Meckenheimer Reiter-Club (MRC) besteht seit 70 Jahren Vom Humpenschwingen zum großen Sport

BONN · Auf der Burg Münchhausen hat der Verein seit 1969 sein Domizil. Ab Donnerstag (21. Juli) feiert der Meckenheimer Reiter-Club (MRC) mit einem großen Springturnier über zwei Wochenenden und einem bunten Rahmenprogramm sein Jubiläum. Seit der Clubgründung sind 70 Jahre vergangen. Ein Blick zurück:

Beim sonntäglichen Reiten auf einer Weide und einem Stoppelfeld des Hambuchshofes nahe Lüftelberg kam es schon einmal vor, dass die Reiter aus vorbeifahrenden Zügen der Alliierten zum Spaß mit Leuchtspurmunition beschossen wurden. So geschehen im Jahre 1946. Das verrät die Vereinschronik des MRC, der vor 70 Jahren aus der Taufe gehoben wurde - und zwar im Gasthof/Metzgerei Hubert Schmitz in Meckenheim, im Frühjahr 1946.

Geritten wurde ab 1947 auf einem ausgebauten Platz am Jagdhaus Linden im Kottenforst und auf allen westdeutschen Turnieren. Josef Höllen auf der dunkelbraunen Oldenburger Stute "Olga", Rolf-Erich Freund und "Liesel", "Heidi" und "Atti" waren überall bekannt, schrieb der erste Vorsitzende Fritz Ley.

Der große Vereinsanhang fuhr im Omnibus mit zu den Turnieren. In den 1950er Jahren wurde das Trainingsreiten nach Meckenheim auf den Schützenplatz verlegt. Als Nachfolger eines Aachener Reitlehrers (der mit Höllens Auto nicht mehr wiederkam) wurde der frühere Bonner Tattersaal-Besitzer und Altmeister der Dressur, Kurt Henke, gewonnen.

Die MRC-Turniere wurden einige Male auf dem Sportplatz, einmal auf Hörnigs Weide an der Adendorfer Straße und am 5. Oktober 1947 im Ersdorfer Bahndamm veranstaltet. Als Sondereinlage fegte damals ein kleiner Junge auf einem Pony namens "Citta" über den Parcours und verursachte Beifallsstürme der Zuschauer. Aus diesem Knirps wurde einer der erfolgreichsten Reiter des Rheinlandes: Hubert Nettekoven senior von Burg Münchhausen.

1957 kamen die Mitglieder des MRC zur Reitergemeinschaft Bonn-Land nach Burg Miel, wo es eine Halle gab. Hauptveranstaltungen waren damals vor allem große Fuchsjagden im Herbst. Mitte der 1960er Jahre bestand außer Sonntagsritten die Hauptbeschäftigung des MRC im "Humpenschwingen" bei "Strengs Möpp" in Rheinbach. 1969 ließ Hubert Nettekoven großen Plänen Taten folgen, und mit vereinten Kräften wurden zu der Reithalle auf Burg Münchhausen noch ein Springplatz und eine überdachte Tribüne geschaffen. So weit die Erinnerungen von Fritz Ley aus dem Jahr 1970.

1971 gab es ein großes Jubiläumsturnier des MRC im Schlosspark zu Adendorf mit viel Prominenz. Auch das 50-jährige Bestehen wurde groß gefeiert: Reitsport und Pferdezucht waren 1996 aktueller denn je. 240 Mitglieder zählte der Club. Seit dem Wechsel des Vereins nach Adendorf auf die Burg war unter Nettekovens Regie ein Reiterdomizil entstanden, das allen Anforderungen eines modernen Reitbetriebes gerecht wurde.

Eine zweite Reithalle war dazugekommen sowie ein großer Springplatz und ein Restaurant mit Blick in beide Hallen. Eine Deckstation wurde errichtet, ebenso Führanlagen und eine weitläufige Trainingsbahn für Fahrer. Erfolgreiche MRC-Reiter sammelten zahlreiche Siege und Platzierungen auf rheinischen und deutschen Meisterschaften, nahmen sogar an einer Europameisterschaft teil.

Turniere gab es reichlich auf Burg Münchhausen: kleine und große, des Öfteren auch die Kreismeisterschaften, 1985 die deutsche Meisterschaft und die Weltmeisterschaft der Studentenreiter. 1986 bei einem großen Dressurfestival mit der gesamten deutschen Dressur-Spitze sah man auch eine Reiterin, die ein Dreiviertel-Jahr später Olympiasiegerin und anschließend Weltmeisterin wurde: Nicole Uphoff mit Rembrandt.

Ab 1997 vollzog sich ein Generationenwechsel. Hubert Nettekoven sen. gab die Leitung der Reitanlage an seinen Sohn Manfred ab und widmete sich seiner großen neuen Passion, dem Trabrennsport. Die zum größten Teil selbst gezogenen Traber erzielen enorme Erfolge.

Aktuell hat der Club mehr als 200 Mitglieder, über 100 von ihnen starten regional, national und international erfolgreich bei Turnieren.

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