Präzisionssportart Bonn entpuppt sich als Magnet für Boule-Liebhaber

Bonn · Am Alten Zoll, vor dem Poppelsdorfer Schloss oder im Panoramapark - für ihre Leidenschaft haben sie sich die schönsten Plätze der Stadt ausgesucht. In Bonn spielt man Boule. Gerade jetzt im Sommer fliegen die bis zu anderthalb Kilogramm schweren Kugeln vermehrt durch die Lüfte.

Zielsicher vor traumhafter Kulisse: Boule in Bonn.

Zielsicher vor traumhafter Kulisse: Boule in Bonn.

Foto: Simon Bartsch

Das Objekt der Begierde ist ein kleines Kügelchen, das Schweinchen. Bonn scheint ein wahrer Magnet für die ambitionierten Sportler zu sein. Kein Wunder. Schließlich blickt die Stadt auf eine lange Tradition zurück.

Vor genau 50 Jahren wurde von Mitarbeitern der französischen Botschaft und interessierten Deutschen der erste und damit auch der älteste noch aktive Boule-Verein Deutschlands gegründet. Der 1. Boules Club Pétanque Bonn Bad Godesberg spielt aktuell in der Bundesliga. Momentan belegt der BCP dort den achten Tabellenplatz.

"Aus Bonn gingen wesentliche Impulse für die Sportart in Deutschland hervor. Gemessen an der Einwohnerzahl haben wir mit 300 Mitgliedern in den vier Vereinen und der SG Auerberg eine wahre Hochburg", erklärt Manfred Kremer, der Sprecher der Bonner Boule-Vereine, die Gründe für den Boom.

In Sachen Boule hat Bonn unheimlich viel zu bieten. Ob bei den Altstadtfreunden Bonn, den Funny Poppelsdorf, dem Boule-Club Ennert oder der Spielgemeinschaft der Boulefreunde Bonn-Auerberg - ein Hauch Frankreich weht durch fast die ganze Stadt. Denn ihre Ursprünge findet die Sportart beim Landesnachbarn.

1910 wurde dort der erste offizielle Pétanque-Wettbewerb ausgetragen. In Frankreich ist die Variante Pétanque Nationalsport. Drei Million Menschen spielen Boule. Hier gibt es auch die einzigen Spieler, die von der Sportart leben können. Bei großen Turnieren wie dem Mondial la Marseillaise gehen mehr als 10.000 Boule-Akteure an den Start.

Vor über 50.000 Zuschauern pro Tag spielen die Sportler Prämien im sechsstelligen Bereich aus. In Deutschland fristet Boule dem Dasein einer Randsportart. Und doch erfreut sich die Präzisionssportart wachsender Beliebtheit. "Wer einmal Boule gespielt hat, will gar nicht mehr aufhören. Da besteht eine hohe Suchtgefahr", erklärt Kremer.

So sind in unseren Gefilden mittlerweile rund 17.000 Spieler in 620 Vereinen organisiert. Ob jung oder alt, Akademiker oder Handwerker - jeder spielt Boule. Und das kommt nicht von ungefähr. Die Regeln sind für jedermann zu verstehen, die Ausrüstung vergleichsweise günstig. Doch allem voran scheint das Lebensgefühl zu faszinieren. "Die meisten Boule-Spieler sind frankophil angehaucht. Man muss schon etwas für Frankreich übrig haben. Gerade im Sommer hat das Spiel etwas ganz besonderes", so der Spieler der Altstadtfreunde weiter.

Es ist das besondere französische Flair, das eine Vielzahl der Sportler auf die Bahnen lockt. Zwar können die hiesigen Plätze nur selten mit den Platanen wie in Frankreich dienen, vor der imposanten Kulisse des Poppelsdorfer Schlosses oder direkt am Rhein am Alten Zoll weht dennoch ein Hauch Sommerurlaub. Zumal der Leistungsgedanke bei den meisten Boule-Spielern nur eine untergeordnete Rolle spielt. "Es ist eine Sportart, die alles hat. Ob Leistungssport oder Hobby - eine gewisse Lockerheit ist immer dabei. Und wir sind untereinander alle gut befreundet. Boule hat etwas Familiäres", erklärt Kremer. Ein besonderes Lebensgefühl.

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