Tränen zum Abschied für Ahrweiler Rad-Profi

Der Ahrweiler Rad-Profi Björn Glasner beendet seine Karriere mit einem prominent besetzten Rennen - und gewinnt. Zum Rennen and die Ahr kamen unter anderem der Deutsche Meister Christian Knees, Teamkameraden und Freunde.

Tränen zum Abschied für Ahrweiler Rad-Profi
Foto: Martin Gausmann

Ahrweiler. 31 Jahre hat Björn Glasner im Sattel gesessen. Als Profi hat er mit seinem Sportgerät in gut 1000 Rennen mehrfach die Welt umrundet. In Ahrweiler ist der 37-Jährige am Freitagabend zum letzten Mal aufs Rad gestiegen, um nach 50 Kilometern den letzten Sieg seiner Karriere zu feiern.

Angeführt vom Deutschen Meister Christian Knees waren langjährige Weggefährten, Teamkameraden und Freunde an die Ahr gekommen, um "Glasi" einen gebührenden Abschied zu bereiten. Rund 70 Profis standen Spalier, als Björn Glasner begleitet vom Bläck-Fööss-Klassiker "Bye bye my Love" auf dem Ahrweiler Marktplatz zum Start seines Abschiedsrennens rollte. Es sollte ein hoch emotionaler Abend werden. Für die erste Überraschung sorgte Florian Monreal, als er seinem Kapitän beim Team Kuota Indeland ein Trikot überreichte, das aus den Hemden aller Teams zusammengesetzt worden war, für die Glasner in insgesamt 15 Profijahren in die Pedale getreten hat.

Im bunten Dress war der 37-Jährige für die 2 500 Zuschauer, die sich um den knapp 1 000 Meter langen und durch die Ahrweiler Altstadt führenden Rundkurs versammelt hatten, kaum zu übersehen. Nachdem Radsportlegende Rudi Altig das Feld auf die Strecke geschickt hatte, zeigte sich schnell, dass das Abschiedsrennen keine Bummeltour werden würde. Von Beginn an gaben die Fahrer mächtig Druck auf die Pedale und fegten im Kampf um Prämien mit einem Stundenmittel von gut 40 Kilometer über das Kopfsteinpflaster.

Geprägt von ständigen Führungswechseln, glich die Liste der jeweiligen Spitzenreiter einer illustren Ansammlung internationaler Radsportgrößen der vergangenen Jahre: David Kopp, der nach seiner Doping-Sperre beim Team Kuota Indeland angeheuert und auf Anhieb den Klassiker Köln-Schuld-Frechen gewonnen hat, sicherte sich nach fünf Runden die erste Prämie. Die Verfolgergruppe führte zwischenzeitlich Sven Teutenberg an, der unter anderem bei US Postal an der Seite von Lance Armstrong und bei Coast/Bianchi für den damaligen Kapitän Jan Ullrich gefahren ist.

Die großen Ullrich-Jahre beim Team Telekom hat auch Ralf Grabsch erlebt. Der Sportliche Leiter vom Team "Milram" war zwei Jahre nach seinem Karriereende ebenfalls noch einmal aufs Rad gestiegen. An der Spitze des Feldes zeigte sich nach 31 Runden auch Andreas Kappes. Der 44-jährige Kölner hat 1988 eine Etappe beim Giro d"Italia gewinnen können und avancierte mit 24 Siegen zum Sechs-Tage-König. Trotz sichtbarer Spuren des schweren Sturzes vor drei Wochen bei der Eneco-Tour drückte nicht zuletzt Christian Knees dem Rennen seinen Stempel auf. Der 29-jährige Meckenheimer ließ sich auch von einem Defekt nicht davon abhalten, um den Sieg mitzufahren.

Dabei hatte er vor dem Rennen "hellseherische" Fähigkeiten bewiesen: "Wenn Björn bis zur letzten Runde mithalten kann, können wir drüber reden, ob ich ihn in seiner Heimatstadt gewinnen lasse." Im Finale ganz vorne mit dabei war auch Knees' Teamkollege Luke Roberts. Der Mannschafts-Olympiasieger von 2004 fuhr bis zu seinem Wechsel zu Milram Ende letzten Jahres gemeinsam mit Glasner bei Kuota Indeland. Der Hausherr selbst hatte sich zwei Drittel des Rennens vornehm zurückgehalten, ehe er in der 33. Runde erstmals die Führung übernahm.

Bis zur letzten Runde hatte er sich mit Knees auf dem technisch anspruchsvollen Kurs einen Vorsprung von 50 Metern auf die Verfolger erarbeitet, ehe er auf der Zielgeraden auch den Meckenheimer distanzierte. Zu Tränen gerührt zeigte sich der 37-Jährige auf dem Siegerpodest, als David Kopp verkündete, dass die Fahrer zusammengelegt hätten, um Karen Cox nach Ahrweiler zu holen. Die Südafrikanerin ist die Mutter von Ryan Cox. Den südafrikanischen Straßenmeister und Glasner verband seit den gemeinsamen Tagen beim Team Cologne eine tiefe Freundschaft, bis Cox im August 2007 eine geplatzte Arterie im Bein plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen hatte.

Das Motto des Abends hatten die Fahrer zudem auf einer Torte verewigen lassen: "Goodbye Glasi" stand da in Schokolade geschrieben. "Tschüss Ahrweiler", meinte ein sichtlich bewegter Björn Glasner, der Anfragen von Profi-Teams, als Team-Manager tätig zu werden, zwar abgelehnt habe, dem Radsport aber auch in Zukunft erhalten bleiben wird. Er wird einen Internetshop mit eigener Radmarke betreiben.

Kurz gefragt Mit dem künftigen Ex-Profi Björn Glasner sprach Christoph Lüttgen.

General-Anzeiger: Herr Glasner, was werden Sie künftig am meisten vermissen?

Björn Glasner: Ganz sicher das Reisen. Ich war jedes Jahr 200 Tage unterwegs, regelmäßig in Thailand, Indonesien, Java und zuletzt in Mexiko. Künftig werde ich den Winter wohl in Deutschland verbringen müssen.

GA: In 15 Jahren als Radprofi haben Sie Höhen und Tiefen erlebt. Was wird Ihnen in besonderer Erinnerung bleiben?

Glasner: Das wird sicher der Sieg bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt sein, die ich als erster Rheinland-Pfälzer gewonnen habe. Aber auch die Deutsche Meisterschaft 1997 in Berlin, wo ich als Jungprofi der einzige war, der als Fünfter in die übermächtige Phalanx der Telekom-Profis hat einbrechen können, wird unvergesslich bleiben.

GA: Was hätten Sie als Profi gerne noch erreicht?

Glasner: Das einzige, was ich bedauere ist, dass ich nie Gelegenheit hatte, die Tour de France mitzufahren.

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