Gelassenheit im Wettkampf Trainieren für die Taekwondo-Weltmeisterschaft in Südkorea

BONN · Martin Stach und Yanna Schneider aus Swisttal sowie Saerom Kim vom OTC Bonn nehmen an der Taekwondo-Weltmeisterschaft in Südkorea teil.

 Eingespielte Trainingspartner: Die Swisttaler Taekwondoka Martin Stach und Yanna Schneider.

Eingespielte Trainingspartner: Die Swisttaler Taekwondoka Martin Stach und Yanna Schneider.

Foto: Bauer

Martin Stach befindet sich gerade im Training in Südkorea, als er seine Abschlussnote erfährt. 1,7 – ein Einser-Abi. Dass der Schüler des Tannenbusch-Gymnasiums vor lauter Freude in Partystimmung verfällt, ist unwahrscheinlich. Der 18-jährige Taekwondoka ist einer von der ruhigeren Sorte. Selbst wenige Tage vor WM-Beginn (24. bis 30. Juni) scheint Aufregung ein Fremdwort für den Swisttaler zu sein. „Das hält sich absolut in Grenzen“, sagt er gelassen. „Vielleicht kommt das vor dem ersten Kampf.“ Stach will sich nicht verrückt machen lassen. Mit seinen 18 Jahren, als 43. der Weltrangliste, hat er bei den Titelkämpfen in Muju nichts zu verlieren.

„Ich würde mir diese Gelassenheit im Wettkampf wünschen“, sagt sein Heimtrainer Dimitrios Lautenschläger. „Da ist er oft noch ein wenig grün hinter den Ohren.“ Dem Kämpfer des TKD Swisttal fehlt es tatsächlich an Erfahrung. Und das, obwohl Stach im Alter von sechs Jahren zum Kampfsport fand. „Du musst Sport machen“, sagte seine Mutter ihm damals. Er entschied sich für Taekwondo. „Als Martin damals zu mir kam, war er sehr schüchtern, geradezu unsicher“, erinnert sich Lautenschläger. „Ihm fehlte der Biss.“

Vor nicht einmal fünf Jahren kam der Sinneswandel. „Mit 13, vielleicht 14 Jahren bin ich zum Trainer und habe ihm gesagt, dass ich jetzt auch auf internationale Turniere gehen will, wie die anderen Kämpfer“, sagt Stach. Lautenschläger will erst Leistung sehen und wird überrascht. Innerhalb weniger Jahre wird Stach zu einem weiteren Vorzeigeathleten des TKD Swisttal. 2017 wird er deutscher Meister. Stach gilt als hervorragender Techniker. Der ganz große Wurf wäre bei der WM allerdings eine Überraschung. „Ich lasse es einfach auf mich zukommen“, sagt Stach cool.

Ganz so unbekümmert geht Yanna Schneider nicht an den Start. „Ich spüre die Anspannung schon“, sagt die Studentin der Wirtschaftspsychologie. „Das ist vor jedem Kampf so.“ Trotz ihrer noch jungen 21 Jahre ist Schneider so etwas wie der alte Hase des TKD Swisttal. Vor fünf Jahren gewann sie bei der Junioren-WM in Ägypten Gold. In diesem Jahr hat sie sich auf der Weltrangliste bis auf den fünften Platz vorgekämpft. Chancen rechnet sich Schneider schon aus, Mitfavoritin ist sie nicht. Aber: „Ich bin ein Kopfmensch“, sagt Schneider. „An so einem Tag muss einfach alles passen.“ Die Psyche spielt bei Schneider eine wichtige Rolle. Unterstützung erhält sie aus der Ferne von Lautenschläger sowie vor Ort von Martin Stach. „Wir sind schon wie ein Geschwisterpaar“, sagt sie. „Wir können uns komplett aufeinander verlassen.“

Der OTC Bonn schickt ebenfalls eine Kämpferin ins Rennen. Saerom Kim hat sich für die WM qualifiziert und wird bereits am ersten Wettkampftag in das Geschehen eingreifen. „Ich möchte so weit wie möglich kommen“, sagt Kim. „Eine Medaille wird aber schwer.“ Ihre Eltern stammen aus Südkorea, der Vater betreibt eine Taekwondo-Schule in Köln. Vor dem Trainingslager hat sie noch Verwandte in Südkorea besucht. Auch sie blickt der WM entspannt entgegen. So wie Martin Stach. Der hatte sich vor der Abreise nach Südkorea noch einen möglicherweise entscheidenden Tipp von der Mutter geholt: „Bitte auf keinen Fall zu scharf essen!“

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