Interview mit Uwe Krupp "Wer nicht mitmacht, fliegt raus"

Köln · Shorts, Flip-Flops, blaues Polo-Shirt und ein Becher Kaffee: Uwe Krupps Freizeitlook passt zu den aktuellen Sommertemperaturen. Eine Woche, bevor Krupp seine Kölner Eishockeyprofis wieder zum Mannschaftstraining aufs Eis bittet, sprach Martin Sauerborn mit dem Kölner Trainer.

Dieser Mann gibt bei den Kölner Haien weiterhin die Richtung vor: Trainer Uwe Krupp.

Dieser Mann gibt bei den Kölner Haien weiterhin die Richtung vor: Trainer Uwe Krupp.

Foto: dpa

Herr Krupp, jetzt da Franz Reindl DEB-Präsident geworden ist, kehren Sie in das Amt des Bundestrainers zurück? Immerhin hatten Sie gemeinsam bis 2011 großen Erfolg mit der Nationalmannschaft und hätten damals auch gerne in einer Doppelfunktion weitergemacht.
Uwe Krupp: Mir ist klar, dass Sie diese Frage jetzt stellen müssen. Aber das Amt des Bundestrainers ist für mich derzeit kein Thema.

Was sagen Sie zur Wahl Reindls?
Krupp: Franz hat vor der Wahl eine super Kampagne gemacht und alle wichtigen Themen angesprochen. Und er hat eine gute Mannschaft für den Vorstand zusammengestellt. Es ist auf jeden Fall ein gewisser Neustart. Aber es wird darauf ankommen, ob er die Kooperationen, die er braucht, um die alten Strukturen in Bewegung zu bekommen, auch erhält.

Reindl nennt die Nationalmannschaft als Schlüssel für den Erfolg des Eishockeys in Deutschland. Was muss geschehen, damit die Nationalmannschaft um Medaillen mitspielen kann?
Krupp: Wir müssen in Deutschland Spieler ausbilden und Nachwuchszentren gründen. Das ist das A und O, das bestimmt den Wert des deutschen Eishockeysports. Wir werden sehen, wer da wie mitmacht. Fest steht, wenn es die Familie Hopp und das Nachwuchsprojekt in Mannheim nicht geben würde, wäre das deutsche Eishockey schon längst abgestürzt. Es ist keine Utopie, dass wir ein Land wie Finnland einholen können. Das Potenzial an Spielern besitzt Deutschland.

Warum haben die Kölner Haie gerade zwei Kanadier und einen US-Amerikaner für die neue Saison verpflichtet, die alle drei um die 30 Jahre alt sind?
Krupp: Wir haben nach Rechtsschützen gesucht, die über Europaerfahrung verfügen, eine gewisse Reife haben und das Potenzial besitzen, uns offensiv zu helfen. Mike Iggulden und Jamie Johnson kennen Europa gut und haben beide schon KHL gespielt. Bei Iggulden haben wir zudem positive Rückmeldungen aus seiner Zeit in Schweden. Johnson hat in der AHL schon mit Chris Minard zusammengespielt. Und beide können Mittelstürmer spielen. Für Evan Rankin ist es das erste Jahr in Europa. Ich denke, er passt vom Typ her in unser System und unsere Mannschaft.

Was sagen Sie Spielern, die Sie verpflichten wollen, über die Kölner Haie?
Krupp: Das ist relativ sachlich. Wir haben eine gute Mannschaft, die größte Arena in Europa, gute Fans und ein intaktes Umfeld. Und ich sage ihnen, dass sie topfit sein müssen.

Weil das Training in Köln so hart ist?
Krupp: Weil wir eine möglichst optimale Basis für eine lange Saison legen wollen, an deren Ende wir unter die besten Vier kommen wollen. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, die Spieler zu schleifen. Und wer das nicht mitmacht, fliegt aus dem Kader. Das geht ganz automatisch.

Mit Alexander Sulzer haben Sie auch einen NHL-erfahrenen, deutschen Nationalverteidiger nach Köln lotsen können. Was erwarten Sie von ihm?
Krupp: Alex wird unserer ohnehin schon starken Defensive nochmal einen Schub geben. Er ist ein guter Zweiwege-Verteidiger, der Präsenz zeigt und Verantwortung übernimmt.

Sulzer kennt aus der NHL auch schon die beiden gravierendsten Regeländerungen für die kommende Saison in der Deutschen Eishockey Liga. Wie sehen Sie neben dem neuen Hybrid Icing vor allem die Verlängerung der Angriffsdrittel um etwa 1,50 Meter?
Krupp: Statistisch gesehen fallen im Vergleich zu Nordamerika in Europa drei Prozent mehr Tore nach einem Pass aus der neutralen Zone. Das Spiel wird sich also mehr in die Angriffsdrittel verlagern. Das bedeutet auch, dass es in Über- und Unterzahl noch mehr auf die Special Teams ankommen wird. Für das Überzahlspiel gibt es eben mehr Raum. Was hinter den Änderungen steckt? Das Spiel soll attraktiver werden, es sollen mehr Tore fallen.

Zur Person

Uwe Krupp (geb.: 24. Juni 1965 in Köln) ist ein ehemaliger deutscher Eishockeyspieler und ehemaliger Trainer der deutschen Nationalmannschaft. Seine Laufbahn begann 1982 beim Kölner EC, seit 2011 ist er Trainer der Haie. Als Spieler war Uwe Krupp mit mit der Colorado Avalanche der erste deutsche Stanley-Cup-Sieger. Er erzielte den 1:0-Siegtreffer in der dritten Verlängerung des vierten Finalspiels gegen die Florida Panthers.

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