EM-Qualifikationsturnier 2016 in Bonn? Weltklasse auf der Matte

BONN · Große Reisebusse, Autos aus allen Teilen Europas - die Parkplätze am Hardtberg sind überfüllt. Aus der Hardtberghalle ertönen Schreie.

 Ein Turnier der Extraklasse: Insgesamt starteten rund 850 Kämpfer in der Hardtberghalle.

Ein Turnier der Extraklasse: Insgesamt starteten rund 850 Kämpfer in der Hardtberghalle.

Foto: Bartsch

Sportler in den Trainingsanzügen ihres Nationalteams, Schlachtenbummler, wie man sie eigentlich nur von Fußballspielen kennt. Doch in der Halle gibt es an diesem Wochenende keine Mannschaftssportart, im Bonner Westen hat sich die Taekwondo-Nachwuchs-Elite versammelt. Mehr als 650 Kämpfer sind zum Bundesranglisten-Turnier erschienen, am Folgetag kommen 200 weitere der zweiten Leistungsklasse hinzu.

"Wir veranstalten das Turnier jetzt im siebten Jahr", so Dimitrios Lautenschläger. "Es hat fast schon Tradition." Seit einem halben Jahr beschäftigt sich der Trainer des TKD Swisttal mit der Organisation des großen Turniers. Anfragen an die Vereine, Vermittlung von Hotels oder Unterkünften bei Familien, Shuttle-Busse oder Sponsorensuche - in den vergangenen sechs Monaten gab es viel zu tun. Vereinsmitglieder und Angehörige - insgesamt helfen Lautenschläger 60 Ehrenamtliche an drei Tagen bei der reibungslosen Durchführung

Auch an diesem Tag ist Lautenschläger im Dauereinsatz. Er schüttelt hier ein paar Hände, gibt dort ein paar Anweisungen und kontrolliert den reibungslosen Ablauf. "Die Organisation ist jedes Jahr aufs Neue ganz schön schweißtreibend", so Lautenschläger. Viel Aufwand, der sich aber lohnt. Denn die Europäische Taekwondo-Union hat es sich nicht nehmen lassen, eine Delegation nach Bonn zu schicken.

Auch der Präsident der Deutschen Taekwondo Union, Soo-Nam Park, ist anwesend. "Hier gibt es einige Talente, die wir sicherlich schon bald bei Olympischen Spielen sehen werden", so Park. Talente wie Ranye Drebes. Der 14-Jährige wird Im Rahmen des Turniers von Antonio Barbarino, Präsident der Nordrhein-Westfälischen Taekwondo Union, für seine guten Leistungen bei den jüngsten internationalen Turnieren geehrt. Heute darf der frisch gebackene Kadetten-Weltmeister nicht eingreifen. "Er hat sich eine Pause verdient und sollte erst einmal regenerieren", so Lautenschläger.

Für die internationale Delegation geht es aber nicht um die Sichtung junger Talente, die Taekwondo-Prominenz will sich einen Eindruck vom Standort Bonn machen. Denn im April kommenden Jahres soll der President Cup, ein Qualifikationsturnier für die Europameisterschaft 2016 in Montreux, in Bonn ausgerichtet werden. "Dimitrios hat hier wirklich gute Arbeit geleistet" sagt Park.

Das spiegelt sich auch in der Qualität der Kämpfe wider. Auf insgesamt zehn Wettkampfmatten stehen sich die Sportler unterschiedlicher Altersklassen gegenüber. Erstmals treten Kämpfer des TKD Swisttal, des OTC Bonn, von Olympic Taekwondo Siegburg und der Sportschule Choi in einem gemeinsamen Team an.

Und das erfolgreich. Hinter einer Auswahl der türkischen Nationalmannschaft belegt die Kombo Bonn/Rhein-Sieg einen guten zweiten Rang in der Gesamtwertung. "Das hat unheimlich gut funktioniert. Wir müssen hier in der Region Synergien schaffen, von denen alle profitieren können", so Lautenschläger. "Es geht darum, die Leistungssportler in der Region zu halten."

Dabei greift auch das zweite Aushängeschild des TKD Swisttal, Yanna Schneider, nicht aktiv in das Kampfgeschehen ein. Zurücklehnen kann sich die Bonnerin aber nicht. "Ich bin heute als Trainerin im Einsatz", sagt Schneider. "Das ist nicht ganz so anstrengend." Die 19-Jährige kümmert sich um Lorina Faust und nimmt Lautenschläger ein wenig Arbeit ab. Und die Top-20-Kämpferin ist doch im Stress. Lautstark und gestenreich unterstützt sie das Nachwuchstalent. Es gibt Ärger mit den Punktrichtern. "Die wissen gar nicht genau, was sie da entscheiden", sagt sie. Doch der Ärger ist trotz knapper Niederlage schnell vergessen.

Auf einer anderen Matte kämpft bereits der nächste TKD-Vertreter, der deutsche Vize-Meister der Junioren, Martin Stach. Nach starkem Kampf unterliegt er im Halbfinale einem Vertreter der türkischen Auswahl, muss aber mit einer Verletzung ins Krankenhaus gebracht werden. Noch am Abend gibt es Entwarnung - und damit auch für Stach das doch noch positive Ende eines insgesamt gelungenen Turniers.

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