Serie "Im Gespräch" Spielerinnen des SSF Fortuna Bonn sorgen selbst für den Etat

Bonn · Die Volleyballerinnen der SSF Fortuna Bonn schafften es, in der 3. Liga zu bleiben. An die zweite Liga will der Trainer erst gar nicht denken.

 Applaus mal andersrum: Die Volleyballerinnen der SSF Fortuna bedanken sich beim Publikum.

Applaus mal andersrum: Die Volleyballerinnen der SSF Fortuna bedanken sich beim Publikum.

Foto: Wolfgang Henry

3. Liga – da gibt's schon was zu verdienen. Im Handball, im Fußball sowieso. Hier und da sogar im Volleyball. Allerdings nicht bei den SSF Fortuna Bonn. Dort besorgen die Spielerinnen und der Trainer sogar einen Gutteil des Etats. Um so bemerkenswerter ist es, dass der Aufsteiger in der 3.Liga West den Klassenerhalt geschafft hat.

Zu 99 Prozent jedenfalls. „Da ist noch ein einprozentiges Restrisiko“, sagt Trainer Albert Klein. Falls ein Zweitligist freiwillig runtergeht, würde es eventuell einen vierten Absteiger geben. „Der Ausschuss-Vorsitzende der 3. Liga hat allerdings gesagt, dass das nicht passieren wird“, so Klein. „Ich fahre jetzt in den Urlaub und tue das in dem Gefühl, weiterhin ein Drittliga-Trainer zu sein.“

Es war eine Punktlandung, die Klein und sein Team hinlegten. Einen einstelligen Tabellenplatz hatte der Trainer als Saisonziel ausgegeben, Platz neun wurde es. Punktgleich mit Blau-Weiß Aasee auf Rang acht.

Bevor der erste Ball in der 3. Liga geschlagen war, wirkte der Bonner Kader wie ein großes Fragezeichen. Lediglich Lea Neumann, Hannah Lamby und Trainer-Tochter Luisa Reinhardt hatten zuvor auf diesem oder einem höheren Niveau gespielt. Der Rest des Teams war jung und/oder aus unterklassigen Teams gekommen. Dass es bis zum fünften Spieltag dauerte, ehe mit dem 3:0 gegen Emlichheim der erste Saisonsieg gefeiert werden konnte, war deshalb keineswegs überraschend. „Die Mannschaft hat eine gute Entwicklung genommen“, findet Klein. „Und für die nächste Saison ist da durchaus noch Luft nach oben. Allerdings wird die Liga wohl deutlich stärker.“

Stichwort Entwicklung: Auch im Umfeld tat sich einiges. Ein Athletiktrainer triezt die Spielerinnen einmal pro Woche, ein Mannschaftsarzt ermöglicht auch kurzfristig Termine, wenn es irgendwo zwickt. Zudem wurden die Doppelspieltage, die gemeinsam mit den Drittliga-Volleyballern des TuS Mondorf in der Hardtberghalle ausgerichtet werden, optimiert. Musik, ein bisschen Show, vernünftige Verpflegung, Wahl zum Most Valuable Player (MVP) – dieses Paket registrierte sogar der Verband. „Der DVV hat unsere MVP-Wahl aufgegriffen und für die 3. Liga verbindlich gemacht“, erzählt Klein nicht ohne Stolz.

An die 2. Liga verschwendet der Trainer keinen Gedanken

Das alles haben die SSF Fortuna mit einem Saisonetat von knapp 15 000 Euro gestemmt, wobei die Sponsorenakquise vor allem Sache der Mannschaft ist. Rund 7000 Euro kamen zusammen, indem die Spielerinnen einfach auf potenzielle Förderer zugingen. Klein spricht von „Unterstützern“, wenn er Geldgeber meint, und sagt: „In der vergangenen Saison konnten wir eine ganze Reihe gewinnen.“ So langsam gerät die engagierte Truppe allerdings an ihre Grenzen. Zwei weitere Helfer würde sich der Trainer noch wünschen: „Wir könnten Unterstützung in Managementfragen und bei der Videoanalyse gebrauchen.“

Dass die Spielerinnen nicht nur ausreichend Punkte, sondern auch Geld heranschaffen, heißt nicht, dass sie in Watte gepackt werden. „In Emlichheim und Senden haben wir richtig schlecht gespielt“, erzählt Klein. „Danach gab's jeweils eine Mannschaftssitzung, auf der sehr deutlich gesprochen wurde. Einen Spannungsabfall können wir uns in dieser Liga nicht mehr leisten.“

Für die nächste Saison hat der Coach bereits einige Pflöcke eingeschlagen. Viele Spielerinnen wollen bleiben, bislang stehen lediglich Laura Rudnick und Lisa Guillermand als Abgänge fest. Personelle Konstanz soll den nächsten Schritt ermöglichen: „Mit unserem Plus an Erfahrung ist eine Steigerung drin.“ An die 2. Liga verschwendet Albert Klein allerdings keinen Gedanken. Gar keinen: „Da gehen doch für die Auswärtsfahrten oft ganze Wochenenden drauf. Das würden viele Spielerinnen nicht mit ihrem Beruf oder Studium vereinbaren können.“

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