betrag künftig auf 1000 Euro aufgestockt werden.

Für Isabel Schneider würde das bedeuten, dass sie und ihre Beachvolleyball-Partnerin Teresa Mersmann sich erheblich weniger Existenzängste machen müssten. Die beiden nehmen in der deutschen Rangliste die sechste Position ein. "Unser Traum ist natürlich, eines der beiden Teams zu sein, die nächstes Jahr zu den Olympischen Spielen nach Rio reisen dürfen. Angesichts der starken Konkurrenz ist es jedoch realistischer, dass wir erst 2020 in Tokio dabei sind", glaubt Isabel Schneider.

Die 24-Jährige aus Olpe im Sauerland studiert an der Kölner Universität Betriebswirtschaftslehre. Im Winter will sie fertig werden, sich dann zunächst ganz auf das Beachvolleyball konzentrieren. Derzeit zwingen sie die Ausbildung und der Spitzensport zu einem schwierigen Spagat.

"Das Studium wird um den Sport herum geplant. Vor und nach den Turnieren schreibe ich zurzeit Prüfungen. Wenn sich unsere Gegnerinnen zwischen den einzelnen Spielen erholen, sitze ich in einer ruhigen Ecke und lerne", schildert Isabel Schneider ihren Alltag.

Fast an jedem Wochenende ist sie jetzt im Sommer unterwegs, reist kreuz und quer durch Europa und weit darüber hinaus. Denn um in die Weltspitze vorzudringen - derzeit rangiert das Duo auf Platz 23 in Europa -, muss von April bis Dezember weltweit an Ranglistenturnieren teilgenommen werden.

Dadurch entstehen enorme Kosten. "Wir Beachvolleyballer sind freie Unternehmer. Wir müssen alles selbst finanzieren: Unseren eigenen Trainer, die Trainingslager, die Reisen bis nach China, Mexiko, die USA oder Südafrika. Nur wenn wir ins Hauptfeld der Top-Turniere kommen, werden die Hotelkosten übernommen. Da kommt ein Jahresetat von 60 000 Euro zusammen, bei den Nationalteams sogar doppelt so viel", berichtet Isabel Schneider.

Um die Ausgaben so niedrig wie möglich zu halten, wird viel mit dem Auto gereist, werden günstige Flüge und preiswerte Hotels ausgesucht. Als man kürzlich in Vaduz in Liechtenstein spielte, quartierten sich die Spielerinnen und ihr Trainer in der Jugendherberge ein. Da das Turnier dann gewonnen wurde, konnten die Unkosten sogar ausgeglichen werden. "Dennoch ist es ein langer Weg, bis man die Ausgaben durch Prämien eingespielt hat", sagt Isabel Schneider. Ihr Verein Bayer 04 Leverkusen hilft ihr ebenso wie einige Sponsoren - und natürlich die Eltern. Von der Sporthilfe gibt es im Monat 200 Euro.

Da würde eine deutlich höhere Zuwendung durch die Sportlotterie natürlich enorm helfen. Aus Sicht von Isabel Schneider wäre dies enorm wichtig, um langfristig im internationalen Vergleich mithalten zu können. "Die deutschen Teams gehören mit zur Weltspitze, aber andere Länder holen auf", sagt die Beachvolleyball-Spezialistin.

Der Bevölkerung müsse bewusst gemacht werden, welche Anstrengungen Spitzensportler auf sich nehmen. "Wir trainieren viel, um Medaillen auch für Deutschland zu gewinnen. Aber wir stehen sehr alleine da. Es wäre schön, wenn die Gesellschaft uns stärker unterstützen würde, eben auch durch die Sportlotterie. Wer da mitmacht, hilft uns und kann persönlich auch noch etwas gewinnen. So gesehen ist das Geld doch gut investiert", wirbt Isabel Schneider für die Sache der Athleten und der gemeinnützigen Sportlotterie.

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