Kommentar zur TV-Rechtevergabe für die Olympischen Spiele Von wegen erste Reihe

Bonn · Die Internationale Olympische Komittee hat entschieden: Die Olympischen Sommer- und Winterspiele zwischen 2018 und 2014 werden bei Eurosport - und wohl nicht bei ARD und ZDF - zu sehen sein. Die Zeiten, als der TV-Sport-Konsument bei den Öffentlich-Rechtlichen tatsächlich noch in der ersten Reihe saß, sind vorbei. Ein Kommentar.

Ihre einst einprägenden Slogans können ARD und ZDF langsam in die Werbetonne kloppen. Die Zeiten, als der TV-Sport-Konsument bei den Öffentlich-Rechtlichen tatsächlich noch in der ersten Reihe saß, sind vorbei. Aus Boris Beckers einstigem Wohnzimmer in Wimbledon berichtet der Bezahlsender Sky, bei der Handball-WM in Katar saßen ARD und ZDF nicht einmal mehr auf der Ersatzbank, und auch den Stammplatz in der Fußball-Nationalmannschaft haben die beiden Fernseh-Flaggschiffe verloren. Die EM- und WM-Qualifikationsspiele überträgt RTL.

Nun könnte man es begrüßen, dass beide Anstalten den Rechte-Wahnsinn nicht mitmachen, sondern behutsam mit dem Geld ihrer Gebührenzahler umgehen. Angesichts von 50-Millionen-Verträgen für zweitklassige Boxkämpfe (ARD) und 55 Millionen pro Jahr für die Übertragung der Champions League (ZDF), die zuvor bei Sat.1 ebenfalls frei empfangbar zu sehen war, lässt sich über diese Deals allerdings trefflich streiten.

Umso unverständlicher ist es, dass beide Sender die Rechte-Vergabe der Olympischen Spiele praktisch als Selbstläufer betrachtet haben. Dass dieser neben Fußball-EM und -WM größte Quotenbringer nun wegzubrechen droht, ist eine Ohrfeige für ARD und ZDF. Bei der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees, die Fernsehrechte für die Spiele von 2018 bis 2024 an den Spartensender Eurosport zu vergeben, spielte aber nicht nur das Geld eine Rolle. IOC-Präsident Thomas Bach will die Jugend erreichen. Das kann er über Eurosport und die dem Sender angeschlossenen digitalen Plattformen effizienter als über die Dinos der Branche.

Aus Platzhirschen werden nun Bittsteller. ARD und ZDF müssen darauf hoffen, dass Eurosport, um die Kosten von 1,3 Milliarden Euro zu refinanzieren, den leer ausgegangenen Öffentlich-Rechtlichen Sublizenzen überträgt. Ins Pay-TV abwandern wird Olympia hierzulande nicht. Das schließt der Rundfunkstaatsvertrag aus.

Nach diesem Deal bleiben viele Fragen offen, nur eines steht fest: Eine Gebührenermäßigung für den auch bei Olympia aus der ersten Reihe verbannten Fernseh-Zuschauer werden ARD und ZDF trotz der Millionen-Einsparung ganz sicher nicht beschließen.

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