Zum Finale geht es ins Wasser Das G-A-Team testet Springreiten beim Reitverein Rheinische Höhen

Bad Honnef · Das G-A-Team trainiert einen Tag bei Vereinen aus Bonn und der Region mit. In dieser Folge hat sich Online-Mitarbeiter Sebastian Meltz beim Springreiten beim Reitverein Rheinische Höhen in Bad Honnef versucht. Sein Trainingspartner für den Tag: Hannoveraner "Rudi".

 Sebastian Meltz durchreitet ein Wasserbecken im Geländeparcours.

Sebastian Meltz durchreitet ein Wasserbecken im Geländeparcours.

Foto: Nicolas Ottersbach

Am Fuße des Siebengebirges, umgeben von Wäldern, liegt die historische Reitanlage am Hagerhof. Die Idylle hat eine beruhigende Bewirkung – das ist auch bitter nötig, denn an diesem Tag darf ich als Mitglied des G-A-Teams dem Reitverein Rheinische Höhen einen Besuch abstatten. Sonst Freier Mitarbeiter der Online-Redaktion, stelle ich mich heute einer eher ungewöhnlichen Herausforderung, dem Springreiten. Der Grund meiner Aufregung: Ich habe noch nie auf einem Pferd gesessen. Also beobachte ich zunächst den laufenden Trainingsbetrieb. Wenn die Springreiter ihre Pferde aus dem Galopp in den Sprung treiben, entwickeln die Tiere eine unglaubliche Kraft – ein beeindruckendes Bild. Zu meiner Sicherheit bekomme ich Sturzweste und Helm. „Der Rudi ist auch ein ganz lieber“, erfahre ich. Rudi?

Rudimentär, genannt „Rudi“, 13 Jahre alt und Hannoveraner, ein dunkelbrauner Hengst von stattlicher Größe, der in etwa so viel wiegt wie ein alter Rover Mini. Rudi wurde für mich extra aus Königswinter eingefahren. „Besonders an Rudi ist sein sonniges Gemüt“, sagt Besitzerin Daniela Schumann. Während der Hengst seine Gamaschen angezogen bekommt, gesattelt und aufgezäumt wird, blickt er mich mit seinen tiefbraunen Kulleraugen an. Ich habe den Eindruck, dass wir uns sofort verstehen, dabei reiche ich mit Helm gerade an seine Schulterhöhe heran.

Die erste Herausforderung: Aufsteigen

Sebastian Meltz beim Reitverein Rheinische Höhen
3 Bilder

Sebastian Meltz beim Reitverein Rheinische Höhen

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Dann beginnt das Training. Ich steige mit dem linken Fuß in den Steigbügel und schwinge mich elegant in den Sattel. Danka Overhoff, selber erfolgreiche Springreiterin, verpasst mir einen Crashkurs auf dem Springplatz: „Wenn du deine Beine an Rudi drückst, bewegt er sich vorwärts. Die Zügel lässt du dann langsam nach.“ Es funktioniert tatsächlich. Nach zwei, drei Runden erhöht sie die Schlagzahl: Trab. Ruckartig verändert sich der Rhythmus und ich habe mühe, nicht aus dem Sattel zu fliegen. Ich bremse ab, weil ich ein bisschen Panik bekomme. Dann schalten wir in den nächsten Gang – Galopp.

„Vom reinen Bewegungsablauf her ist das einfacher“, erklärt Overhoff. Ich werde trotzdem ziemlich durchgeschüttelt. Wenn ich meinen Bewegungsablauf auf dem Pferd mit dem der anderen Reiter vergleiche, wird mir klar, wie viel Training in dieser Sportart steckt. Vom Springreiten bin ich noch Meilenweit entfernt. Für das erste Hindernis legt Overhoff ein paar Stangen auf den Boden. Mein Auftrag: gerade auf sie zureiten und mit Rudi darüber hinweg spazieren – leichter gesagt, als getan. Mit den Zügeln steuere ich Rudi nach links oder rechts, während ich meine Beine mit voller Kraft an Rudi presse. Dann übernimmt Ingo Butter das Training.

Butter ist einer der erfolgreichsten Springreiter des Vereins. Der 49-Jährige geizt nicht mit klaren Ansagen: „Sebastian, Körperspannung! Wenn du da so im Sattel hängst, wird das nichts.“ Gehorsam befolge ich die Anweisung. Allerdings fangen meine Adduktoren zunehmend an zu flattern. „Etwa zwölf Prozent sind Zügel – der Rest ist Körpersprache“, erklärt er.

Die Abschlussprüfung: Ritt durchs Gelände

„Wollen wir jetzt durch den Wassergraben?“, schlägt er vor. Oha. Meine finale Prüfung steht bevor. Das Wasserbecken im Parcours wird eigentlich gesprungen – aber so weit bin ich noch lange nicht. Das beruhigt. Es gibt eine Stelle, die relativ flach ins Wasser führt. Ich reite an. „Mittig bleiben,“ ruft Butter. Rudi zögert, also treibe ich ihn weiter an und schnalze wiederholt mit der Zunge. Rudi reagiert darauf. Am anderen Ufer erwartet mich schon der tosende Applaus der Vereinsmitglieder, die meine etwa halbstündige Ausbildung auf Schritt und Tritt begleiten.

Zum Schluss kommt Butter noch eine Idee: „Sebastian, siehst du den Wall da vorne?“ Der Wall ist ein ziemlich großer Hügel, der sich an die zwei Meter aus dem Gelände erhebt. Mir schwant böses. „Willst du das versuchen?“ Ich nicke bereitwillig. Grenzt mein Urvertrauen in die eigenen Fähigkeiten bereits an Naivität?

Butter bringt den dunkelbraunen Hengst wieder ordentlich auf Trab und ruft mir, noch bevor ich den Anstieg hochgeschickt werde, den entscheidenden Tipp zu: „Halt dich einfach an der Mähne fest!“ Zum Nachdenken bleibt keine Zeit, dann geht es bergab. „Gut festhalten und das Gewicht nach hinten verlagern“, ruft er. Ich kralle mich in Rudis Mähne fest. Mein Partner macht einen kleinen Satz und trägt mich sicher zurück auf ebenen Boden. „Stark Rudi, gut gemacht!“, raune ich erschöpft und klopfe dem Hengst anerkennend auf seinen muskulösen Hals. Rudi ist schließlich kein Sportgerät.

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